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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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mehr. Die Falltür verbarg eine Holztreppe, die mehr als ein Dutzend Stufen nach unten führte.
    »Erolys Laden ist unter der Erde?«
    Deochar stieg bereits die Treppe hinunter und steckte seinen Dolch ein, als erwarte er keine Gefahr. Jack folgte ihm. Der Gang, den sie am Ende der Treppe betraten, war in den Fels gehauen worden und stark abschüssig. Fackeln erhellten ihn. Kerzengerade führte er tiefer in den Fels hinein.
    »Es gibt eine Reihe solcher Gänge«, sagte Deochar. »Sie wurden mithilfe von Elfenmagie gebaut und können nach Belieben erweitert oder gesperrt werden. Das macht es so schwer, Eroly Einhalt zu gebieten. Um ehrlich zu sein, haben wir es aufgegeben.«
    »Wo sind die Wachen?«
    »Es gibt keine. Wer weiß, wo der Eingang ist, gehört zu den Leuten, die hier unten erwünscht sind.« Deochar lächelte knapp. »Normalerweise.«
    Der Lavafels war dunkel und porös. Der Gang musste belüftet werden, denn Jack roch frische Luft und spürte eine leichte Brise auf seinem Gesicht. Ab und zu sah er nach oben. Der Gedanke, dass Magie diese unterirdischen Räume erschaffen hatte, war nicht gerade vertrauenerweckend.
    Vielleicht fünfzig Schritte legten sie zurück, dann hörte Jack rhythmischen Trommelschlag und Flötenspiel. Nach einem Moment gesellte sich eine Geige dazu, direkt danach Stimmengewirr und Gelächter. Der Gang knickte ab und endete in einem breiten Torbogen, vor dem ein dunkelroter, schwerer Vorhang hing. Jack hatte als Personenschützer schon den einen oder anderen Prominenten in ähnliche Etablissements begleiten müssen. Noch bevor er den Vorhang zur Seite schob, wusste er, dass er ein Bordell betrat.
    Aber es war weit mehr als das. Vor ihm öffnete sich eine gewaltige Höhle, drei-, vielleicht viermal so groß wie der Gemeinschaftssaal der Iolair. Eine Galerie umgab das gesamte Erdgeschoss, breite Steintreppen führten zu ihnen herauf. Die Decke bildete eine Kuppel und befand sich mindestens zwanzig Meter über ihnen - eine Illusion, dachte Jack, denn so tief unter der Erde waren sie nicht. Erotische Malereien bedeckten sie, einige bewegten sich, als er sie betrachtete, andere tauchten auf, verschwanden und formten sich neu. Er konnte nicht sagen, was Illusion und was real war, und er nahm an, dass genau dieses Gefühl beabsichtigt war. Es vermittelte den Eindruck, dass an diesem Ort alles möglich war.
    Teppiche und Felle bedeckten den Steinboden des Erdgeschosses. Spärlich bekleidete Männer und Frauen - Elfen wie Menschen - gingen an Tischen und Sitzecken voller Kissen vorbei, servierten Getränke, kleine Speisen und manchmal auch sich selbst. Paravents, die mit erotischen Motiven geschmückt waren, teilten die Höhle auf, erschufen zahlreiche separate Räume und Nischen, die Privatsphäre boten. In einigen Bereichen hingen lange Stoffbahnen von der Decke, die diese Nischen selbst vor den Gästen auf der Galerie verbargen, die dort tranken, redeten und dem Treiben unter ihnen zusahen.
    Eine Bar aus dunklem Holz zog sich am Ende der Höhle über die gesamte Wand. Davor standen Tische, an denen Gäste ein seltsames Spiel mit kleinen Holzstäben und einem Brett spielten. Es sah aus wie eine Mischung aus Mikado und Mühle, schien aber große Konzentration zu erfordern, denn die Spieler starrten auf das Brett und schienen nichts anderes wahrzunehmen. An weiter entfernten Tischen spielte man Karten oder etwas, das Jack an Roulette erinnerte. Jedes Mal, wenn sich das Rad drehte, wurde geflucht, gejohlt und gebetet.
    Erolys Laden, wie Deochar ihn so abfällig genannt hatte, war voll. Jack schätzte, dass sich mehr als hundert Gäste allein im Erdgeschoss aufhielten. Elfen in schwarzer Kleidung schritten zwischen ihnen umher. Sie wurden von niemandem angesprochen, die Gäste schienen ihnen sogar aus dem Weg zu gehen.
    Jack zeigte auf einen von ihnen. »Wer ist das?«
    »Ein Schnüffler«, sagte Deochar. »Eroly stellt Elfen wie ihn ein, um sicherzustellen, dass keiner der Gäste Magie einsetzt, um an den Spieltischen zu gewinnen oder sich andere Vorteile zu erschleichen. Schnüffler können Magie folgen wie Hunde einer Spur. Sie sind sehr begehrt.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Jack folgte Deochar durch die Höhle. Die Musiker, die in der Mitte auf einer kleinen Bühne spielten, setzten zu einem schnelleren Stück an, das sehr beliebt zu sein schien, denn viele Gäste standen auf, klatschten mit und tanzten. Die meisten waren gut gekleidet und wirkten wohlhabend, nur ab und zu sah Jack

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