Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
instinktiv einen Schrei aus, einen anklingenden Ton. Der Schmerz verwandelte sich in zwei reine, klare Noten.
    »Sing weiter!« schrie Moksoon. »Halt diesen Ton!« Er stellte seinen Infraschallschneider neu ein und schnitt ein zweites Stück, holte es heraus, sang wieder, stimmte den Schneider und grub das Messer in sechs geraden Schnitten in die Fläche. Sein hagerer Körper zitterte, aber seine Hände waren erstaunlich ruhig, als er schnitt und schnitt, bis er den Rand erreicht hatte. Mit einem jubilierenden Ton sprang er in eine neue Position und machte den Grundschnitt für die vier passenden Kristalle.
    »Meine Schönheiten! Meine Schönheiten!« summte er, legte den Schneider vorsichtig hin, stürzte zu seinem Schlitten und kam Sekunden später wieder mit einem Karton zum Vorschein. Er summte noch immer, als er die Stücke einpackte. In seinen Bewegungen lag eine merkwürdige Ambivalenz, Hast und Zögern, denn seine Finger fuhren liebkosend über die Seiten der Oktogone, als er sie wegpackte.
    Killashandra, die von dem Erleben des Kristalls genauso überrascht war wie von seiner agilen Leistung, hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Als sie seufzte, um ihre Spannung zu erleichtern, stieß er einen unartikulierten Laut aus und griff nach seinem Schneider. Er hätte ihr womöglich den Arm abgeschnitten, aber er stolperte über den Karton, wodurch sie einen Vorsprung bekam, als sie zurück zu seinem Schlitten rannte, hineinstolperte und auf den Replayknopf drückte, bevor sie die Tür schloß. Die Spitze des Schneiders war dazwischen.
    Und Lanzecki hatte vorgeschlagen, daß sie mit diesem tollwü-
    tigen Verrückten ging? Lanzeckis Stimme dröhnte hinaus, echote zurück und brachte einen Teil des Felsens über den Schlitten zum resonieren.
    »Es tut mir leid, Killashandra Ree«, sagte Moksoon, und in seiner Stimme schwang tatsächlich ein reumütiger Ton mit.
    »Machen Sie meinen Schneider nicht kaputt. Machen Sie nicht die Tür zu.«
    »Wie kann ich Ihnen trauen, Moksoon? Sie haben mich heute schon zweimal fast umgebracht.«
    »Ich vergesse immer. Ich vergesse immer.« Es klang wie ein Schluchzen. »Sie müssen mich immer daran erinnern, wenn ich schneide. Die Kristalle sind schuld daran, daß ich vergesse. Sie singen, und dann vergesse ich.«
    Killashandra schloß die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Der Mann konnte einem wirklich leid tun.
    »Ich werde Ihnen zeigen, wie man schneidet. Wirklich.«
    Moksoons aufgezeichnete Stimme wiederholte brav seine Bereitschaft, sie nach Abschnitt 53 zu hüten. Sie konnte seinen Schneider unbrauchbar machen, wenn sie die Tür nur einen Zentimeter weiter schloß. Ihre eigene Stimme klang in ihren Ohren, als sie bestätigte und schwor, sich an Abschnitt und Paragraphen zu halten.
    »Es wäre gut für Sie, wenn Sie mir etwas über Kristallschneiden zeigen könnten, das ich im Komplex nicht lernen konnte.«
    »Ich werde es Ihnen zeigen. Ich werde Ihnen zeigen, wie man Singen in den Felsen findet. Ich werde Ihnen zeigen, wie man Kristalle findet. Jeder Narr kann Kristalle schneiden. Aber zuerst muß man sie finden. Nur schließen Sie nicht die Tür!«
    »Wie kann ich Sie davon abhalten, mich umzubringen?«
    »Reden Sie einfach mit mir. Spielen Sie das Replay immer wieder ab. Reden Sie mit mir, während ich schneide. Geben Sie mir meinen Schneider zurück!«
    »Ich werde also mit Ihnen reden, Moksoon, und ich mache jetzt die Tür auf. Dem Schneider ist nichts passiert.« Das erste, was er tat, als sie den Druck zurücknahm, war, die Spitze des Geräts zu untersuchen. »Und jetzt, Moksoon, zeigen Sie mir, wie ich das Singen in den Felsen finde.«
    »Hier lang, hier lang.« Er krabbelte zu der Schnittstelle. »Sehen Sie ...« Sein Finger zog die Fehlerlinie nach, die kaum auszumachen war. »Und hier.« Jetzt blitzte an einer Stelle der Kristall deutlich durch die darüberliegende Erde. Er rieb darüber, und Sonnenlicht funkelte in dem Stein. »Meistens sagt einem das Sonnenlicht, wo er liegt, aber man muß auch selbst sehen.
    Sehen Sie hier! Kristalle liegen eben, so, und so, manchmal so wie die Falte, manchmal im rechten Winkel. Sind Sie sicher, daß Sie nicht mehr den Weg hierher zurückfinden können?« Er warf ihr einen nervösen Blick zu.
    »Absolut!«
    »Rosa fallen immer nach Süden. Darauf können Sie gehen.«
    Er fuhr mit den Fingerspitzen leicht über den Abgrund. »Das habe ich vorher nicht gesehen. Warum habe ich es denn nicht gesehen?«
    »Weil Sie einfach

Weitere Kostenlose Bücher