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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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darüber. Stattdessen wollte er gerade die Tasche mit dem Sendschreiben und dem zerbrochenen Siegel des Gouverneurs aus dem nassen Gras aufheben, das Schriftstück entrollen und die Nachricht laut vorlesen, als sein Blick plötzlich auf den Steinmetz und das undichte Fundament fiel, neben dem dieser stand.
    Mit einem Mal kam Valerius eine Idee; er kniete sich nieder, grub seine Finger in den Boden und testete die Beschaffenheit des Erdreichs, indem er es zwischen den Fingerspitzen zerrieb. Dann erhob er sich wieder und erklärte: »Auf dem Boden hier wird man niemals ein Badehaus errichten können. Die Erde enthält viel zu viel Sand, als dass sie fest genug wäre, um ein Fundament zu tragen. Unter einigen dieser Hügel könnte auch Kalk verborgen liegen, und unter dem etwas höher gelegenen Gelände weiter landeinwärts findet man vielleicht sogar Lehm. Dem Steinmetz dürften diese Informationen sicherlich sehr nützlich sein.«
    Mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck starrte der Legat Valerius an. »Dann bist du also schon einmal hier gewesen?«
    »Nein. Aber ich war dabei, als die Bäder in Camulodunum gebaut wurden. Das war gleich im ersten Jahr nach der Invasion. Und das Land bei Camulodunum ist diesem hier in vieler Hinsicht ähnlich.«
    »Ich verstehe. Du bist also quasi einer der Alteingesessenen hier, während ich erst kaum mehr als zehn Monate in diesem Land verbringen durfte. Wie dumm von mir, dass ich das nicht sofort erkannt habe und gebührend zu würdigen wusste. In jedem Fall dienst du nun als Kurier. Was bist du denn vorher gewesen, ein Zenturio?«
    »Fast.« Valerius erlaubte sich ein schwaches Lächeln. »Ein Dekurio. Und ich bin stets im Korps der Kavallerie geritten. Ich habe unter Quintus Valerius Corvus in der Fünften Gallischen Legion gedient.«
    »Tatsächlich? Von dem habe ich schon gehört. Ihm eilt der Ruf voraus, außergewöhnlich tapfer zu sein.« Um das Weiß der Augäpfel des Legaten schloss sich ein gelblicher Ring, ganz so, als ob dessen Leber schon seit Jahren gegen die außergewöhnliche Schärfe seines Intellekts rebellierte. Er tippte mit dem Zeigefinger leicht gegen seine Schneidezähne und fragte argwöhnisch: »Für jemanden, der früher einmal einen so bedeutenden Posten innehatte, bist du aber ganz schön tief gesunken. Gab es denn keine anderen Legionare in unserer Provinz, vielleicht welche mit einem etwas niedrigeren Dienstgrad, um zwischen zwei befehlshabenden Offizieren eine einfache Nachricht zu übermitteln? Noch dazu in Friedenszeiten.«
    Valerius nahm die Kuriertasche mit der Nachricht vom Boden auf. Seine Fingerspitzen glitten über die Kontur des Elefanten, der das Symbol von Britanniens Gouverneur war, seit Claudius erstmals auf seinem Elefanten durch die geöffneten Tore von Camulodunum geritten war.
    Dann, als Valerius den Blick endlich wieder hob, war selbst der Legat erschrocken über den verhärmten, ermatteten Ausdruck in den Augen des Kuriers. »Doch, die gab es. Nur ist von denen leider keiner mehr am Leben. Vor mir waren bereits fünf andere Melder losgeschickt worden. Und allem Anschein nach hat keiner von ihnen es geschafft, zu Euch durchzukommen - oder seid Ihr etwa bereits darüber unterrichtet, dass man überall in den Ländern der Eceni den Aufstand probt?«
    Der Steinmetz atmete auf. Nun würde der Legat sicherlich erst einmal wichtigere Dinge zu erörtern haben als den Bau des Badehauses. Gleichzeitig jedoch unterdrückte der Handwerksmeister auch einen herzhaften Fluch und spie im Geiste auf sein unglückseliges Schicksal. Jenes Schicksal, das ihn fortgerissen hatte aus der Sicherheit und den lauen Winden Roms und ihn zu seinem undankbaren Dasein in einem Land verdammt hatte, in dem die Wilden sich noch immer standhaft der Zivilisation zu widersetzen versuchten und die Generäle der römischen Armee weiterhin glaubten, durch ihre Opfer im Krieg zu Ruhm und Ehre zu gelangen.
    Es war ja schließlich kein Geheimnis, dass Petillius Cerialis, Legat der Neunten Legion, sich geradezu danach verzehrte, endlich in die Kampfhandlungen mit einbezogen zu werden.
    Er war es restlos leid, keine gewichtigeren Aufgaben zu haben, als einen kleinen Handelshafen, eine Handelsstraße und die Salzpfannen im östlichen Britannien gegen eine Gruppe von friedfertigen Vasallenstämmen zu verteidigen, die keine schwereren Vergehen wagten, als den Nachbarn hin und wieder ein Schaf zu stehlen.
    Fest ruhte Cerialis’ Blick auf Valerius. Der Ausdruck in den Augen des Legaten

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