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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Heeresblock, noch zu warten, während die Reste von Valerius’ Flügel bereits rechterhand an ihnen vorbei nach vorn stürmten und links die Bärinnenkrieger von Cunomar lospreschten. Binnen weniger Augenblicke schlossen die beiden Frontlinien des Kriegsheeres der Bodicea sich zu einem halbkreisförmigen Bogen zusammen wie die beiden Sichelenden des gehörnten Mondes und rissen die hastig flüchtenden Infanteristen damit in eine Art eisenbewehrten Kessel hinein, wo diese dann regelrecht zermalmt und einfach niedergemetzelt werden sollten, ohne dass ihnen auch nur der geringste Platz bliebe, um mit ihren Schwertern um sich zu schlagen. Alles, was nun noch fehlte, um den Plan perfekt zu machen, war das rechtzeitige Signal der Bodicea, mit dem diese schließlich auch ihren mittleren Block vorwärtsstürmen ließ.
    Noch fünf Speerlängen trennten die flüchtenden Legionare von der Frontlinie des Heeres der Bodicea. Noch vier. Dann nur noch drei …
    »Vorwärts!«
    Energisch trieb sie den Hengst mit den weißen Fesseln nach vorn, und wie eine mächtige Woge folgte ihr Heer hinterdrein.
    Ausgehend von der glatten Frontlinie des gesamten Kriegerheeres hatten Cunomar und Valerius ihre Kämpfer sich in einem großen Bogen um die Legionare schließen lassen. Nun rückte auch die Frontlinie immer näher, verringerte den Zwischenraum, zerquetschte und brach Knochen, Fleisch und Rüstungen. Hastig fegte der Tod über das Land und riss seine Beute. Breaca ritt derweil auf einem Hengst, der weniger ein Pferd als vielmehr ein schwarzer Blitz zu sein schien. Immer wieder bäumte er sich auf der Hinterhand auf und tötete, so wie auch Breaca ihr Schwert immer wieder emporriss und immer wieder in die Leiber der Legionare stieß. Hell erklangen in ihrem Bewusstsein sowohl das Lied ihres Pferdes als auch die Stimme ihres Schwertes. Zudem wurde sie flankiert von der noch immer nicht niedergemetzelten Gunovar und dem ebenfalls noch immer unter den Lebenden weilenden Hawk, und plötzlich war in all dem Chaos Platz für eine grimmige, in ihrer Kraft fast schon unerträgliche Hoffnung.
     
    »Wir sind im Begriff zu siegen! Die Römer haben ungefähr fünfmal mehr Tote zu beklagen als wir!«, rief Bellos aus.
    Weder Airmid noch Theophilus widersprachen ihm, was bedeutete, dass er womöglich tatsächlich recht hatte.
    Über diesen dreien thronte Graine. Sie stand auf einem Haufen halb gegerbter Schafsfelle, die man auf dem Kutschbock eines Karrens aufgeschichtet hatte, neben ihr Stone, der vor lauter Erregung am ganzen Leibe zitterte. Theoretisch hätte Graine nun einen in etwa ebenso guten Überblick über das Schlachtfeld gehabt wie eine Krähe. Tatsächlich aber ließ sie ihren Blick noch ein ganzes Stück weiter schweifen, und zwar genau in jene Richtung, die auch die Häsin eingeschlagen hatte, um ihnen den Weg in die Freiheit zu zeigen.
    Erst ganz langsam wagte Graine es, ihr Augenmerk wieder zurück auf das Schlachtfeld zu lenken. Sie sah, wie die gleißend schimmernden Helme der Legionare sich in die halbmondförmig angeordnete Schar der Krieger ergossen. Die rot geschmückten Männer erinnerten an Blut, das sich mit Wasser vermengte und schließlich immer mehr verdünnte. Gleichzeitig schlossen die Spitzen der Mondsichel sich zunehmend dichter zusammen, Valerius’ berittene Krieger auf der einen Seite, Cunomars Bärinnenkrieger auf der anderen. Die bronzen glänzende Masse aus Legionaren begann, an den Rändern regelrecht zu bröckeln, wurde geradezu zermalmt. »Dann hat Valerius’ Taktik des gehörnten Mondes also tatsächlich Erfolg.«
    »Bis jetzt«, entgegnete Airmid in geistesabwesendem Tonfall. »Denn da ganz hinten rechts... da lauert noch immer Gefahr. Ich kann sie spüren.«
    Das also war die bereits erahnte düstere Wolke, die den Tag überschattete. Graine, umhüllt von strahlendem Sonnenschein, fror mit einem Mal. »Dann wird Valerius diese Gefahr sicherlich auch spüren.«
    »Das können wir nur hoffen.«

XLIV
    Laute Fanfarenstöße zerrissen die Luft, hektisch und zugleich melodisch wie der Ruf eines Vogels.
    Drei eilige Töne, erst einmal und dann ein zweites Mal. Noch ehe das Signal ein drittes Mal über das Schlachtfeld schallte, hatte Valerius das Krähenpferd bereits auf der Hinterhand einmal halb um dessen eigene Achse wirbeln lassen und preschte nach vorn. Mit nur minimaler zeitlicher Verzögerung setzte Longinus ihm nach - schließlich hatte er dieses Manöver mit seinem Pferd mindestens genauso oft und

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