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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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kleinen Erdhügel, die noch erkennen ließen, wo einst die den Platz umgebenden Gräben verlaufen waren. Dichte Schichten von altem Laub waren vom Wind gegen die Wälle geweht worden, und in der Mitte der Senke umringte ein Halbkreis bereits verrottender Pilze das grau verblichene Skelett einer Hirschkuh. Eines ihrer Hinterbeine fehlte, und die Kieferknochen waren zertrümmert. Dicht unter den Zähnen zeigten einige Klauenspuren an, wo ein Bär das Beutetier mit seinen Pranken geschlagen haben musste.
    Longinus tippte mit der Fußspitze leicht gegen den Rand des gebrochenen Unterkiefers. »Die Bärinnenkrieger dürfte das hier sicherlich freuen.«
    »Die Bärinnenkrieger haben das Skelett sogar eigenhändig hier platziert«, verbesserte Valerius seinen Freund. »Sieh dir mal die innere Wölbung des Unterkiefers an. Darauf findest du Cunomars Zeichen, die stilisierte Bärentatze. Die Riten der Bärinnenkrieger schwächen die Kampfkraft der Legionare. Oder zumindest ist das die Hoffnung der Krieger.« Damit trieb er einen kurzen Eisenstab in den Boden. »Bleib hier stehen und sag mir Bescheid, wenn ich die Linie verlasse.«
    Schon rund zehn Jahre lang praktizierten sie beide dieses Verfahren, um die äußere Begrenzung eines Feldlagers zu markieren. Valerius bewegte sich Schritt für Schritt rückwärts und wickelte derweil eine Kordel aus geölter Wolle von dem Markierungsstab ab. Longinus kniff ein Auge zu und beobachtete Valerius. »Noch einen halben Schritt nach links«, erklärte er dann und befahl kurze Zeit später: »Und noch ein bisschen weiter nach links. Es liegt an diesem verdammten geisteskranken Pferd. Das läuft einfach nicht geradeaus, und darum hast du jetzt einen leichten Rechtsdrall.«
    So marschierten sie einmal rund um die Bodensenke herum und hieben immer neue Markierungsstangen in den Boden. Als sie fast fertig waren und Civilis zu ihnen trat, um ihr Werk zu begutachten, erklärte Valerius: »Lass deine Männer anfangen zu graben. Übliche Lagerordnung, übliche Größe, übliche Aufbaufolge. Ich werde unterdessen die Zeltreihen abstecken.«
    Ein lästerlich fluchender, halber Flügel Bataver griff zu seinen Breithacken und zerrte die Schaufeln aus den Satteltaschen. Dann begannen sie, jeweils zu zweit, die grün überwachsene Erde aufzubrechen. Es waren große und schwere Männer, die den Krieg gewohnt waren, und dennoch achtete der Erste der Zweiergespanne jeweils sorgsam darauf, den Boden mit seinem feinen Geflecht aus Schneeglöckchen nicht allzu sehr zu beschädigen, indem er den Grassoden vorsichtig beiseitehob, um ihn dann am nächsten Morgen, wenn das Lager wieder abgebrochen würde, zurück an seinen angestammten Platz zu legen.
    Anderenorts wurden die Grasstücke und Moospolster ganz gezielt mit der erdigen Seite nach oben gedreht, um anzuzeigen, wo die Gräben verlaufen sollten. Spatenladung für Spatenladung voll mürber, nur schon allzu oft umgegrabener Erde wurde hastig jeweils rechts und links der Gräben zu Wällen aufgeschüttet. Auf Valerius’ Befehl hin folgten noch einige schmalere Aushübe, die kaum tiefer als eine Handbreit in den torfigen Boden hineinreichten, um innerhalb der bereits markierten Lagergrenzen anzuzeigen, wo die nach und nach hereinströmenden Legionssoldaten ihre Zelte aufschlagen sollten. Und es gab eine ganze Reihe unterschiedlicher Zelte zu befestigen: sowohl die üblichen Achtmannzelte für die Mannschaften als auch die größeren und ungleich imposanteren Pavillons der Offiziere. Noch ehe die Männer ihr Werk auch nur halb beendet hatten, hallte bereits das Stampfen schier unzähliger, im Gleichschritt marschierender Füße den Pfad entlang und zu ihnen in die Bodensenke hinunter, und tapfer flatternd durchbrachen die roten und goldenen Standarten den Nebel.
    Die Offiziere glitten von ihren Pferden, während hinter ihnen bereits die ersten vier Männer der Infanterie das flache Tal erreichten. Sofort schleuderten die Bataver ihnen wüste Verwünschungen entgegen. Das war der übliche Gruß, mit dem die Kavallerie ihre Infanterie zu empfangen pflegte, wenn diese sich wieder einmal zu spät im Lager oder in der Schlacht einfand. Grinsend hob daraufhin der Hornist in der ersten Reihe der Fußtruppe sein Signalhorn an den Mund und stieß hinein. Laut schallend pflanzte sich der Klang die gesamte Marschkolonne entlang fort, wurde von anderen, weiter hinten marschierenden Hornisten wiederholt, und so wanderte das Signal quasi immer weiter die Reihen hinab,

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