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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Stampfen von zwei Kavalleriepferden herrührte. Man hatte sie bereits weit über ihre Belastungsgrenze hinausgetrieben, und nun erklommen sie mit letzter Kraft den flachen Erdhügel, der zur Festung hinaufführte. Schließlich ertönte jenes charakteristische helle Klirren eines Kettenhemds, wie es zumeist dann zu hören war, wenn nicht nur das Pferd sondern auch der Reiter sich restlos verausgabt hatten und Letzterer beim Absteigen unsanft zu Boden fiel, weil seine Beine ihn einfach nicht mehr trugen. Mit dem Gesicht voran sank der Mann zu Füßen seines Legaten nieder.
    Beziehungsweise, wenn man es genau nehmen wollte, so war es eben gerade nicht sein Legat, vor dem der Kurier der Länge nach ausgestreckt auf dem Boden lag - der Reiter war nämlich keiner der Soldaten der Neunten Legion. Langsam kletterte der Steinmetz wieder aus dem mit Wasser gefüllten Graben heraus. Das völlig erschöpfte Tier des Ankömmlings stand unmittelbar über dem Iberer, und seine Flanken hoben und senkten sich unter heftigem Keuchen. Da erkannte der Handwerksmeister auf dem Zaumzeug und auf der Satteldecke des Pferdes den ziegenköpfigen Fisch, das Zeichen der Zwanzigsten Legion. Kurz darauf schweifte sein Blick weiter zu dem von einem makellosen Kreis umrahmten Elefanten, das persönliche Siegel des Gouverneurs von Britannien, welches auf der Tasche prangte, die nun mitten im üppigen Gras des Festungshügels lag. Offenbar war das Siegel unter der Wucht, mit der der Bote zu Boden gestürzt war, zerbrochen.
     
    Das Möwengeschrei war nicht mehr ganz so gellend wie zuvor, denn die Vögel hatten sich an die Verfolgung eines in See stechenden Bootes gemacht und ließen nun andere in den zweifelhaften Genuss ihres Lärms kommen. Der Begleiter des Kuriers, ein rotschöpfiger Kavallerist, schaffte es unterdessen immerhin, noch vergleichsweise elegant von seinem Tier abzusitzen, und bezog nun Posten hinter seinem kraftlos auf dem Boden liegenden Kameraden. Langsam schien sich wieder die Ruhe über das Land zu legen.
    Petillius Cerialis, Legat der Neunten Legion, sog tief die solehaltige Luft in seine Lungen, senkte den Blick und fragte: »Würdest du bitte so freundlich sein, aufzustehen und mir deine Nachricht auszuhändigen? Natürlich nur, falls du nicht gerade verstorben sein solltest.«
    Das Gesicht ins nasse Gras gepresst, musste Valerius feststellen, dass er wirklich restlos erschöpft war. Zumindest im Augenblick konnte er also tatsächlich nicht aufstehen. Eine Art dunkler Tunnel schien an seinem Zwerchfell zu saugen, und nur ganz vage konnte er Longinus’ Stimme hören, der nachdenklich auf Thrakisch erklärte: »Du hast das Pferd vollkommen zuschanden geritten.«
    Es war wahrhaftig nicht Valerius’ Absicht gewesen, ausgerechnet Longinus zum Wegbegleiter zu haben. Genau genommen hatte er dem ehemaligen Kavalleristen sogar ganz bewusst so viele Pflichten auferlegt, dass dieser die Siedlung theoretisch gar nicht mehr hätte verlassen dürfen und quasi Tag und Nacht die Marschrouten von Camulodunum im Auge hätte behalten müssen. Jene Routen, über die früher oder später eine recht verzweifelte Kohorte von Veteranen marschieren sollte. Als Valerius auf seinem Ritt hinauf zur Festung der Neunten Legion dann irgendwann hörte, wie ihm ein Pferd folgte, hatte es folglich zunächst eine ganze Weile gedauert, ehe ihm einfiel, dass sein Verfolger wohl Longinus Sdapeze sein musste.
    Nachdem Valerius das fremde Pferd bemerkt hatte, hatte er seinen rotgrauen Wallach - das ehemalige Tier des getöteten römischen Melders - vom Pfad heruntergelenkt und gewartet. Und gewartet. Bis schließlich das Pferd seines Verfolgers reiterlos und im gestreckten Galopp an ihm vorbeipreschte. Dann, endlich, war er sich sicher gewesen und hatte laut gerufen: »Longinus Sdapeze! Es ist doch erst weniger als sechs Monate her, seit du mit gebrochenem Schädel und halbtot auf deinem Lager gelegen hast. Und wir wissen beide, dass das allein meine Schuld war. Es ist somit meine durch Eid beschworene Pflicht, dich fortan von weiterem Unheil fernzuhalten. Du wirst mich also nicht zur Festung der Neunten Legion begleiten.«
    »Dann würde ich gerne mal wissen, wie du mich davon abhalten willst«, hatte Longinus von einer Stelle irgendwo hinter Valerius’ linker Schulter erwidert. »Zumal du es doch warst, der deiner Schwester erklärte, dass die Reise ganz bestimmt vollkommen gefahrlos wäre. Also, wenn die Legionare der Neunten sich schon nicht an einen Dekurio

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