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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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eigenen Wünsche und Bedürfnisse es vermocht hätten.
    Doch gerade derjenige, der mit Leib und Seele leben will, muss alle Angst vor dem Tod verbannen. Diese Lektion hatte er schon vor langer Zeit gelernt, damals, als Civilis’ Haar noch von der Farbe blassen Goldes gewesen war und die Sonne sein Gesicht mit Sommersprossen statt mit Falten gesegnet hatte.
    Nun war der alte Kavallerist bis fast zu ihm heraufgeritten, und die Last der Jahre zeigte sich noch deutlicher als bei Valerius’ und Civilis’ letzter Begegnung. Im Übrigen waren auch die Anstrengungen, die dieser unternahm, um sein Alter zu überspielen, nicht zu übersehen. Sein Haar hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit flüssigem Gold, sondern war mittlerweile so weiß wie Eis. Und gegen sämtliche römischen Gesetze hatte er es an seiner rechten Schläfe zu einem Kriegerknoten geschlungen, unter dem wiederum bis hinunter zu seinem Kinn die zahlreichen, mit Silber überzogenen Zähne seiner getöteten Feinde baumelten. Seine Hände waren zu Klauen verkrümmt und ruhten auf dem Knauf seines Sattels. Die Kälte und nicht weniger als fünfundsechzig Winter, die er nun schon auf dem Rücken eines Pferdes verbracht hatte, hatten seine Fingerknöchel mit feinen Haarrissen durchzogen und anschwellen lassen. Es tat ihm offenbar weh, die Zügel seines Tieres zu halten, und nicht etwa die Kraft seiner Hände, sondern allein die vielen Übungsstunden, deren Lektionen dem Pferd in Fleisch und Blut übergegangen waren, erlaubten es Civilis, auch weiterhin als ein guter und sicherer Reiter zu erscheinen.
    Die Jahre, die vergangen waren, hatten den Kavalleristen so sehr verändert, dass er fast schon nicht mehr wiederzuerkennen war. Somit bestand zumindest die vage Hoffnung, dass auch Valerius nicht mehr aussah wie zu Zeiten seines Dienstes im römischen Heer. Selbst Breaca hatte ihn einmal nicht sofort erkannt. Womöglich würde anderen ja der gleiche Fehler unterlaufen.
    Dann, wenngleich mit einiger Verzögerung, erinnerte Valerius sich wieder an die Rolle, der er sich verschrieben hatte, und an die Lüge, die es nun möglichst überzeugend zu vermitteln galt. Bedächtig öffnete Valerius die Kuriertasche in seiner Hand. Mit etwas lauterer Stimme, als eigentlich nötig gewesen wäre, wandte er sich an den Legaten und erklärte: »Auf diesem Pergament befindet sich die komplette schriftliche Nachricht aus Camulodunum. Möchtet Ihr, dass ich sie nun verlese?«
    »Später.« Mit wegwerfender Geste ließ Petillius Cerialis die Finger durch die Luft kreisen und deutete dann auf den heranreitenden Kavalleristen. Mit einem Feingefühl, das ganz im Gegensatz zu seinem bisherigen Auftreten zu stehen schien, erklärte er: »Julius Civilis ist zwar bereits aus den Diensten für den Kaiser ausgeschieden, aber er ist und bleibt unser bester Pferdekundiger. Und er genießt auch noch immer den Respekt und die Treueschwüre seiner Stammesangehörigen. Sollte er dir also irgendwelche Kräuter oder einen warmen Breiumschlag für eure Pferde empfehlen, dann solltest du seinem Ratschlag besser Folge leisten.«
    Valerius verbeugte sich. »Sämtliche Legionen kennen seinen Namen. Und die fürsorglichen Gefühle, die Ihr für ihn hegt, gereichen euch beiden zur Ehre. Nicht einmal im Traum würde ich daran denken, seine Empfehlung auszuschlagen.«
    Damit wandte er sich um und salutierte vor dem ankommenden Reiter. Plötzlich glaubte Valerius, Blut auf der Zunge zu schmecken, und er fühlte, wie er von den ersten Anfängen des Kampffiebers erfasst wurde - ein nur allzu willkommener Freund. Leise hallte die Verheißung von Kampf und Gewalt in seinem Hinterkopf wider, und ein angenehmes Prickeln überlief seinen Körper. Und die Erregung, die nun von ihm Besitz ergriff, war eine ganz andere, viel intensivere Art von Lebendigkeit, als er sie in jenem Moment gespürt hatte, in dem Breaca den Boten tötete.
    Valerius hatte fast sein ganzes Leben im Krieg verbracht, und die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man einer heraufziehenden Gefahr besser geradewegs entgegenschritt, anstatt ihr auszuweichen. Getreu dieser Lehre trat er jetzt vor und erklärte: »Julius Civilis, Präfekt der Bataver, ich entbiete Euch meinen Gruß. Vom östlichen bis zum westlichen Küstenstreifen kennt man Euch als jenen Offizier, der seine Männer einst den Großen Fluss durchschwimmen ließ und ihnen befahl, die feindliche Linie der Eceni-Krieger als Erstes ihrer Pferde zu berauben.«
    Civilis’ Pferd, das gerade mit

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