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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Selbstverständlichkeit gewesen war und womöglich auch noch immer nicht endgültig feststand.
    »Aber auch Cunomar und Ardacos kommen über den Wall auf uns zu«, ergriff hastig Theophilus das Wort, und auch diese Aussage entsprach der Wahrheit.
    Der Sohn und der Bruder der Bodicea kamen etwa zeitgleich in dem kleinen Lager hinter der Wagenburg an, und fast wären ihre Gefolgsleute sogar zusammengestoßen. Abrupt wichen sie dann wieder voreinander zurück und beäugten sich für einen kurzen Moment misstrauisch, ob ihr Gegenüber nicht gar ein Feind sein könnte.
    »Es ist vorbei«, keuchte Valerius. »Wir müssen schleunigst von hier aufbrechen und verschwinden. Wir müssen das Signal zum Rückzug geben.« Trotz aller Dringlichkeit klang sein Urteil noch immer ein wenig nach einer Frage, ganz so, als wäre er sich nicht wirklich sicher, ob er das Recht besäße, in dem Heer der Bodicea eigene Befehle zu erteilen.
    »Die Bärinnenkrieger folgen dir, wo immer du dich auch hinwenden magst«, stimmte Cunomar ihm zu. Und auch Breaca erklärte: »Der Schlachtplan war deiner. Also bestimmst du auch über den Rückzug. Tu, was du für richtig hältst.«
    Dankbar nickte Valerius den beiden zu, und schon sprudelten die Befehle aus ihm hervor: »Hawk, Breaca, auf die Pferde! Cunomar, Ardacos, holt so viele von den Bärinnenkriegern zurück, wie ihr nur irgend erreichen könnt. Madb, Cygfa, treibt die berittenen Krieger zusammen. Wir brauchen eine Nachhut, um die Flüchtenden zu schützen. Huw - nimm dein Horn und blas zum Rückzug!«
    Breacas Tochter ging zu ihrer Mutter und überreichte ihr die Zügel des Hengstes, damit diese endlich wieder auf ihrem eigenen Pferd reiten könne. Dabei musste Graine sich dicht an Huw vorbeischlängeln - und sah entsetzt, welch unermesslichen Schmerz Valerius’ Befehl auf Huws vernarbtes Gesicht gezeichnet hatte. Hätte sie einen anderen Weg gewählt, um das Pferd zu ihrer Mutter zu führen, hätte sie Huws Gesichtsausdruck wohl gar nicht wahrgenommen. Nun aber sah sie ihn und begriff damit schlagartig die gesamte Tragweite der Niederlage.
    Es war erst weniger als einen Tag her, dass Huw die Verantwortung für das Horn von Mona übertragen worden war. Rund eintausend Jahre lang war dieses Horn allein dazu verwendet worden, um zum Angriff zu blasen. Nun jedoch und auf Valerius’ beharrliches Drängen hin würde das Horn jenes eine Signal ertönen lassen, das jeder Krieger, jede Kriegerin sofort erkennen würde und dem sie, gebunden durch ihren Eid, umgehend zu gehorchen hätten: Es war das Zeichen, sich sofort aus den Kämpfen zu lösen und zu fliehen, egal, ob allein, zu zweit oder in Gruppen. Sie sollten sich einfach nur noch aus dem Kampfgetümmel zurückziehen und sich so weit wie möglich zerstreuen, um Platz zu schaffen zwischen sich und den Römern, auf dass deren militärische Schlagkraft, die zum Großteil von ihrem engen Kampfverbund herrührte, endlich versiegte.
    Huw hob das Horn an die Lippen. Und zögerte. Noch niemals war das Horn zu einem solchen Zweck verwendet worden.
    »Jetzt mach schon!«, herrschte Valerius ihn an, wild wie ein zorniger Hund. »Wir haben verloren. Und wenn wir jetzt noch mehr Zeit vergeuden und Paulinus schließlich auch noch Henghes batavische Kavallerie ausschickt, bleibt am Ende kein Einziger von uns mehr am Leben - dann wird niemand noch jemals eine Waffe gegen die Römer erheben.«
    Hastig befeuchte Huw seine Lippen und stieß in das Horn.
    Das Lied des Horns war das Lied des Hasen, nur unendlich viel lauter, so laut wie der Schrei eines Bullen. Zweimal drei Hornstöße hallten stark und hell wie Silber über das Schlachtfeld hinweg. Legionare und Krieger gleichermaßen hielten für einen Moment in ihrem Blutvergießen inne; die eine Seite, weil dies ein Signal war, das sie nicht kannte, die andere Seite, weil ihnen dieser Klang zwar wohlvertraut war, sie aber niemals in ihrem Leben damit gerechnet hätten, ihn zu hören, und somit überhaupt nicht darauf vorbereitet waren, diesem Befehl nun Folge zu leisten.
    Zumal sie auch nicht die leiseste Übung in der Kunst des Rückzugs besaßen. Graine sah, wie Männer und Frauen starben, bloß weil sie nicht wussten, wie man sicheren Fußes ein Schlachtfeld verließ. Die noch überlebenden Bärinnenkrieger von Cunomars Truppe bemühten sich unterdessen, am entgegengesetzten Ende des Feldes für die aus dem Gemetzel fliehenden Krieger eine Art lebendige Schutzmauer zu bilden. Anderenorts schichteten jene der

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