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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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des Regimentsschreibers stand, nahm einige tiefe Schlucke und konzentrierte sich dabei ganz auf den vollen Geschmack des Weines. Dem Dekurio mit der nüchternen Stimme, der unmittelbar hinter der Zeltklappe auf weitere Befehle wartete, bot er nichts an. Endlich erwiderte der Legat: »Aber auch wir brauchen die Kavallerie - und zwar noch dringender als die Kameraden auf dem Pfad. Wir können schließlich nicht komplett ohne Reiter kämpfen. Und in dem Wald wimmelt es wahrscheinlich nur so von diesen aufrührerischen Kriegern. Nimm den halben Flügel, mit dem du hier unter Civilis’ Kommando eingetroffen bist. Und lass mir die andere Hälfte, also jene Männer, die unter dem Befehl des Sohnes von Civilis’ Schwester stehen. Normalerweise sollte Henghes, der es ja mittlerweile immerhin zum Präfekten gebracht hat, den kompletten Flügel befehligen, aber diese Bataver haben sich ja mit Leib und Seele dem alten Civilis verschworen. Mach Henghes ausfindig und schick ihn zu mir. Und gib der zweiten Kohorte Signal, dass sie sich beeilen soll auf ihrem Rückzug. Ich brauche diese Männer. Und sie sollen ihre Zeit nur dann mit Kämpfen verschwenden, wenn sie direkt angegriffen werden.«
    »Exzellenz.«
    Als Valerius die Zeltklappe hob und dann wieder hinter sich zufallen ließ, strömte ein wenig kalte Luft ins Innere des Zeltes. Cerialis leerte seinen Weinbecher und befahl dem jungen Diener, ihn noch einmal zu füllen, ehe er träge seinen Blick zu der Rüstung hinüberschweifen ließ, in der sich vor einigen wenigen Augenblicken noch das Gesicht des Dekurio gespiegelt hatte. Es fiel dem Legaten schwer, sich an die genauen Züge in diesem Gesicht zu erinnern. Nur die Leidenschaft, die in den schwarzen Augen geschwelt hatte, war ihm im Gedächtnis haften geblieben. Eine Leidenschaft, die so ganz und gar im Gegensatz stand zu dem nüchternen Tonfall seiner Stimme.
    Unmittelbar vor dem Zelt wartete schon Longinus und hielt den fertig aufgezäumten Junghengst mit den weißen Fesseln für Valerius bereit. Das Tier wirkte sehr ruhig und ließ sich von der Hektik, mit der die anderen Reiter auf ihre Pferde stiegen, nicht anstecken. Das Zeltlager war in heller Aufregung, und im Laufschritt kamen bereits die ersten Männer der zweiten Kohorte hereingeströmt. Sie waren heilfroh, nicht in das Gemetzel am Ende der Kolonne hineingezogen worden zu sein, und dankbar, dass ihr Legat sie nicht dazu gezwungen hatte, ihr Leben für die Rettung von Kameraden aufs Spiel zu setzen, denen ohnehin niemand mehr helfen konnte. Stattdessen hatte ihr oberster Befehlshaber sie in das schützende Nachtlager mit seinen für den Feind tückischen Grabenanlagen und dem Palisadenzaun zurückbeordert.
    Hinter Valerius und Longinus hatte sich die Hälfte der Bataver bereits in den Sattel geschwungen. Sie brachen denn auch sofort auf, begleitet von den Hornstößen einer kompletten Kohorte. Mit Civilis an ihrer Spitze nahmen sie den Weg in südliche Richtung. Anders als auf dem Hinweg achteten sie dieses Mal jedoch darauf, sich in der Mitte des befestigten Pfads zu halten, und trieben ihre Pferde zu einem schnellen Tempo an. Hastig machten die Fußsoldaten der zweiten Kohorte ihnen Platz, schlossen sich gleich darauf aber in fast ordnungsgemäßer Formation wieder zusammen, um endlich die sichere Umzäunung des Feldlagers zu erreichen.
    Als keiner mehr in ihrer Nähe war, der sie hätte belauschen können, sagte Longinus: »Nun hast du genau das, was du wolltest. Die Civilis ergebene Hälfte der Kohorte reitet mit uns, während die andere Hälfte im Zeltlager zurückgeblieben ist. Hast du den Legaten etwa verhext?«
    »Nein. Ich hab ihm einfach nur die Wahrheit erzählt, und er hat sie begriffen. Denn noch vor allem anderen lieben und unterstützen die Götter die Ehrlichen. Sag dem Standartenträger, er soll fünfmal in sein Horn stoßen.«
     
    Hell schallte das fünffache Signal des batavischen Kavalleriehorns über den Steinernen Pfad der Ahnen, zerriss mit seinem Klang die letzten Überreste des Nebels und ließ die Nachmittagssonne ihre blendenden Strahlen über den Weg ergießen.
    Sie alle hörten das Signal. Krieger und Legionssoldaten, im Kampf wie zu festen Knäueln miteinander verheddert, hielten einen Moment inne. Schwerter, Zähne und verkrampfte Finger lockerten für einen kurzen Augenblick ihren grausamen Biss in Fleisch, Haut und Knochen. Sie alle, Römer wie Eceni, glaubten, dass dieses Signal ihnen allein endlich die ersehnte Hilfe

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