Die Kristallhexe
landeten.
»Könnt ihr drei Leute mitnehmen?«, rief Jack. Sie nickten, ohne zu zögern.
Er packte Felix bei den Schultern. »Sie bringen euch in Sicherheit. Tut, was sie sagen, hörst du?«
»Und was ist mit dir?«
»Ich komme auf einem anderen Weg raus, aber zuerst muss ich Krieger sammeln. Wir sehen uns wieder!«
Felix sah ihn zweifelnd an, nickte dann aber und ergriff seine Hand. »Ich danke dir.«
Jack nickte, wandte sich ab und lief mit den Kriegern den Weg zurück, den sie gekommen waren. Andere bemerkten sie und gesellten sich zu ihnen. Der Sturm ließ langsam nach, ebenso die Kämpfe. Er ahnte, was das bedeutete, aber er konnte im Moment nicht darüber nachdenken.
»Jack!«
Er drehte den Kopf und entdeckte Cedric, der blutend und verdreckt auf ihn zuhinkte. Simon und Emma folgten ihm.
»Du musst weg von hier, Jack!«, sagte Cedric, als er schwer atmend vor ihm stehen blieb. »Der Kampf ist verloren, Deochar ist auch schon geflohen. Die Gläubigen fangen an, die Kinder zusammenzutreiben, ich will gar nicht wissen, warum. Uns stehen schlimme Zeiten bevor.«
»Uns?«
»Wir werden bleiben, Simon, Emma und ich. Wir haben den Schattenlord gesucht, und jetzt, da wir ihn gefunden haben, werden wir ihn verdammt noch mal nicht mehr aus den Augen lassen.«
Er grinste, aber es wirkte müde. Jack nickte.
»Wir lassen euch nicht im Stich, vergesst das nie«, sagte er, »aber ...«
Die Stimme des Schattenlords hallte plötzlich über den Platz. Jack hörte und spürte sie. Wie eine schmutzige, faulige Hand legte sie sich auf seinen Geist.
»Ich bin euer Herr, euer Gott!« Die Gläubigen johlten. »In den Staub mit euch! Unterwerft euch meinem Willen oder werdet hinweggefegt!«
Die Menschen auf dem Platz knieten nieder, die Gläubigen, ohne zu zögern, die anderen benommen und langsam, als könnten sie noch nicht begreifen, was geschehen war.
»Da ist Bricius«, sagte Simon und zeigte auf eine Gruppe kniender Gläubiger, die einige Kinder zwischen sich genommen hatten. Bricius stand vor ihnen, das Schwert in der Hand, als wollte er die Kinder beschützen.
»Knie nieder!«, schrie ihn der Schattenlord an. Die wabernde Schwärze hing über ihm, gewaltig und dunkel.
Bricius drehte sein Schwert, bis es waagerecht auf seinen Armen lag, dann ging er auf ein Knie und legte die Waffe vor sich in den Schmutz.
»Ich unterwerfe mich dir«, sagte er laut. »Cuan Bé ist gefallen.«
Die wabernde Schwärze hing über ihm wie ein düsterer Racheengel, der herniedergefahren war, um sie alle zu strafen.
Jack hatte genug gesehen. Er wandte sich ab und lief mit den Kriegern davon. Zurück blieb das Grauen.
22
Trennungen
G egenwart
»Wir können uns nicht auf ein Gerücht verlassen«, sagte Laura. Sie hatte sich zusammen mit den anderen in eine der Hütten zurückgezogen, wo sie ungestört reden konnten. Nur Sandra war nicht dabei. Man hatte sie gefesselt und auf Wunsch ihrer Bewacher geknebelt in eine andere Hütte gebracht. Zwar glaubte niemand, dass der Schattenlord durch sie sehen oder hören konnte, was in ihrer Umgebung geschah, aber Veda war nicht bereit, ein Risiko einzugehen. Laura verstand das, und selbst Felix hatte nichts dagegen, seine Tochter den Iolair anzuvertrauen.
Milt hob die Augenbrauen. »Uns wird wohl kaum etwas anderes übrig bleiben. Oder willst du an das Palasttor klopfen und nach Alberich fragen?«
»Es gibt bestimmt andere Möglichkeiten.« Laura sah sich in der großen Hütte um, doch niemand schien gewillt, eine Idee vorzubringen. Sie alle wirkten müde, frustriert und erschöpft. Sogar Nidi hatte sich in eine Ecke gesetzt und den Schwanz eingerollt.
»Wir haben all diese Mühen auf uns genommen, all diese Gefahren«, fuhr sie fort, »und jetzt soll alles umsonst gewesen sein? Das kann ich nicht akzeptieren.«
»Milt hat recht«, sagte Finn. Er hockte neben Veda auf einer Bastmatte und warf der Amazone gelegentlich kurze Blicke zu. »Dass wir den Dolch umsonst besorgt haben, gefällt mir auch nicht, aber wenn Alberich wirklich weg ist, müssen wir das abhaken und uns den nächsten Problemen stellen. Davon haben wir ja zum Glück jede Menge.«
Vedas Mundwinkel zuckten. Laura hätte das nicht unbedingt als Lächeln bezeichnet, aber Finn wirkte trotzdem erfreut.
» Wenn Alberich weg ist«, gab sie erneut zu bedenken. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte die anderen, die im Kreis um ein paar Weinkrüge und Kelche saßen, wachgerüttelt. Verstanden sie nicht, wie wichtig
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