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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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stehen.
    »Ich weiß nicht, ob ich mitkommen soll«, sagte er. »Angela könnte noch hier sein.«
    Allein würde er im Palast den Tag nicht überleben, das war Laura klar. »Glaubst du wirklich, dass Alberich seine Geisel hier zurücklassen würde? Angela ist wichtig für ihn, weil sie die Verbindung zu uns herstellt. Er lässt sie bestimmt nicht aus den Augen.«
    Felix zögerte, doch dann nickte er. »Du hast recht. Wenn sie nicht wichtig wäre, hätte er sie längst umgebracht.«
    Er klammerte sich an den Gedanken. Laura widersprach ihm nicht, obwohl niemand sagen konnte, ob Angela wirklich noch lebte. Sie wartete, bis Felix durch das Portal gegangen war, dann folgte sie ihm ins Unbekannte.

    »Was hast du, Geliebter?«
    Angela legte ihre Hände von hinten auf Alberichs Schultern. Sie ließ die Nägel wieder wachsen und hatte sie schwarz lackiert. Es hatte eine Weile gedauert, bis der Turm verstand, was Make-up und Nagellack waren, doch mittlerweile stellte er ihr alles in kleinen Schalen vorbereitet vor den Spiegel, ohne dass sie fragen musste.
    Ab und zu erriet er sogar ihren Kleidergeschmack.
    Sie küsste die Drachentätowierung an Alberichs Hals. Er stand nackt am Fenster seines Schlafzimmers und betrachtete die Landschaft.
    »Wenn ich das nur wüsste«, sagte er, ohne auf ihre Küsse einzugehen. »Ich spüre, dass etwas nicht stimmt, aber ich kann es nicht einordnen.«
    »Hat es mit Laura zu tun?« Angela begann, seinen Nacken zu massieren. Nach den langen Nächten in der Bibliothek war Alberichs Muskulatur immer verhärtet, an diesem Morgen sogar stärker als sonst.
    »Entspann dich«, flüsterte sie, als er nicht antwortete. »Sie kann dir nichts anhaben, solange ich in deiner Nähe bin. Sogar Assassinen stehen mir hilflos gegenüber.«
    »Es gibt Schlimmeres da draußen als Assassinen«, murmelte Alberich so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. Dann stöhnte er wohlig. »Genau da. Ja, hör nicht auf.«
    Angela massierte ihn weiter. Tief drückte sie ihre Fingerspitzen in seine Muskeln. Sie sehnte sich danach, ihn zurück ins Bett zu ziehen, aber er war nicht in der Stimmung. Wenn er nachdenken wollte, konnte selbst Sex ihn nicht ablenken.
    »Der Schlüssel zum Tor aus diesem Reich«, sagte Alberich. So oft sprach er davon, dass Angela sich nicht vorstellen konnte, dass ihm eine neue Idee dazu kam. Auch die Besuche in der Bibliothek hatten ihm nicht helfen können.
    »Wenn sie entkommt, entgleitet sie meiner Kontrolle, und wer weiß, was dann passiert«, fuhr Alberich leise fort. Auch diesen Gedankengang hatte er nicht zum ersten Mal.
    »Hör auf, dir Sorgen zu machen.« Angela drehte ihn an den Schultern um. Einen Moment lang stemmte er sich gegen sie, dann gab er nach. »Ich weiß, dass wir nicht ein Leben lang hierbleiben können, obwohl ich nichts lieber hätte als das, aber schenke mir wenigstens so viel deiner Zeit, wie es geht, bis wir wieder in den Palast zurückkehren müssen.«
    Er legte seine Hand auf ihre Wange. »Ich versuche es, aber diese Fragen lassen mir keine Ruhe, und sie sollten dich ebenfalls berühren, denn ohne einen König gibt es keine Königin.«
    Sie wollte ihm erklären, dass er es war, den sie liebte, nicht sein Reich oder seine Macht, aber Alberich löste sich bereits aus ihrem Griff und beugte sich aus dem Fenster.
    »Marcus!«, rief er.
    Nur Sekunden später glitt ein Schatten in den Raum und verwandelte sich in den römischen Soldaten mit den pupillenlosen Augen. Es war das erste Mal seit dem Morgen nach dem Assassinenangriff, dass Angela ihn sah. Er wirkte nach wie vor wütend.
    »Ja, Herr?«, fragte er.
    Alberich verschränkte die Arme vor der Brust. »Kannst du die Nähe des Turms verlassen?«
    »Das kann ich, wenn auch nur für kurze Zeit.« Marcus hatte Haltung angenommen und starrte auf einen Punkt oberhalb von Alberichs Kopf, so als sei es ihm zuwider, seinen König anzusehen.
    Könnte er uns gefährlich werden?, fragte sich Angela. Doch dann verwarf sie den Gedanken, denn wie alle Wachen an diesem Ort sehnte sich Marcus nach nichts so sehr wie der Erlösung.
    »Gut.« Alberich nickte. »Dann gehe, solange du kannst, mit ein paar Männern auf Patrouille. Wenn du etwas Ungewöhnliches siehst oder hörst, will ich es wissen, verstanden?«
    Sein Gesicht nahm einen grausamen Zug an, aber Angela wusste, dass er damit nur seinen Worten mehr Gewicht verleihen wollte. Könige mussten manchmal so sein.
    »Wie gut du deine Pflicht erfüllst, wird bestimmen, ob ich eines

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