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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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fragte Cedric. »Ist das nicht das zweitgrößte Problem?«
    Jack nickte. »Deshalb werden wir uns darum kümmern, wenn das größte Problem gelöst ist. Ich weiß nur im Moment nicht, wie wir Rimmzahn von seinen Anhängern trennen sollen, damit sie nicht bemerken, was geschieht. Wenn sie sehen, wie wir ihn gefangen nehmen, werden sie durchdrehen.«
    Waco, dachte Cedric. Nach den letzten Tagen erschien ihm das Schreckensszenario, das Jack gezeichnet hatte, nicht mehr weit hergeholt.
    Deochar trat vor. »Ich weiß, wie wir vorgehen werden. Hört zu.«

    »Ist das wirklich nötig?«, fragte Rimmzahn. Er klang ungeduldig und genervt, aber Maurice ließ sich nicht beirren. Es war sein Plan, und er war sich sicher, dass er funktionieren würde.
    »Ich habe mir diese Stelle am Fluss ausgesucht, weil sie die schönste im ganzen Krater ist«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Dort möchte ich von dir persönlich getauft werden.«
    »In unserem Glauben gibt es keine Taufe«, sagte Rimmzahn.
    Maurice hörte, wie sein langes Gewand bei jedem Schritt raschelte. Noch ging er also mit.
    »Unser Glaube ist erst ein paar Wochen alt«, erklärte Maurice. Er hatte sich auf jede Frage eine Antwort zurechtgelegt. »Und ich finde, wir brauchen etwas Feierliches, etwas, das den Menschen, die sich für ihn entscheiden, zeigt, dass ihr altes Leben vorüber ist und ein neues begonnen hat. So geht es mir zumindest. Ich brauche diesen Abschluss.«
    Rimmzahn schwieg einen Moment, und Maurice nutzte die Gelegenheit, um sich umzusehen. Deochar hatte gesagt, dass er und Jack sie unauffällig begleiten und den richtigen Moment abpassen würden, doch selbst wenn er sich konzentrierte, hörte er keinen Laut im Wald.
    Sie sind so gut, beruhigte er sich. Deshalb sind sie Iolair.
    »Du könntest recht haben«, sagte Rimmzahn schließlich. »Unserem Glauben fehlen die Rituale. Ich bin mir nicht sicher, ob eine Taufe das Richtige ist, aber ich bin bereit, es auszuprobieren, weil du es bist, Maurice. Ich glaubte schon, ich hätte dich an die Dämonen des Hasses verloren, doch nun kehrst du zu mir zurück. Das macht mich sehr glücklich.«
    Maurice schluckte sein schlechtes Gewissen mühsam hinunter. »Mich auch, Norbert«, sagte er rau.
    Als Deochar ihn gefragt hatte, ob er Rimmzahn eine Falle stellen würde, hatte er im ersten Moment empört ablehnen wollen. Er wollte nicht auf diese Weise hineingezogen werden und unmittelbar beteiligt sein. Das hatte schließlich nichts mit ihm zu tun, seine Ziele waren andere. Doch letztlich musste er sich eingestehen, dass Rimmzahn zu gefährlich geworden war und ein Hindernis.
    »Was hat dich bewogen, unseren Glauben doch noch anzunehmen?«, fragte Rimmzahn. Er schloss zu Maurice auf, wirkte nicht mehr genervt, sondern ehrlich interessiert.
    »Dass alle so glücklich sind. Anfangs dachte ich, das sei nur ein vorübergehender Zustand, aber dieses Glück ist stabil. Ich möchte mich ebenfalls so fühlen.«
    In Wirklichkeit wurde ihm beinahe übel bei dem Gedanken, wie ein Roboter, dem jemand ein Clownsgesicht aufgemalt hatte, durch die Welt gehen zu müssen, aber er wusste, dass seine Worte genau das waren, was Rimmzahn hören wollte.
    »Das wirst du«, sagte der Schweizer herablassend, »denn nur unser Glaube birgt das wahre Glück in sich.«
    Der Weg machte eine Biegung. Maurice ging weiter, blieb dann jedoch abrupt stehen. Neben ihm stieß Rimmzahn den Atem aus. »Mein Gott ...«
    Vor ihnen lag eine Leiche. Maurice hatte den Elfen schon einige Male bei Rimmzahns Versammlungen gesehen, aber er kannte seinen Namen nicht. Sein weißes Kopftuch war verrutscht, seine Augen starrten in den Himmel.
    »Kommt er dir bekannt vor, Norbert?«
    Sie fuhren gleichzeitig herum. Jack und Deochar standen auf dem Weg, breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen. Rimmzahn wich einen Schritt zurück und schluckte.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt«, sagte Jack scharf. »Kennst du diesen Mann?«
    »Ja ...« Rimmzahns Blick zuckte zwischen Deochar, Jack und Maurice hin und her. Noch erkannte er anscheinend nicht, dass er verraten worden war. »Das ist Fynfir, einer der Gläubigen. Er ist ... war der erste Iolair, der sich uns angeschlossen hat.«
    »Und ist er der Erste, der jemanden umgebracht hat?«, fragte Deochar. »Hast du von dem kleinen Jungen gehört, der an einem Giftzauber gestorben ist? Das tat Fynfir. Er wollte Simon umbringen. Und Cedrics abgebrannte Hütte? Das war er auch.«
    Rimmzahn hob abwehrend die Hände.

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