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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zufallen. »Habt Ihr den Alarm gehört? Das Schwanzende der zweiten Kohorte wurde angegriffen, und die dritte steckt offenbar in ernsten Schwierigkeiten. Die Zenturionen haben zwar den Befehl zum sofortigen Rückzug gegeben, aber sollte das Kriegsheer der Eceni bereits den Wald für sich eingenommen haben, werden wahrscheinlich selbst diejenigen von unseren Kameraden, die noch laufen können, unser Lager nicht mehr ohne fremde Hilfe erreichen. Mit Eurer Erlaubnis möchte ich gern Civilis und seine Bataver mit mir nehmen und den Rückzug der Zenturien sichern.«
    Es bestand ein gewisses Risiko darin, nun ausgerechnet Cerialis vorzuschlagen, wie das weitere taktische Vorgehen bei dieser Kampfhandlung aussehen sollte. Cerialis, jener Mann, der sich selbst als das größte taktische Genie von ganz Britannien betrachtete, der sich mehr Talent zusprach als sämtlichen zuvor in Britannien regierenden Statthaltern und der nach eigener Einschätzung sogar dem derzeit im Westen Britanniens Krieg führenden Gouverneur mit Leichtigkeit das Wasser reichen könnte. Valerius wartete, nutzte die bangen Augenblicke, um im Stillen ein kurzes Stoßgebet zum Himmel zu senden.
    Cerialis tastete nach seinem Unterhemd. Wer auch immer sein Badediener gewesen sein mochte, so war dieser im Augenblick jedenfalls nicht mehr anwesend. »Wie lange wird es noch dauern, ehe sie das Lager angreifen?«, lautete Cerialis’ Gegenfrage.
    Valerius schüttelte beschwichtigend den Kopf. »Ich denke nicht, dass sie einen Vorstoß auf das Lager wagen werden. Selbst die Eceni sind nicht so töricht, ein befestigtes Feldlager anzugreifen. Aber der Hornbläser der zweiten Kohorte hat Signal gegeben, dass seine Kameraden gegen eine wahre Übermacht von Feinden zu kämpfen haben und dass seine Kohorte den Anschluss an die noch folgenden Truppen verloren hat.«
    Sowohl Cerialis’ Brust als auch sein Rücken waren übersät mit knotigen Narben, Zeugnis dafür, dass seine bisherigen Angriffstaktiken und Rückzugsmanöver augenscheinlich nicht immer so ganz erfolgreich gewesen waren. Mit raschen Bewegungen zog er sich sein Hemd über.
    »Nein, du kannst jetzt das Lager nicht verlassen«, entgegnete er. »Auf die Bataver kann man sich nicht wirklich verlassen.«
    »Aber die haben sich doch noch nie einem von Civilis’ Befehlen widersetzt. Außerdem lebt der doch schon ewig in deren Gesellschaft - genauer gesagt, seit er und die Bataver der Neunten Legion damals zusammen am Rhein stationiert waren.«
    »Richtig, und gleichzeitig träumt Civilis davon, in genau solch einer Situation wie dieser hier den Heldentod sterben zu dürfen. Mit dem als Anführer würdest du dich binnen weniger Augenblicke mitten in einem Blutbad wiederfinden, und auch die restlichen Bataver würden sämtliche Disziplin sofort über Bord werfen, um dafür in dem heroischen Gefühl dahinsiechen zu dürfen, dass man in den Winterzelten ihren Namen lobpreisen wird.«
    Der Geruch, der aus dem Kohlebecken aufstieg, war ganz ähnlich dem der heiligen Räuchermischung, die man zu Mithras’ Ehren anzuzünden pflegte. Das Rot der glühenden Kohlen erinnerte an die Farbe von vergossenem Blut und an die sprenkelige Musterung eines Stierfells. Das sanfte Licht, das von der Glut ausströmte, verlieh Cerialis’ Rüstung einen kupfernen Schimmer, wodurch diese mit ihren zahlreichen Panzerschuppen an einen zerbrochenen Spiegel denken ließ.
    Vorsichtig trat Valerius einen Schritt zur Seite, dann noch einen, bis er in der Rüstung sowohl sein eigenes Spiegelbild als auch das des Legaten erkennen konnte. Er kontrollierte sorgsam seine eigene Miene, betrachtete das Gesicht seines Vorgesetzten. »Nur mit Hilfe der Reiter ist das Ende der Kolonne noch rechtzeitig zu erreichen. Ansonsten sind die Männer dort verloren. Besser, wir riskieren, Civilis zu verlieren, als dass wir den Großteil der Bataver verloren geben.«
    Ihre Blicke begegneten sich, prallten funkelnd von dem polierten Eisen ab. Für einen kurzen Moment schien es auf der ganzen Welt nur sie beide zu geben: einen Legaten und einen Dekurio, der zuletzt die Aufgaben eines Kuriers hatte versehen müssen und der nun seine Empfehlung zur taktischen Vorgehensweise bei diesem Angriff mit so nüchterner Stimme vortrug, so klar und bar jeglicher Emotionen, dass es dem Legaten überaus schwerfiel, die wahren Beweggründe hinter diesem Vorschlag zu erahnen.
    Es war Cerialis, der den Blick als Erster wieder abwandte. Er griff nach dem Becher, der auf dem Tisch

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