Die Kriegerin der Kelten
einfach: Wir kämpfen. In dem Bemühen, dabei nicht selbst ums Leben zu kommen. Und natürlich müssen wir versuchen, die rechte Flanke zu halten, genauso, wie wir es von Anfang an geplant hatten. Das hier ist schließlich noch nicht das Ende.«
Obwohl Cunomar ganz am anderen Ende des Schlachtfelds stand, spürte er das Entsetzen, das durch die Reihen der Krieger wogte, als der Angriffskeil, zu dem sich die Bataver formiert hatten, einfach zerschmettert wurde.
Die Bärinnenkrieger kämpften natürlich zu Fuß und waren folglich langsamer als die Pferde.
Cunomar blieb also gerade noch genügend Zeit, um die Katastrophe, die diese Gräben für ihren Schlachtplan darstellten, zu begreifen und daraus zu schlussfolgern, dass ihnen das Gleiche womöglich auch auf der Seite drohen könnte, auf der er kämpfte. Dann entdeckte er auch schon den Graben, brüllte Ulla und Ardacos, die gemeinsam mit den älteren Bärinnenkriegern die Außenflanke seiner Truppe bildeten, rasch noch eine Warnung zu, und sprang dann mit schaurigem Kampfgeheul auch schon geradewegs über den vor ihm gähnenden Graben hinweg. Sicher auf der anderen Seite angekommen, rannte er dann schnell und immer schneller auf die Legionare zu, die derweil noch abgelenkt waren von dem Blutbad zu ihrer Linken und noch immer jene Langspeere in ihren Händen hielten, die ihre Kameraden schon längst gegen die Krieger geschleudert hatten.
Die Bärinnenkrieger kämpften unter dem Segen ihrer Göttin, daran gab es keinen Zweifel. In der gleißenden Mittagssonne stürmten sie geradewegs unter dem gegen sie gerichteten Speerhagel hindurch, sodass der tödliche und sirrende Hagel in einem sanften Bogen über sie hinwegflog und schließlich, ohne weiteren Schaden anzurichten, einfach hinter ihnen im Gras landete. Kurz darauf hatten die Krieger die Legionare auch schon erreicht, warfen sich gegen die Schilde und die erst halb gezogenen Waffen. Schon sanken die ersten Toten zu Boden, doch diese Opfer stammten nicht aus den Reihen der Krieger.
Mit einem raschen Sprung zur Seite versuchte Cunomar, sich unter einem Schild hindurchzuducken, den einer der Legionare ihm geradewegs ins Gesicht rammen wollte. Plötzlich schmeckte er Blut auf der Zunge, das aus einer Wunde an seiner Wange herabrann - dem Schildbuckel hatte er ausweichen können, die Kante aber hatte ihn dennoch erwischt. Rasch hieb er mit seinem Messer nach einem der ungeschützten Augen des Legionars, spürte, wie das Messer in den Augapfel eindrang und sich dann in das poröse Knochengewebe der Augenhöhle bohrte. Falls der Mann geschrien hatte, so hatte Cunomar dies zumindest nicht gehört. Der Schrei musste wohl in dem um sie herum wütenden Chaos untergegangen sein. Gellend brüllte der Sohn der Bodicea den Namen seiner Mutter, hörte, wie gleich darauf Ulla in seinen Schlachtruf mit einstimmte und schließlich auch Ardacos sein dumpfes Bärengeheul erklingen ließ. Cunomars einstiger Albtraum verflüchtigte sich zu einem Nichts, vertrieben durch den unbändigen Siegeswillen des Heeres der Bodicea. Frei von jeglicher Angst stürzte er sich in die Schlacht. Nur ein winzig kleiner Teil seiner selbst, kalt und schweigend in der Leibesmitte kauernd, lauschte noch immer nach den Trompetenstößen des Feindes.
Es war wichtig, dass Breaca während des Kampfes gesehen werden konnte, dass sie sich als die Bodicea zu erkennen gab.
Dementsprechend hatte sie sich bewusst so gekleidet, dass man gar nicht umhin kam, sein Augenmerk auf sie zu richten. Zum ersten Mal seit Jahren ritt sie wieder in einem Umhang in dem Nachtblau der Eceni in eine Schlacht und nicht etwa in dem Grau von Mona. Schimmernd schmiegte der Sonnenschlangenreif der Ahnen sich um ihren Hals, und ihr Haar war wie ein Banner aus gesponnenem Kupfer, das sich unter der heißen, hoch am Himmel stehenden Sonne in Gold zu verwandeln schien. Der Speer, den sie nun bei sich trug, war jener Speer mit der breiten Klinge, den Valerius und Airmid voller Hoffnung und Liebe in jenen letzten Tagen geschmiedet hatten, ehe sie das Land der Eceni verließen.
Die kupfernen Wirbel, die sich über die Speerklinge zogen, fingen hell leuchtend das Licht des Tages ein, ganz so, als ob Breacas Speer nicht von einer Klinge sondern von einer Flamme gekrönt würde. Zudem war der Speer perfekt austariert, und sein Lied drang bis in die feinsten Fasern ihres Herzens, ließ in seinem Widerhall die Stimme Brigas ertönen und die Lieder jedes einzelnen Ahnen aus der langen
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