Die Kristallhexe
Schwärze brannte und mit ihr langsam zu Boden fiel.
»Wir haben ihn!«, sagte Simon neben ihm atemlos. »Cedric, wir haben ihn tatsächlich!«
Einige Iolair lächelten unsicher, als könnten sie ihren Erfolg selbst noch nicht glauben.
Cedric wandte sich Klara zu. »Von allen Gestrandeten«, sagte er, »hatte ich dich am wenigsten in Verdacht, eine von uns zu sein.«
»Ich nehme das als Kompli...«
Jemand schrie, Cedric spürte, wie das Netz zerriss. Ein schwarzer Tentakel aus Nebel und Boshaftigkeit schoss an ihm vorbei und bohrte sich in Klaras Stirn. Ihr Kopf wurde zurückgeworfen, er hörte, wie ihr Genick brach, dann färbten sich ihre Augen plötzlich schwarz. Ihre Gliedmaßen zuckten wie die einer Marionette, unkontrolliert und ohne eigenen Willen.
Er absorbiert ihre Kräfte!, dachte Cedric entsetzt, aber es war bereits zu spät. Das Netz riss, der Schattenlord stieg in einer gewaltigen schwarzen Wolke empor. Blitze zuckten. Einer ließ eine Hütte explodieren, ein anderer schlug in einen der Iolair ein, löschte ihn und die beiden Elfen neben ihm mit einem Schlag aus.
Der Kreis war gebrochen, das Netz löste sich auf und zerfiel. Cedric taumelte zur Seite, ließ sich von Simon stützen, der sich selbst kaum auf den Beinen halten konnte. Blitze zuckten um sie herum, fuhren scheinbar wahllos in Gebäude, Bäume und Körper. Holz explodierte, Dreck spritzte hoch in den Himmel. Cedric wurde von einer plötzlichen Sturmböe gegen die Wand einer Hütte geschleudert. Der Aufprall raubte ihm den Atem und beinahe die Besinnung. Es dauerte einen Moment, bis er taumelnd wieder auf die Beine kam. Menschen und Elfen rannten schreiend an ihm vorbei oder suchten irgendwo nach einer Deckung, die es nicht gab. Der Sturm wurde immer schlimmer. Eisig kalter Regen setzte ein.
Auch die Anhänger des Schattenlords erstarkten wieder. Einige warfen sich auf die Krieger. Cedric hörte, wie Jack schrie: »Verteidigt euch!«, und sah, wie Schwerter gezogen wurden. Das Blutvergießen hatte begonnen.
Der Schattenlord schwebte über ihnen, breitete sich immer weiter aus. Cedric dachte an den schwarzen Schleim, den er und Simon gesehen hatten, und schüttelte sich. Der Gedanke an den Ersten Sucher riss ihn endgültig aus seiner Benommenheit. Er sah sich um - und fluchte, als er sah, wie einige Gläubige Simon bedrängten. Er setzte sich mit dem Schild eines gefallenen Kriegers zur Wehr, aber das würde nicht lange gut gehen. Die Gläubigen umringten ihn bereits.
Cedric lief los.
»Verteidigt euch!«, schrie Jack. Er zog sein Schwert und warf sich in die Menge. Einige Krieger folgten ihm. Der Anblick ihrer Klingen reichte, um die meisten auseinanderzutreiben, doch er musste einige Male mit dem Knauf zuschlagen, um sich Platz zu verschaffen.
Regen lief Jack in die Augen. Er sah, wie Cedric sich auf einige Gläubige warf, die Simon eingekesselt hatten, aber er war zu weit weg, um zu helfen. Sein Ziel war Felix, der mit Luca und Sandra im Türrahmen seiner Hütte hockte.
Jack duckte sich, als ein armdicker Ast über ihn hinwegflog. Jemand schrie. Regen lief ihm in die Augen. Der Sturm drang mit solcher Kraft auf ihn ein, dass er zweimal zur Seite geworfen wurde. Doch dann hatte er die Hütte erreicht.
»Kommt mit!«, rief er über das Tosen hinweg. »Wir müssen weg von hier!«
»Das ist zu gefährlich!«, rief Felix zurück, aber Luca lief bereits los, zwang ihn dazu, sich ihm anzuschließen. Einer der Krieger warf sich die tobende, schreiende Sandra über die Schulter.
»Bleibt hinter mir!«, sagte Jack. Er wischte sich den Regen aus den Augen und lief los, in Richtung des Landeplatzes, an dem er die anderen Iolair vermutete. Josce galoppierte ein Stück entfernt vorbei. Ein entwurzelter Baum stürzte nur Sekunden später um und hätte sie beinahe getroffen. Felix blieb stehen, aber Jack trieb ihn weiter an. Jedes Zögern konnte den Tod bedeuten.
Ein heiserer Schrei ließ ihn zusammenzucken. Er war so laut, dass er selbst das Tosen des Sturms übertönte. Einen Moment lang wurde es über Jack dunkel. Er riss den Kopf in den Nacken und sah, wie der Titanendactyle über ihn hinwegflog. Dann kehrte die Helligkeit zurück, und Jack entdeckte Elfen, die sich auf ihren Flugtieren näherten.
»Hier!«, schrie er. »Landet!«
Er winkte mit dem Schwert, rief und schrie, die anderen ebenfalls. Er glaubte bereits, dass die Elfen ihn im Regen nicht sehen konnten, doch dann wendeten sie ihre Tiere - zwei Greife und eine Schlange - und
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