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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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einen leichten Vorteil hatte, aber Marcus hielt sich gegen ihn und wurde nur selten mehr als ein paar Schritte zurückgetrieben.
    Sie sah zu den Todfeinden hinüber. »Wollt ihr ihm nicht helfen?«
    Yevgenji winkte ab. »Er braucht keine Hilfe.«
    »Und er will auch keine«, fügte Spyridon hinzu.
    »Wenn ihr sicher seid ...«
    Plötzlich hob Marcus den Kopf. Sein Blick traf Laura; er schien sie erst in diesem Moment zu bemerken.
    »Warte!«, stieß er keuchend hervor, dann wich er vor Naburos nächstem Schlag zurück und warf sein Schwert in den Sand. Der General setzte nach, aber als er sah, dass sein Gegner sich nicht länger wehrte, senkte er seine Klinge.
    »Verweigerst du mir einen ehrlichen Sieg?«, fragte er. Seine Stimme klang weniger erschöpft als die des Römers.
    Marcus schüttelte den Kopf. Schweiß lief über sein Gesicht. Laura bemerkte, dass seine Augen schwarz und pupillenlos waren.
    »Ich schwöre, dass ich bis zu meinem letzten Atemzug gegen dich kämpfen werde, wenn du meine Frage verneinst«, sagte er. Dann zeigte er auf Laura. »Ist sie es, vor der Alberich sich fürchtet?«
    Fürchtet? Wusste Alberich etwa, dass sie auf dem Weg zu ihm war und etwas bei sich trug, was ihm gefährlich werden konnte? Sie tastete nach dem Lederband, in das der Dolch eingeschlagen war.
    »Sagen wir es so«, antwortete sie. »Er sollte sich vor dem fürchten, was ich bei mir trage.«
    Marcus ließ seine Hand sinken. »Seid ihr hier, um ihn zu töten?«
    Laura nickte.
    »Dann heiße ich euch willkommen.« Marcus trat von seinem Schwert zurück und salutierte auf römische Art mit nach vorne oben gestrecktem Arm.
    Naburo knurrte und steckte seine Schwerter in die Halterungen auf seinem Rücken. »Schade, ich hätte diesen Kampf gern zu Ende ausgefochten. Er war interessant.«
    »Du hättest gesiegt«, sagte Marcus.
    »Ich weiß.«
    Die beiden Männer schwiegen einen Moment, dann räusperte sich der Römer. »Wir müssen uns beeilen. Der Turm wird mich bald zurückbefehlen, und wenn ich ohne die anderen auftauche, wird Alberich mir Fragen stellen, auf die ich keine Antwort habe.«
    Spyridon schüttelte den Kopf. »Wir können dir nicht trauen. Wir wissen nichts über dich.«
    »Dann fragt, aber beeilt euch.«
    Sie fassten sich kurz. Marcus erzählte ihnen, wer er war und weshalb er Alberich hasste.
    Laura runzelte die Stirn, als er den Fluch erwähnte. »Wenn du an unserer Seite kämpfst, verfluchst du dich dann nicht selbst?«
    »Wenn ein alter Mann, mit dem ich mich seit Jahrhunderten streite, recht hat, bin ich schon längst verflucht«, sagte Marcus ruhig. »Ich empfinde keine Loyalität für diesen falschen König. Ich würde für ihn kämpfen, wenn ich euch nicht begegnet wäre, aber nur, um meine Existenz zu beenden. Das würde den Fluch nicht brechen.«
    Er sah zum Himmel. Es war später Nachmittag. »Wenn ihr mir vertraut, dann kommt mit. Wenn nicht, dann erschlagt mich hier. Trefft eure Entscheidung.«
    »Einen Moment.« Felix hatte den Worten des Römers bislang stumm gelauscht. »Was ist mit der Frau, die Alberich dabeihat. Geht es ihr gut?«
    Marcus musterte ihn mit plötzlichem Misstrauen. »Warum willst du das wissen?«
    Felix fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Weil Angela meine Frau ist. Alberich hat sie entführt, und ich bin hier, um sie zu befreien.«
    Das Gesicht des römischen Soldaten verriet seine Gefühle nicht, aber als er antwortete, klang seine Stimme weicher als zuvor. »Es geht ihr gut. Der Rest betrifft nur sie und dich.«
    »Danke.« Felix atmete tief durch. Im Gegensatz zu Laura schien er sich über Marcus’ Wortwahl nicht zu wundern. Doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
    »Ich traue ihm«, sagte sie entschieden. »Er soll uns begleiten.«
    Naburo verzog das Gesicht, aber die beiden anderen Elfen und auch Felix nickten.
    Marcus erhob sich. »Dann ist es entschieden. Hier ist der Plan.«

26
     
    Der Plan
     
    D ie Fesseln saßen locker und schnitten nicht in sein Fleisch. Trotzdem fühlte sich Felix unwohl, als er, der Letzte in der Reihe, ungeschützt auf den Turm zuging. Marcus hatte sie alle mit einem Strick, den der Soldat aus dem Ersten Weltkrieg bei sich getragen hatte, aneinandergefesselt und ging nun an ihrer Spitze. Die Fesseln waren nicht verknotet, Felix hätte jederzeit aus ihnen schlüpfen können, aber das mulmige Gefühl nahm dadurch nicht ab. Vielleicht lag es daran, dass Marcus die Waffen der Elfen bei sich trug und nur Laura nach ihren Protesten

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