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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hörte jemanden stöhnen. Dann traf ihn ein Schlag am Hinterkopf, und eine raue Stimme sagte: »Mach das nicht noch mal.«
    Es war kein harter Schlag, eine Warnung mehr als alles andere, und er beherzigte sie. Er stolperte, als seine Stiefelspitze gegen eine Stufe stieß. Er wurde eine Treppe hinaufgeführt, vermutlich die, die zur Galerie führte. Dann gingen sie eine Weile geradeaus. Jack hörte, wie Türen geöffnet und geschlossen wurden. Niemand sagte etwas. Sie bogen mehrmals ab, wieder Türen, ein Gang, noch eine Tür.
    Sie blieben stehen. Jemand zog Jack den Sack vom Kopf. Dankbar atmete er die kühle, frische Luft ein. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Deochar neben ihm stand. Auch ihn hatte man gefesselt. Acht Männer, jeder von ihnen groß und breit wie ein Gorilla, umgaben sie. Jacks Schwert wirkte wie ein Spielzeug in der Pranke des einen.
    Jack sah sich um. Sie standen in einem kleinen, aber elegant eingerichteten Raum. Teppiche bedeckten den Boden, hinter einem dunklen Holzschreibtisch stand ein hoher Stuhl mit einer kunstvoll geschnitzten Lehne. Eine Wand wurde von einem Paravent verdeckt, an der anderen stand ein Sessel, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag. Es gab keine Lampen im Raum, aber er wurde trotzdem in ein weiches gelbes Licht getaucht.
    Stoff raschelte hinter dem Paravent, dann trat eine Frau heraus und wandte sich den beiden Gefangenen zu. Ihr Anblick raubte Jack fast den Atem. Sie hatte ein symmetrisches, fein geschnittenes Gesicht und langes schwarzes Haar, das glänzte wie das Fell eines Panthers. Je nachdem wie das Licht auf sie fiel, wirkte sie japanisch, dann wieder arabisch, im nächsten Moment europäisch. Nur der Ausdruck in ihren dunklen Augen veränderte sich nie. Jack sah Sinnlichkeit darin und eine distanzierte Ironie.
    Sie ging barfuß und trug nichts außer einem schwarzen, unbestickten Morgenmantel aus Seide, der glänzte wie ihr Haar. Jacks Blick fiel auf den tiefen Ausschnitt, der ihre Brüste erahnen ließ. Rasch sah er weg, konzentrierte sich stattdessen auf einen Punkt etwas oberhalb ihres Kopfes. Er wusste, dass er vor Eroly stand, bevor einer der Gorillas »Das ist Eroly. Sie ist eine Dame, also benehmt euch« sagen konnte.
    Eroly lächelte. »Was habt ihr beide euch dabei gedacht?«, fragte sie. »Glaubtet ihr wirklich, niemand würde einen der vier Anführer der Iolair und einen der Reinblütigen erkennen?«
    Jack hob die Schultern. Deochar verzog das Gesicht.

    »Und dann sind sie einfach gegangen?«, fragte Luca. Er hockte in der Morgensonne am Flussufer und warf Marcas kleine Steine zu. Normalerweise fing der Krakenjunge fast alle, aber an diesem Morgen schien er nicht so richtig bei der Sache zu sein.
    »Ja«, sagte Peddyr. »Das war alles sehr merkwürdig.«
    Ciar nickte. Duibhin, der die erste Schicht als Simons Bewacher hatte, war bereits zum Platz aufgebrochen und konnte nichts dazu sagen.
    Luca legte sich in den Sand und blickte in den blauen Himmel. Die Geschichte, die Peddyr über Simon und Cedric erzählt hatte, war merkwürdig, aber er hatte eine Ahnung, was geschehen war. Wahrscheinlich hatten sie versucht, den Schattenlord aufzuspüren, und hatten dabei eine unangenehme Entdeckung gemacht. Sie musste sehr unangenehm sein, wenn jemand wie Cedric fast in Panik geraten war. Er wirkte auf Luca nicht wie jemand, der leicht Angst bekam.
    »Weißt du, worum’s da ging?«, fragte Peddyr.
    Luca schüttelte den Kopf. Er wollte ihnen seine Vermutungen nicht mitteilen, schließlich wusste er ja nicht einmal, ob sie wirklich stimmten. Außerdem war Ciar schon nervös genug. Er befürchtete, dass derjenige, der Simon umbringen wollte, ihn bemerken und sich rächen würde. Luca und Peddyr erklärten ihm immer wieder, dass nichts geschehen könne, aber er ließ sich nicht überzeugen.
    Luca zuckte zusammen, als plötzlich das Gesicht eines Mannes über ihm in den Wolken auftauchte. Erschrocken fuhr er hoch.
    »Was ist los?«, fragte Ciar. Er sah sich um, als erwartete er einen Angriff.
    »Ich weiß nicht ...« Luca schloss die Augen, aber das Bild tanzte weiter vor seinen geschlossenen Lidern. Es war ein Elf, vielleicht ein paar Jahre älter als er selbst, mit spitzen Ohren, blonden, kurzen Haaren und Vollbart.
    Er schüttelte den Kopf. Das Bild verschwand nicht.
    »Ist wirklich alles okay?«, hakte Peddyr nach.
    Luca blinzelte. »Ich sehe das Gesicht eines Mannes«, sagte er unsicher. »Egal, ob ich die Augen zumache oder nicht, es geht nicht weg.«
    »Schickt es

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