Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Höhlen näherte. Rimmzahns weißes Gewand stach aus der meist dunklen oder erdfarbenen Kleidung der anderen heraus. Selbst auf diese Entfernung musste man ihn gut erkennen können.
    Ein Kopftuchträger zeigte in Richtung der Gruppe; kurze Zeit später rotteten sich die Gläubigen zusammen. Stimmengewirr drang den Weg herauf, lockte nun auch andere Menschen aus ihren Hütten. Alle starrten Rimmzahn an.
    »Haltet euch bereit!«, befahl Jack den Kriegern. Und an Rimmzahn gewandt, fügte er hinzu: »Du weißt, was du zu tun hast.«
    Er erhielt keine Antwort.
    »Norbert! Was haben sie mit dir vor?« Sandra war die Erste, die ihnen entgegenlief.
    »Es ist alles in Ordnung. Diese Prüfung werden wir mithilfe des einen meistern. Habt keine Angst.«
    Andere Gläubige kamen näher. Die Krieger stellten sich ihnen in den Weg, zogen aber ihre Schwerter nicht. Nur die Schilde hatten sie gehoben; sie drückten die Menge damit vorsichtig zurück.
    »Was für eine Prüfung?«, rief einer der Kopftuchträger.
    »Diese Ungläubigen«, sagte Rimmzahn. Seine laute, gut verständliche Bühnenstimme hallte über den Platz. »Diese Ungläubigen wollen unseren Gott herausfordern. Sie denken, dass sie ihn mit ihrer lächerlichen Magie besiegen können, aber ihr und ich, wir wissen es besser. Sie werden scheitern, und der eine wird triumphieren.«
    Einige begannen zu jubeln, andere wirkten skeptisch.
    »Zwingen sie dich dazu?«, rief Sandra. Aus den Augenwinkeln sah Cedric, dass Felix herbeilief und sich einen Weg durch die Menge bahnte. Luca blieb in der Tür ihrer Hütte stehen.
    »Niemand zwingt mich«, antwortete Rimmzahn. Er klang so überzeugend, dass selbst Cedric, der es besser wusste, ihm beinahe geglaubt hätte. »Bleibt ruhig und wartet ab.«
    Seine Worte zeigten Wirkung. Die Aggression der Menge ließ nach. Felix erreichte seine Tochter, packte ihren Arm und zog sie zurück.
    »Du kommst mit mir«, sagte er. Sandra wehrte sich, aber er war stärker. Strampelnd und vor Wut weinend, wurde sie aus der Menge zu ihrer Hütte geführt. Der Rest der Gläubigen zog sich ebenfalls zurück und blieb abwartend am Rande des Platzes stehen.
    Cedric ging mit Simon und den Iolair weiter. In der Mitte des Platzes bildeten sie einen Kreis, in dessen Zentrum Rimmzahn stand. Sie nahmen sich bei den Händen. Links von Cedric stand Simon, rechts Bricius. Die samtbraune Haut des Elfen war seltsam kühl und fest. Die Krieger blieben außerhalb des Kreises und wandten ihm den Rücken zu. Ihre Aufgabe bestand darin, die Gläubigen zu bewachen und Angriffe zu verhindern. Waffengewalt, das hatte Jack ihnen eingeschärft, durften sie nur in der allergrößten Not einsetzen.
    »Ruf ihn!«, sagte Bricius.
    Rimmzahn fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, atmete tief durch und breitete die Arme aus. »Schattenlord!«, rief er. »Herr über ...«
    Er brach ab. »Ich habe so etwas noch nie gemacht«, sagte er hilflos. »Ich weiß nicht, wie ich ihn rufen soll.«
    »Tu es einfach.« Cedric nickte ihm zu. »Er wird dich schon hören.«
    Rimmzahn räusperte sich. »Schattenlord!«, begann er erneut. »Herr über diese Welt und alle anderen, gnädiger Herrscher, Friedensbote eines neuen Zeitalters, erhöre mich!«
    Er machte eine Pause. Nichts geschah.
    »Deine Untertanen folgen dir mit großer Freude, aber sie sind müde und bitten um ein Zeichen. Gewähre es ihnen und zeige dich. Wir wollen uns an deinem Antlitz laben. Zeige dich!«
    Unwillkürlich warf Cedric einen Blick nach oben, doch der Himmel war so blau und leer wie zuvor. Auch die Gläubigen sahen sich erwartungsvoll um.
    »Zeige dich!« Rimmzahns Stimme donnerte über den Platz.
    Und der Schattenlord zeigte sich.

    Cedric spürte ihn, bevor er ihn sah. Eine Fäulnis breitete sich in der Luft aus, ließ ihn und die anderen würgen. Der Himmel verdunkelte sich. Schwärze wallte über Rimmzahn auf, der erschrocken zurückwich, stolperte und zu Boden ging. Turmhoch stieg die Düsternis empor. Wabernder schwarzer Nebel formte sich zu einer diffusen Gestalt. Cedric kämpfte gegen seine Übelkeit an. Die Aura des Schattenlords, schleimig, ekelerregend und böse, drückte ihn nieder, nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist. Der Blick auf den schwarzen Nebel löste Entsetzen in ihm aus und eine wilde, animalische Panik, die er nur mühsam bezwingen konnte.
    Rimmzahn kroch hustend aus dem Kreis. Einer der Iolair übergab sich. Bricius schrie: »Schlagt zurück!«
    Cedric ließ die Magie frei, die

Weitere Kostenlose Bücher