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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Dennoch war der Pfad bereits alt, als Rom noch jung gewesen war, und hatte schon als eine der entscheidenden Handelsrouten gedient, als die Ahnen ihre Speere noch mit Feuersteinspitzen bewehrten.
    Ein kompletter Flügel von fünfhundert batavischen Kavalleristen trottete zu beiden Seiten jener Kohorte, die den Zug anführte, und wie fernes Donnergrollen hämmerten die Hufe ihrer Tiere über den Steinernen Pfad. Die Reiter waren ausnahmslos große, breitschultrige Männer mit schweren Kettenhemden. Darüber trugen sie Mäntel aus ungefärbter Lammwolle, an deren Saumkanten sich jeweils eine Reihe eingewobener, grüner Quadrate entlangzog, die wie kleine Smaragde von ihrem hellen Untergrund hervorstachen. Die Bataver ritten dem ihnen nun womöglich bevorstehenden Krieg ohne Helme entgegen und hatten ihr goldenes Haar an der rechten Schläfe jeweils zu einem festen, kleinen Knoten hochgebunden. Schimmernd strich die Sonne über ihre nackten Arme, und freimütig zeigten die Männer ihre zahlreichen Armbänder aus mit Emailleeinlegearbeiten verziertem Gold und Silber, die sowohl ihr ganzer Stolz als auch ihre persönliche kleine Wertanlage waren.
    Ähnlich wie ihre Reiter, so waren auch die Pferde groß und kräftig und wohltrainiert. Ihr Fell war zumeist von rotbrauner Farbe, und sie alle trugen schwere Schutzdecken aus festem, üppig mit Silber eingefasstem Ochsenleder. Erst vor kurzem hatte man den Tieren sorgsam die Mähne hochgeknotet, und auch ihren Schweif trugen die Pferde zu einer dicken Schlinge hochgebunden, damit sich in den Schlachten keiner der Feinde daran emporschwingen könnte. Von klein auf wurde den Batavern beigebracht, dass sie für den unglücklichen Fall, mitten in einer Schlacht vom Pferd zu stürzen, sofort nach dem Schwanz eines feindlichen Streitrosses greifen sollten, um sich daran auf dessen Rücken zu schwingen, den ursprünglichen Reiter hinunterzustoßen und das Tier für sich selbst zu beanspruchen. Und selbst zwanzig lange Jahre des Kampfes gegen die Stämme Britanniens hatten die Bataver noch nicht davon überzeugen können, dass die Krieger, gegen die sie hier antraten, nicht einmal im Traum daran denken würden, jemals nach dem Schwanz eines vorbeigaloppierenden Pferdes zu greifen.
    Am Kopf der Truppe von batavischen Kavalleristen ritt Valerius, flankiert von Civilis auf der einen Seite und Longinus auf der anderen. Allein die kleine Gruppe von Standartenträgern trennte ihn noch von dem Legaten, Petillius Cerialis. Valerius’ Pferd war der fast schwarze Junghengst mit den weißen Fesselgelenken und der schwungvollen Halskontur. Er war das einzige Tier, dessen Mähne und Schweif - auf Valerius’ ausdrücklichen Wunsch hin - nicht hochgeknotet worden waren.
    Leider schien Civilis in dieses Tier augenscheinlich regelrecht verliebt, sodass er blind gewesen war gegenüber den Untugenden des noch nicht gänzlich gezähmten Hengstes. Vielleicht aber hatte der alte Mann es mit der Wahrheit über den Charakter des Tieres auch bloß nicht so genau genommen, als er es Valerius zum Geschenk gemacht hatte. Denn der fast schwarze Hengst war keineswegs so viel leichter zu reiten als sein berühmter Urahn, sondern lediglich jünger und damit im Grunde nur noch unberechenbarer als das Krähenpferd, das den Vater des Hengstfohlens gezeugt hatte. Das unerfahrene Tier scheute bei jeder sich bietenden Gelegenheit und brach immer wieder nervös zur Seite aus, wenn längs des Handelspfads hohe Grasbüschel im Wind schwankten oder Sonnenstrahlen über die Erde flirrten. Und sobald der Wind nur etwas auffrischte oder das blecherne Scheppern einer Rüstung aus den Reihen der Legionare zu hören war, wollte es auch schon zu einem spontanen Spurt ansetzen. Dennoch hatte es Valerius, als dieser sich in den Sattel des Tieres schwang, nicht abgeworfen. Wenngleich diese glückliche Fügung wohl nur dem Umstand zu verdanken war, dass man den Reiter des Tieres bereits vorgewarnt hatte, dass so etwas passieren könnte, und weil dieser schon so manche Erfahrung im Aufsitzen auf den Großvater des fast schwarzen Hengstes hatte sammeln können.
    Während der Morgen also seinen Fortgang nahm, schien das ohnehin schon blässliche Sonnenlicht beinahe gänzlich von heimtückischen, stetig umhertreibenden Nebelschwaden aufgesogen zu werden, sodass es gegen Mittag fast so aussah, als hätte sich bereits die Abenddämmerung über den Zug der Legionssoldaten gelegt. Auch der Aufbruch aus seiner gewohnten Umgebung machte den

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