Die Kristallsaengerin
aus der Luft nicht zu sehen gewesen war, genau wie bei Moksoon.
Also verbrachte Killashandra den Rest des Morgens damit, den Claimkreis um den Farbklecks in einem Suchmuster abzu-fliegen. Sie fand fünf Stellen; zwei teilweise versteckte im Quadranten 7, eine Unterhöhlung in 10 westlich, ein sehr schmales blindes Tal in 4 und zwei dämmrige Schluchten in 2 nördlich.
Auf ihrer Hauptkarte notierte sie jede Position mit einem typischen Umriß oder Felsen und den Winkel, in dem sie geflogen war, um sie wiederfinden zu können.
Das Wetter blieb nicht auf ihrer Seite, denn am Nachmittag setzte ein leichter Nieselregen ein. Sie würde sich also nicht nach reflektierten Blitzen der untergehenden Sonne oder der Stimme von sonnenerwärmten Kristallen richten können. Außerdem sah sie keinen Sinn darin, auf dem Claimkamm zu bleiben. Es suchten noch andere Sänger nach Keborgens Claim, und es war un-nötig, daß sie dann hier wie auf dem Präsentierteller saß.
»Enne de menne de micke de mo«, sang sie und zeigte bei jeder Silbe auf eine Position. »Abe de babe de bomba-sto, ex - drecks - aus!«
»Aus« war die Stelle in 4 westlich.
Als sie sich der Position von Süden her näherte, fiel ihr auf, daß der Kamm merkwürdig ablief. Da er von allen Seiten durch höhere Falten geschützt wurde, konnte die Erosion nicht vom Wind herrühren. Sie landete den Schlitten so gut sie konnte auf dem unebenen Gelände neben der Unterhöhlung. Zunächst wollte sie sich umsehen. Während sie ihre Regenkleidung heraus-holte, bemerkte sie, daß Geröll zu beiden Seiten des Vorsprungs heruntergestürzt war, der tatsächlich genau die richtige Länge für seinen Schlitten hatte.
Mit frischem Mut stieg sie aus und durchstöberte die nähere Umgebung. Das abgestürzte Geröll mußte schon lange hier liegen, denn die Risse zwischen den Brocken waren mit Sand und Erde gefüllt. Der Vorsprung war massiv, aber an seinem Ende waren zur Verstärkung Steine verschiedener Größe hineinge-stopft worden. Eine orange Farbspur an der Innenwand gab ihr letzte Gewißheit. Hier hatte ein Schlitten gestanden. Mit einem Gefühl der Befriedigung stellte sie ihren nun ebenfalls hier ab.
Sie war nicht mehr ganz so glücklich, nachdem sie zum höchsten Punkt über dem blinden Tal hinaufgeklettert war und sich im trüben Nieselregen umsah. Das Tal hatte die Form eines ab-gestumpften Halbmonds, der von der Unterhöhlung aus gesehen überall leicht anstieg. Kristallsänger beschränkten sich darauf, Kristalle zu schneiden, nicht sie weit herunterzuschleppen. Keborgens Claim mußte also irgendwo im Tal liegen.
Sie rutschte den Felshang hinunter und löste dabei noch mehr Gestein, als schon herumlag. Als sie wieder bei ihrem Schlitten war, überprüfte sie die Wettervorhersage. Die Wolkendecke würde sich gegen Mitte des nächsten Tages verzogen haben, es sei denn, die Kaltfront, die vom Südpol heranzog, nahm an Geschwindigkeit zu. Sie konnte also aller Wahrscheinlichkeit mit einem klaren Nachmittag rechnen und würde die Sonne bei Son-nenuntergang auf der südlichen Spitze des Tals haben. Regen oder nicht, sagte sie sich, sie würde jedenfalls beim ersten Licht wieder draußen sein. Keborgen hatte zwei offensichtliche Fehler gemacht: ein frisches Claim und die alte Schlittenfarbe.
Keborgens Schnittplatz hielt sich den ganzen, nassen, grauen Morgen vor ihr verborgen, als sie den Halbmond nach irgendwelchen Anzeichen hin untersuchte, daß er hier geschnitten hatte, und sie scheuerte sich Finger und Hände an den Felsen wund, an denen sie herumkratzte. Die Wände des Tals waren unterschiedlich hoch, am Außenboden bis zu zehn Metern, Wo sie zu einer Senke herabfielen, die fast direkt gegenüber der Unterhöhlung lag. Vom Boden des Tals aus konnte sie nicht das geringste Anzeichen dafür erkennen, daß Keborgen hier Kristalle geholt hatte.
Völlig entmutigt kletterte sie zurück zu ihrem Schlitten, um etwas zu essen. Wenn sie sich überlegte, was sie allein bisher erreicht hatte, hätte sie genauso gut noch einen Tag länger bei Moksoon bleiben können.
Ein plötzlicher Lichtstrahl lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Fenster. Die Wolken zerstreuten sich am Himmel nach Norden, und hier und da konnte sie den blauen Himmel sehen. Als sie den Schlitten verließ, blies ihr eine leichte Brise direkt ins Gesicht.
Plötzlich blinzelte Sonnenlicht aus den Wolken, blendend hell nach fast zwei Tagen in trübem Grau.
Jetzt, da die Sonne da war, konnte sie vielleicht das
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