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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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auf, und er schritt sichtlich erleichtert hindurch. »Nein, mein Glaube ist stark, nur der eine ist stärker. Ich werde euer Lockvogel sein. Ich werde mich für euch erniedrigen, aber wenn mein Gott auf euch niederfährt und euch zerschmettert, werde ich es sein, der lacht. Von mir müsst ihr dann keine Gnade erwarten.«
    Jack zuckte mit den Schultern. »Okay.« Dann wandte er sich Deochar zu. »Wir bringen Rimmzahn am besten durch den Wald zur Felsenhöhle. Ich will nicht, dass uns jemand sieht. Kannst du die Iolair alarmieren? Dann spreche ich mit Simon und Cedric. Wir sollten so schnell wie möglich zuschlagen, bevor die Gläubigen ihren Guru vermissen.«
    Deochar nickte. »Heute Abend, früher geht es nicht. Wir müssen uns vorbereiten, das wird ein paar Stunden dauern.«
    Jack winkte Rimmzahn heran. »Los, wir gehen.«
    Der Mann, den Maurice einmal seinen besten Freund genannt hatte, ging mit hoch erhobenem Haupt an ihm vorbei.
    »Judas«, flüsterte er.

20
     
    Klingensturm
     
    I ch habe etwas für dich«, sagte Alberich.
    Angela stützte sich auf die Ellenbogen auf. »Ein Geschenk?«
    »Wenn du es annimmst, dann ist es eines.« Sie lagen in seinem zerwühlten Bett. Draußen war es bereits dunkel, aber die Nacht kam schnell in Innistìr, und Angela war noch lange nicht müde. Lustvoll betrachtete sie Alberichs nackten Körper, während er sich aufrichtete, das Bett verließ und seine Hose anzog. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass ein Mann wie er sie einmal lieben würde, aber seit dem Flugzeugabsturz waren eine Menge Dinge geschehen, die sie sich nicht hätte träumen lassen.
    Alberich ging zu einer schmalen Kommode und zog die oberste Schublade auf. Er nahm etwas Kleines heraus, das in schwarzen Samt eingeschlagen war. »Komm her!«, sagte er.
    Angela stand auf. Ihr Morgenmantel lag am Boden neben dem Bett. Sie hob ihn auf, warf ihn über und knotete den Gürtel zu. Alberich lächelte, als sie vor ihm stehen blieb. »Schließ die Augen.«
    In der Dunkelheit, die sie auf einmal umgab, hörte Angela, wie Alberich um sie herumging. Stoff raschelte, Metall klimperte, dann spürte sie, wie etwas Kaltes sich auf ihre Brust legte. Alberich berührte ihre Schulter und führte sie durch das Zimmer. »Du kannst die Augen wieder aufmachen.«
    Angela blinzelte und wäre beinahe zurückgezuckt, als sie in ihr Spiegelbild blickte. Der Turm hatte auf Alberichs Wunsch hin in jedem Zimmer einen Spiegel für Angela errichtet, obwohl sie nie hineinblickte. Alberich störte sich nicht daran, denn ihm als Zwerg machten Spiegel nichts aus. Elfen mieden sie, weil sie die Wahrheit zeigten, und der Priesterkönig Johannes hatte sie ohnehin in seinem Reich verboten. Es mussten demnach die Fähigkeiten dieses Turmes sein, welche die Formung von Spiegeln möglich machten - außerhalb dieser Mauern konnte das nicht gelingen.
    Sie unterdrückte den Impuls, betrachtete stattdessen das, was Alberich ihr um den Hals gelegt hatte. Es war eine silberne Kette, an deren Ende ein schwarzer, dreieckiger Kristall hing. Er war perfekt geformt und so dunkel, dass ihr Blick sich darin verlor.
    »Er ist wunderschön«, sagte sie. Rasch wandte sie den Blick ab.
    »Wirklich?« Alberich wirkte enttäuscht. »Warum siehst du ihn dann nicht an?«
    Sie drehte sich zu ihm um, war erleichtert, dass sich der Spiegel nun in ihrem Rücken befand. Der Kristall lag kühl und hart auf ihrem Brustbein. Sie nahm ihn in die Hand und spürte, wie er ihre Wärme annahm. »Es reicht mir, ihn zu fühlen.«
    Alberich musterte sie eine Weile. »Die meisten Frauen, die ich kenne, können von Spiegeln nicht genug bekommen, aber du gehst ihnen aus dem Weg. Ich finde das seltsam, denn du bist schließlich keine Elfe.«
    Sie lachte. Es klang in ihren eigenen Ohren künstlich. »Fragst du alle Frauen, die du kennenlernst, wie sie zu Spiegeln stehen?«
    Er ging nicht darauf ein. »Du schminkst dich nicht, du bürstest dein Haar vor dem Fenster, und du meidest die Spiegel, die ich für dich errichten ließ. Warum?«
    Seine Stimme hatte einen befehlenden Ton angenommen. Er klang wie ein König, nicht mehr wie ihr Geliebter.
    »Weil ich in meinem Spiegelbild das Leben sehe, das ich einmal gelebt habe«, sagte sie leise.
    »Vermisst du es so sehr?«
    »Nein!« Ihre Antwort kam zu schnell. Angela biss sich auf die Lippen, als sie die Bestürzung in Alberichs Gesicht sah. Sie legte ihm eine Hand auf die Wange, strich über seinen Bart. »Ich liebe dich, und ich möchte mein Leben

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