Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
über den Tumult hinweg.
    »Flieht in Richtung Außenseiten! Die sollen sich gefälligst aus ihrer Formation lösen müssen, wenn sie uns erwischen wollen!«
    Der tosende Lärm von Leben und Sterben erstickte ihre Stimme. Gunovar jedoch hörte sie, ebenso wie die zwei Dutzend Krieger ihrer persönlichen Ehrengarde. Hastig gaben sie den Befehl weiter. Doch nur träge verbreitete sich die Nachricht durch die kämpfende Masse und wurde stellenweise sogar überhaupt nicht mehr weitergegeben, dort nämlich, wo das unmittelbare Überleben wichtiger war als die Übermittlung eines Befehls. Zumal, wenn dieser Befehl ein Vorgehen betraf, das im Augenblick ohnehin noch in scheinbar unüberschaubarer Ferne lag.
    Bloß noch fünf Speerlängen trennten Breaca von der wahren Mauer aus Legionaren. Und nur wenige dieser Kämpfer trugen Langspeere bei sich. Die meisten von ihnen waren mit jenen zweischneidigen römischen Kurzschwertern bewaffnet, mit denen man seinen Gegner ganz vortrefflich einfach abstechen konnte. Wie blitzscharfe Messer ragten diese zwischen den sich überlappenden Schilden hervor. Breaca sah sich um, konnte jedoch noch keinen der Feinde in ihrer unmittelbaren Nähe entdecken. Dann wagte sie es, riss den Hengst auf die Hinterhand empor, hieb das Schwert in die Luft und brüllte aus Leibeskräften: »Auswärts fliehen! Flieht in Richtung Außenseiten!«
    Endlich hörten sie sie, jene paar hundert Krieger in ihrem engeren Umkreis, und wer ihre Worte trotz allem nicht verstand, der sah zumindest das Aufblitzen des von der Sonne liebkosten Eisens, wusste, dass diese Silhouette unter dem Schwert nur die Bodicea sein konnte, erkannte den Hengst, der bereits die würdige Nachfolge des sagenhaften Hail angetreten hatte, und kämpfte fortan wieder mit neuem Elan, ganz so, als ob in jedem der Krieger nicht nur eines, sondern mindestens einhundert Herzen schlügen. Und langsam, wie ein unsauber gespaltenes Holzscheit, stemmte das Kriegerheer sich schließlich auseinander, bereit, die heranrauschenden Feinde regelrecht in sich aufzusaugen.
    Doch auch der Feind hatte Breacas Befehl gehört oder hatte sie zumindest an ihrem Haar, dem Halsreif und ihrem Umhang erkannt. Und ganz offensichtlich, so viel immerhin war auch den Legionaren klar geworden, hatte die Anführerin der Wilden da gerade eine wichtige Botschaft vermittelt, indem sie sich noch einmal gezeigt hatte und sicherstellte, dass ihre Krieger sahen, dass sie noch am Leben war.
    Irgendwo ganz in ihrer Nähe brüllte jemand ihren Namen - in lateinischer Mundart. Es folgte ein bebender Fanfarenstoß, in dessen Klang wiederum ebenfalls ein feiner Nachhall ihres Namens zu stecken schien. Dieser war so etwas wie der Befehl des Jägers an seine Hunde, das Signal, von der alten Fährte abzulassen und sich einer größeren und lohnenderen Beute zuzuwenden. Beide Kohorten der Vierzehnten Legion schwenkten geschlossen in Breacas Richtung herum.
    »Flieh!« Dieser Schrei stammte von Hawk, der unterdessen an ihre Seite geeilt war. Sein Hengst und der ihre hatten sich eng aneinandergepresst, Schulter an Schulter und Flanke an Flanke. »Verschwinde von hier! Wenn sie uns hier erwischen, hinter uns das Schlachtgemetzel, dann zerquetschen sie uns wie unter einem Hammer.«
    Rasch hastete Gunovar an Breacas andere Seite. Wie ein Schild aus Fleisch und Blut schloss die Ehrengarde sich um sie. Und gemeinsam schoben sie sich langsam durch das Mahlwerk der Schlacht, kämpften verbissen darum, endlich am Rande des Feldes wieder auf freies Gelände zu treffen.
    Sie hatten den Rand des Schlachtfeldes fast schon erreicht, als der Langspeer Breaca traf. Eisen durchbohrte ihren linken Arm unmittelbar unter der Schulter und ein gutes Stück oberhalb des Schildrandes. Entsetzt klammerte sie sich mit der freien Hand in der Mähne ihres Pferdes fest, hielt den Atem an, versuchte, sich allein mit der Kraft ihrer Gedanken gegen die Dunkelheit zu wehren, die sich bereits um sie zu schließen begann. Dann kam der schier unendlich lange, eisige Augenblick des Wartens - des Wartens auf den Schmerz.
    Aus den Reihen der hinter ihr kämpfenden Legionare schallte lautes Jubelgeschrei zum Himmel hinauf. Breaca war verwirrt, nahm alles nur noch wie durch einen Schleier wahr und erinnerte sich plötzlich wieder an Valerius und daran, wie dieser neben ihr an der Feuerstelle gesessen hatte, ehe er ihr seinen selbstgefertigten Speer überreicht und in seinem typischen, trockenen Humor erklärt hatte: Spätestens

Weitere Kostenlose Bücher