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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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aber mindestens die Hälfte von ihnen hat den Treueeid gegenüber meinem Neffen Henghes geleistet, und der steht ganz und gar auf Seiten Roms, und die Namen seiner Ahnen bedeuten ihm überhaupt nichts. Die andere Hälfte der Männer, denke ich, wird mir folgen. Sie würden zwar nicht gegen ihre Brüder kämpfen, aber sie würden gegen die Legionen kämpfen, wenn sie mich das Gleiche tun sähen. Es ist zwar nicht das, was ich mir wünschen würde, aber es ist das Beste, was ich dir geben kann.«
    Damit wandte Civilis sich zu Valerius um und hielt ihm das Halfterseil hin. »Außer, dass ich dir auch noch diesen jungen Hengst geben kann. Er ist der Enkel von Krähe, und er hat eine gehörige Portion von dessen Feuer geerbt, nicht jedoch dessen Hass. Er kann es also nicht wirklich mit dem Pferd aufnehmen, dem dein ganzes Herz gehört, aber andererseits ist es dafür auch nicht so schwierig, ihn zu reiten oder mit ihm umzugehen. Wenn ich in deinem Alter wäre, würde ich ihn in die Schlacht reiten und mich geehrt fühlen, dass er mich trägt.«
    Valerius fühlte sich mit einem Mal so erschöpft und ausgelaugt wie nach einer langen Schlacht, und dabei hatte er doch überhaupt noch nicht gekämpft. Ohne den Versuch zu unternehmen, seine Erschöpfung zu verbergen, sagte er rau: »Civilis, das ist mehr, als ich mir jemals hätte erhoffen können. Wie kann ich dir nur dafür danken?«
    »Du hast zwei Götter zur Seite, die dich auf Schritt und Tritt begleiten, Valerius. Richte deine Frage besser an sie und nicht an einen alten Mann, der sich danach sehnt, endlich in ihrer Gesellschaft weilen zu dürfen. Rom wird mich als Verräter brandmarken, aber die Götter und mein Volk werden wissen, dass ich in die Fußstapfen von Arminius getreten bin, eines Mannes, den ich mehr als alle anderen verehre und bewundere. Kann es etwas noch Herrlicheres und Ruhmreicheres geben als das?«

VIII
    Mit der Morgendämmerung des folgenden Tages machten sechs Kohorten der Neunten Legion sich auf den Weg nach Süden und auf Camulodunum zu. Salzige Böen fegten von Westen her durch die Reihen der Männer.
    Hier und dort durchbrachen gleißend helle Sonnenstrahlen die graue Wolkendecke, fielen schräg auf die allein durch vehementes Putzen rostfrei gehaltenen Bandeisenrüstungen der Männer und spiegelten sich funkelnd in exakt dreitausend nicht weniger sorgfältig polierten Helmen.
    Jeweils zu viert nebeneinander her und mit zwei Wurfspießlängen Abstand zwischen den einzelnen Reihen, sowie zwölf Längen Abstand zwischen den Kohorten, bewegte sich die Legion rasch und leicht durch das Gelände.
    Die Männer hatten weder Maultiere noch Lastkarren mit sich genommen, sondern trugen ihr Gepäck auf dem eigenen Rücken, wobei jeder nur gerade so viel Marschverpflegung und Ausrüstung bei sich hatte, wie man für zwei Übernachtungen in einem Feldlager benötigte.
    Der Adler, das Zeichen der Neunten Legion, sowie die Standarten der jeweiligen Kohorten hatten sich in einer Art blutrotem, glitzerndem Fahnenwald in den vordersten Reihen des Zuges versammelt und wurden flankiert von den Offizieren, die auf ihren Pferden thronten. Die Kavallerie, die im Übrigen leistungsfähigere Reittiere vorzuweisen hatte als die Offiziere, folgte unmittelbar hinterdrein.
    Dies waren die ersten Reihen der schier endlos langen Marschkolonne. Zwischen den vorderen und den hinteren Reihen des Zuges wand sich eine ununterbrochene Linie von berittenen und unberittenen Legionssoldaten, eingelullt vom gleichmäßigen Stampfen ihrer Schritte.
    Sie marschierten in südliche Richtung über den Steinernen Pfad der Ahnen, eine befestigte Handelsstraße, die bereits so alt war, dass wohl schon Hunderte Generationen von Fuhrleuten ihr Roheisen, Salz, Kupfer und ihr Emaille über diesen Weg von den südlichen Häfen am Großen Fluss bis hinauf zu jenem nördlichen Seehafen transportiert hatten, an dem nun die Winterfestung der Neunten Legion lag und von dem aus man zu den von Schnee umschlossenen Ländern jenseits des Meeres gelangte. Auf ihrem Rückweg nahmen die Fuhrleute dann wiederum Hunde und feines Leder, den kostbaren Bernstein aus dem Norden und Walrosselfenbein mit sich, ebenso wie köstliches Schaffleisch und dicke Wollballen, und beförderten diese hinab zum Großen Fluss und von dort aus weiter nach Gallien, in die germanischen Provinzen, nach Iberien und Rom und in den Rest des Kaiserreichs. Natürlich bereisten auch die Legionen diesen Weg und hielten die Straße instand.

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