Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
entlangritten, erinnerte Longinus sich wieder an die Trankopfer in der Morgendämmerung und sagte auf Thrakisch zu Valerius: »Dein einstiger Bruder ist alt geworden. Das hier ist nun seine Chance, seinen Namen in der Geschichte zu verewigen. Du brauchst dich also wirklich nicht dafür verantwortlich zu fühlen, wenn er nun den Ehrentod im Kampf wählt.«
    Der Pfad führte an einem kleinen See entlang. Mit wildem Flügelschlagen und gekränktem Schnattern stoben drei Enten in die Luft empor. Erschrocken und mit wild rollenden Augen wirbelte der Junghengst mit den weißen Fesseln auf der Hinterhand herum und schnaubte aufgebracht. Valerius fluchte auf Thrakisch, Batavisch, Gallisch und Lateinisch, schaffte es dann aber schließlich doch, sein Tier zu beruhigen und wieder in die Reihe der anderen Pferde einzugliedern. Atemlos erklärte er: »Ich bin für niemanden verantwortlich. Civilis’ Leben gehört ihm ganz allein, und er kann damit anstellen, was er will. Und sollte er unseren Plan durchkreuzen, werde ich ihn sogar höchstpersönlich umbringen, das schwöre ich dir.«
    »Ich weiß. Ich habe ja mit eigenen Augen gesehen, wie weit du zu gehen bereit bist, um den Eceni zu helfen.« Longinus drängte sein Pferd ein Stück seitwärts, um einem Schlagloch auszuweichen, das sich über die halbe Breite des Pfades erstreckte, und verfluchte dabei die faulen römischen Pioniere und die harschen Winter. »Was aber, wenn Civilis sich irrt und die Bataver ihm keineswegs so treu ergeben auf die gegnerische Seite folgen werden, wie er glaubt?«
    »Dann werden wir eben auch gegen die Bataver kämpfen müssen. Genauso, wie wir es ja ursprünglich auch vorgehabt hatten. Das heißt, falls wir dann, wenn die Schlacht losbricht, überhaupt noch leben sollten, was ich zurzeit noch bezweifle. Denn wenn du mal ein Stückchen weiter nach vorn schaust, wirst du sehen, dass auch der Legat bereits jenen Teil der Strecke entdeckt hat, wo das Marschland fast unmittelbar an den Wald stößt und unser Pfad sich genau an der Grenzlinie entlangschlängelt. Und vielleicht, so vermute ich jedenfalls, sind ihm dabei auch gerade wieder die Sagen von Arminius eingefallen - wie dieser am Rhein gleich drei komplette Legionen niedermetzelte. Ich denke doch, man wird ihm diese Geschichte als jungem Tribun irgendwann einmal erzählt haben.«
    Petillius Cerialis ritt auf einem weißen Wallach mit blauen Augen und einem winzigen kastanienbraunen Flecken an einem Ohr. Mit hochbeinig gestelzten Schritten trabte das Tier an der Spitze des Zuges und machte im Grunde nicht den Eindruck, als ob es einen Mann allzu lange durch eine Schlacht tragen könnte. Dann beugte Cerialis sich etwas zur Seite und sprach mit dem jungen Melder neben sich, der daraufhin aus der Reihe der Reiter ausscherte und sich bis zu Civilis zurückfallen ließ.
    »Seine Exzellenz möchte Euch darauf aufmerksam machen, dass dort vorn, wo der Pfad sich zwischen dem Marschland und dem Wald hindurchschlängelt, ein Hinterhalt auf uns lauern könnte. Seine Exzellenz möchte, dass Ihr nun die mutigsten Eurer batavischen Krieger um Euch versammelt und dann gemeinsam mit dem Boten Mithras’, der die Gaben eines Pioniers zu besitzen scheint« - damit warf der Kurier Valerius einen schmachtenden Blick zu -, »schon einmal vorausreitet bis zu jener Stelle, an der wir unser Nachtlager aufschlagen werden, um den Lagerplatz zu sichern und gegen eventuelle Angriffe zu verteidigen, bis die Vorhut der Legionskohorten zu Euch stößt. Außerdem befiehlt der Legat, dass Ihr für den Fall, dass Ihr angegriffen werdet, nicht darauf warten sollt, bis man Euch weitere Befehle erteilt, sondern nach Eurem eigenen, im Kriege erworbenen Sachverstand verfahren müsst. Seine Exzellenz verlässt sich also auf Euren profunden, seit Anbeginn der Invasion genährten Erfahrungsschatz und vertraut darauf, dass Ihr eventuelle Feinde sicher in die Flucht zu schlagen wisst. Ich soll Euch unterdessen begleiten, um die Techniken des Kriegshandwerks zu erlernen.«
    Der junge Mann war ein Römer aus den ersten Reihen der Gesellschaft, drittgeborener Sohn eines Magistrats, und er brannte geradezu darauf, seinem Kaiser zu Diensten sein zu dürfen. Er war unter denjenigen gewesen, die um Mitternacht in den Kellergewölben den Raben Mithras’ in die Haut eingebrannt bekommen hatten. Der Junge war noch immer ganz weiß im Gesicht, mit vom Rauch rötlich geäderten Augen und jener schwelenden Leidenschaft im Blick, wie man sie zumeist

Weitere Kostenlose Bücher