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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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seinem Blick.
    Sie hob die Hand. Eine merkwürdige Ruhe überkam sie. Noch drei Schritte trennten den Krieger von ihr, dann zwei, einer.
    Angela ließ ihre Magie frei.
    Der Speer aus kaltem blauem Eis schien direkt aus dem Himmel zu fallen. Er bohrte sich in den Kopf des Kriegers, weitete seinen Hals und blieb tief im Körper stecken. Der Mann erstarrte. Seine Augen froren ein, seine Lippen färbten sich blau. Aus seinem Inneren heraus wurde er zu Eis, das schließlich seine Haut überzog und ihn wie schon den Elch zuvor in eine groteske Eisstatue verwandelte. Die Luft um ihn war so kalt, dass sie klirrte. Winzige Schneeflocken trieben im Wind über den See.
    Angelas Knie wurden weich. Sie wäre gestürzt, wenn sie nicht plötzlich von starken Armen gehalten worden wäre. Mühsam hob sie den Blick und starrte in Alberichs bernsteinfarbene Augen.
    »So ist das, wenn man an meiner Seite steht«, sagte er leise. »Ein Leben lang und vielleicht darüber hinaus.«
    Sie konnte seinen Worten kaum folgen. Die Augen fielen ihr zu. »Ich bin müde«, murmelte sie. »Bring mich nach Hause.«
    Alberich trug sie den Weg hinauf bis in sein Schlafzimmer. Der Blick des Elches folgte Angela bis in ihre Träume.

11
     
    Brandherde
     
    W ir haben heute Morgen bereits darüber gesprochen, es hat sich nichts geändert«, sagte Bricius. Er saß an einem der langen Holztische im Gemeinschaftssaal und aß einen Eintopf, der merkwürdig roch und noch merkwürdiger schmeckte. Jack hatte seinen Teller nur zur Hälfte aufgegessen, doch der Geschmack lag selbst nach zwei Tassen Tee auf seiner Zunge.
    »Es hat sich etwas geändert«, widersprach er. »Oder hast du nicht gehört, dass ein kleiner Junge an einer vergifteten Ramrol gestorben ist?«
    »Das ganze Dorf redet von nichts anderem. Natürlich habe ich davon gehört.« Bricius schob seinen leeren Teller weg und wischte sich den Mund ab. »Das ist tragisch, und wir werden der Angelegenheit nachgehen, aber ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.«
    »Der Junge hat die Ramrol von Simons Teller gestohlen.«
    Das Laub auf dem Kopf des Elfen raschelte. Er schwieg einen Moment, dachte sichtlich über Konsequenzen dieser neuen Enthüllung nach.
    »Das kann ein Zufall sein«, sagte er dann zu Jacks Enttäuschung. »Die Stände auf dem Markt sind heiß umkämpft. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand auf solch niederträchtige Weise versucht, einen anderen aus dem Geschäft zu drängen. Nicht alle Flüchtlinge, die zu uns kommen, sind Bauern und Handwerker. Es sind auch Mörder, Diebe und Betrüger unter ihnen.«
    »Ein Zufall?« Jack beugte sich vor. Der Gemeinschaftsraum war voller Elfen und sogar ein paar Menschen, die nach einem langen Arbeitstag etwas essen wollten. Zwar hatten die anderen zu viel Respekt vor Bricius, um sich mit ihm an einen Tisch zu setzen, aber das Stimmengewirr sorgte dafür, dass sie sich lauter unterhalten mussten, als es Jack lieb war.
    »Du willst dich nicht mit dem Problem auseinandersetzen, oder?«, fragte er leise. »Deshalb leugnest du einfach, dass es eins gibt.«
    »Das stimmt nicht.« Bricius schien bereits zu bereuen, dass er es Jack gestattet hatte, sich zu ihm zu gesellen. »Ich neige nur nicht zur Hysterie wie ihr Reinblütigen. Manchmal glaube ich, dass ihr euren eigenen Untergang herbeisehnt, so oft, wie ihr davon redet.«
    »Wir standen ein paarmal kurz davor, ganz unberechtigt waren die Unkenrufe bisher also nicht. Davon abgesehen ...« Er unterbrach sich, als er von draußen laute Rufe hörte. Es dauerte einen Moment, bis er sie verstand.
    »Feuer!«
    »Im Menschendorf brennt es!«
    Jack sprang auf. Bricius erhob sich ebenfalls und folgte ihm den Weg hinunter zum Platz. Schon von Weitem sah Jack den Feuerschein. Es schien sich nur um eine Hütte zu handeln, aber er konnte nicht erkennen, welche. Menschen liefen kopflos auf dem Platz umher, aber es waren deutlich weniger, als er erwartet hatte.
    Als er die brennende Hütte erreichte, wurde ihm klar, woran das lag. Eine große Gruppe hatte sich auf der anderen Seite des Platzes zusammengefunden. Sie bestand überwiegend aus Reinblütigen - Menschen, korrigierte er sich rasch aber er sah auch einige Elfen zwischen ihnen und sogar einen Iolair. Sie knieten am Boden und beteten. Rimmzahn, eingehüllt in ein weißes, weit fallendes Gewand, stand vor ihnen wie ein Priester.
    Er berührte Bricius am Arm. »Siehst du das?«
    Der Elf warf nur einen kurzen Blick auf die Gruppe, bevor er

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