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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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nur bei jenen sah, die glaubten, ihrem Gott von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden zu haben und die dennoch nicht über ihr Erlebnis sprechen durften, außer in der lärmenden Einsamkeit ihres eigenen Herzens.
    Civilis bedachte den Burschen mit einem ähnlich nachsichtigen Lächeln, wie er auch den Pferdeknecht Arminius anzublicken pflegte, den Sohn seiner Enkelin, der nach jenem Mann benannt worden war, der einst drei ganze Legionen auf einmal vernichtet hatte. »Ich danke dir«, erwiderte Civilis. »Ich habe meine Männer bereits ausgewählt. Sie werden dem Befehl des Legaten umgehend Folge leisten. Möge er lange leben und stets seine Götter an seiner Seite wissen.«
    Damit hob der alte Mann die Hand, und wenngleich sein Gruß an den Legaten zwar durchaus zweideutig war, so ließen weder der junge römische Melder noch Cerialis sich ihre Verwunderung darüber anmerken. Einer der Bataver, die in der Reihe hinter Civilis ritten, hatte den Schaft seines Speeres mit einem tiefroten kleinen Wimpel geschmückt, auf dem in Schwarz die Silhouette einer Eiche prangte. Auf Civilis’ Zeichen hin riss der Reiter seinen Speer mit einer Hand hoch in die Luft und hob mit der anderen ein mit Silber beschlagenes Rinderhorn an die Lippen.
    Er holte tief Luft, blies in das Horn, und das lärmende Signal, das nun erschallte, klang ganz ähnlich dem aufgeregten Geschrei, mit dem die Enten aus dem kleinen Weiher aufgestiegen waren. Nur dass das Hornsignal natürlich länger und lauter war. Ganz ruhig saß Valerius auf seinem Pferd und wartete darauf, dass der Hengst mit den weißen Fesseln unter ihm nun geradezu explodieren würde, war dann aber angenehm überrascht, als das Tier lediglich die Ohren aufrichtete und gespannt auf seine, Valerius’, Befehle zu warten schien. Im gleichen Augenblick lösten sich exakt zweihundertundfünfzig Bataver aus den Reihen der Marschkolonne, preschten seitlich an ihren Kameraden vorbei und auf Civilis zu. Diese Reiter bildeten genau die Hälfte jenes Flügels, auf den der alte Mann sein ganzes Vertrauen gesetzt hatte. Die Infanterie blieb zurück. Zuerst noch im Trab, dann aber im Kanter, dirigierten die Bataver ihre Pferde über die beiden schmalen Streifen ungepflasterten Bodens, die sich rechts und links der Straße entlangzogen, dort, wo der torfige Untergrund federnd unter den Hufen der Tiere nachgab.
    Valerius ließ seinem Hengst die Zügel schießen und erlaubte ihm, die Führung der Reitertruppe zu übernehmen und sich von dem Rest der Tiere abzusetzen. Schon bald aber holte Longinus Valerius lachend wieder ein und rief seinem Freund auf Thrakisch zu: »Sieht ja ganz so aus, als ob der römische Melder sich in dich verliebt hätte. Hat er mich bei dir also schon ausgestochen?«
    Sobald der Junghengst mit den weißen Fesseln ein wenig an Tempo zulegen durfte, legte sich seine Nervosität merklich, und er erwies sich als ausgesprochen leicht zu führendes und ausgeglichenes Reittier. Valerius saß in entspannter Haltung im Sattel, während er im Stillen bereits darauf wartete, wann die gefügige Phase des Pferdes wohl wieder ein Ende nehmen würde. An Longinus gewandt erwiderte er unterdessen: »Nur, wenn du gerne ausgetauscht werden möchtest. Und selbst dann würde ich nicht den jungen Kurier wählen. Ich hab ihm gestern im Angesicht des Gottes das Brandzeichen in die Haut geprägt, und seitdem meint er wohl, es wäre auch allein mir zu verdanken, dass sein Gott plötzlich zu ihm sprach. Der Junge hat offenbar vergessen, dass die Götter stets selbst entscheiden, wem sie sich zeigen und zu wem sie sprechen, und dass sie sich nicht einfach rufen lassen. Noch nicht einmal von jenen unter uns, die sich ganz den Göttern verschrieben haben. Und völlig unabhängig davon, wie sorgfältig wir uns auch die Formeln der Riten eingeprägt haben mögen.«
    Leise pfiff Longinus durch die Zähne. »Nun gut. Aber, sag mal, meinst du, das war eine gute Idee, die Legionen ausgerechnet jetzt mit dieser frommen Inbrunst zu erfüllen? Könnte doch sein, dass wir schon am Ende des Tages gegen sie werden kämpfen müssen.«
    »Ich habe nur ausgeführt, was der Gott von mir verlangt hat. Und ich habe mir, ehrlich gesagt, auch nicht die Zeit genommen, um noch langwierig zu hinterfragen, ob das wohl die richtige Entscheidung gewesen sein mag.«
    Valerius schnalzte kurz mit der Zunge und trieb sein Pferd an. Sofort reagierten beide der von Civilis zugerittenen und an seine jungen Gefährten verschenkten

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