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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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zugestanden hatte, den Dolch unter ihrem Hemd zu verbergen, vielleicht aber auch an den Schemen, die nach und nach zum Boden vor dem Turm schwebten und zu Männern wurden.
    Oder es war der Turm selbst, dieses düstere Ungetüm, das Licht und Farbe aus seiner Umgebung zog wie ein Schwarzes Loch.
    Seine Knie zitterten. Felix schob es auf die Angst, aber insgeheim musste er sich eingestehen, dass er erschöpft war. Seit Tagen hatte er kaum etwas gegessen, und als er in Vedas Lager endlich eine Mahlzeit hätte haben können, war er dank der Aussicht auf die Rolle, die er spielen sollte, so nervös geworden, dass sein Appetit ausblieb. Das rächte sich nun. Ihm war vor Sorge und Hunger übel, und der Weg zum Turm fiel ihm schwer.
    Aber ich werde Angela Wiedersehen!, dachte er in der Hoffnung, dass das Adrenalin ihm helfen würde. Ich werde sie befreien und zurückbringen.
    Er versuchte, nicht über das nachzudenken, was sie in der Zwischenzeit durchgemacht hatte, oder über das, was Alberich ihr vielleicht angetan hatte. Sie war eine starke Frau, viel stärker als er, aber wenn er nun für eine Weile sie stützen musste, dann würde er das gerne tun. Solange sie an seiner Seite war, als die Frau, die er liebte und die Mutter seiner Kinder.
    Die Eingangstür zum Turm wurde geöffnet. Felix biss sich auf die Lippe, glaubte, Alberich würde sie persönlich in Empfang nehmen, aber statt ihm trat ein griechisch aussehender, älterer Mann aus der Tür. Seine Brustplatte war verbeult, aber er trug die Rüstung und seinen Helm mit sichtlichem Stolz.
    »Marcus!«, rief er. »Bringst du uns Besuch mit?«
    Einige Männer lachten. Die Stimmung wirkte gelöst. Felix fiel auf, dass Krieger und Soldaten aus allen Epochen vertreten waren, aber er sah keine einzige Frau.
    »Unser König hatte das richtige Gespür, Kritodemos.« Marcus blieb vor ihm stehen und nickte in Richtung seiner Gefangenen. »Die Patrouille war ein Erfolg.«
    Kritodemos ließ den Blick kurz über die Gruppe gleiten. Auch seine Augen waren pupillenlos, ebenso die aller anderen Wachen. Felix lief ein Schauer über den Rücken, wenn er sie ansah.
    »Für dich war sie das wohl«, sagte der Grieche, »für die, die dich begleitet haben, weniger.«
    Marcus neigte den Kopf. »Unser König wird die Worte für sie sprechen, dann sind sie erlöst. Und das ist es doch, was wir hier alle wollen.«
    Einige Männer nickten, andere schienen darauf zu warten, was Kritodemos darauf sagen würde. Es schien zwei Lager bei den Soldaten zu geben, eines hörte auf den Römer, das andere auf den Griechen.
    »Das stimmt«, sagte Kritodemos. »Komm, ich helfe dir, die Gefangenen nach oben zu bringen. Alberich will sie bestimmt so bald wie möglich verhören.«
    Er ging bereits zurück in den Turm. Marcus folgte ihm einen Schritt, blieb dann jedoch stehen. »Es sind meine Gefangenen. Mir gebührt die Ehre, sie unserem König zu präsentieren.«
    Naburo hob den Kopf, ließ den Blick über den Turm und die Wachen schweifen und fuhr sich dann kurz mit der Zunge über die Lippen. Dass ihm die Situation anscheinend Sorgen bereitete, machte Felix nur noch nervöser.
    Kritodemos verneigte sich leicht. »Du hast recht. Verzeih. Ich wollte deinen Triumph nicht schmälern, indem ich daran teilhabe.«
    Er ließ Marcus passieren. Die anderen folgten ihm, Felix als Letzter. Als er über die Schwelle trat, kam es ihm so vor, als lege sich ein Eisenring um seine Brust. Die Atmosphäre, das Licht, sogar die abgestandene, seltsam schwache Luft waren beklemmend.
    Nacheinander gingen sie die steinernen Stufen einer Wendeltreppe hinauf. Felix achtete auf seine Füße. Er wollte nicht derjenige sein, der stürzte und die anderen mitriss. Irgendwo unter ihm klirrte etwas, aber als er den Kopf drehte, sah er nur Stufen.
    »Auf der anderen Seite«, sagte eine Stimme über ihm plötzlich, »möchte ich doch an deinem Triumph teilhaben, nur um ihn besser zu verstehen.«
    Kritodemos stand auf dem ersten Treppenabsatz. Er musste sich in einen Schemen verwandelt und außen am Turm entlanggeflogen sein.
    »Wir können später darüber reden«, sagte Marcus. »Ich will den König nicht warten lassen.«
    »Es geht schnell, keine Sorge.« Kritodemos strich sich über das glatt rasiertes Kinn, als dächte er über etwas nach, aber Felix glaubte, dass er längst wusste, was er sagen wollte. »Ich verstehe nicht ganz, wie du diese Gefangenen gemacht hast«, fuhr er fort. »Drei Männer sind bei dem Kampf gestorben, nur du

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