Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Ich soll nur zwei Tage bei Ihnen bleiben, um einem Fachmann beim Schneiden zuzusehen. Lanzecki hat Sie so lobend empfohlen. Sie seien einer der Besten.«
    »Dieser Lanzecki! Alles, was er will, sind Kristalle.« Moksoon schnaubte verächtlich.
    »Diesmal werden Sie einen Bonus bekommen, damit Sie von Ballybran wegkönnen.«
    Als er den Schneider jetzt herunternahm, wurden die Finger des müden alten Sängers so schlaff, daß Killashandra hoffte, er würde ihn nicht fallenlassen. Man hatte ihr oft genug gesagt, wie leicht diese verflucht teuren Geräte kaputtgingen.
    »Ich muß runter von Ballybran. Ich muß. Nur deshalb habe ich gesagt, ich würde Sie mitnehmen.« Moksoon hatte den Kopf gesenkt und redete mit sich selbst, ohne auf die abgespielten Be-stätigungen zu hören.
    Plötzlich riß er die Spitze des Schneiders wieder hoch und kam drohend auf sie zu. Killashandra wich auf dem Sims zurück, so weit sie konnte.
    »Und wer sagt mir, daß Sie nicht wieder herkommen, wenn ich von Ballybran weg bin und an meinem Claim schneiden?«
    »Ich könnte das verdammte Claim ja noch nicht mal wiederfinden«, explodierte sie. Zurückhaltung war bei diesem Fanatiker fehl am Platz. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo wir sind. Ich hatte genug damit zu tun, Sie nicht aus den Augen zu verlieren, so wie Sie herungegon-delt sind. Haben Sie vergessen, wie man einen Schlitten steuert? Auf jeden Fall haben Sie eine gültige Abmachung vergessen, die Sie vor gerade erst fünf Stunden getroffen haben!«
    Moksoon, die Augen mißtrauisch zu Schlitzen verengt, senkte seinen Schneider minimal. »Sie wissen, wo Sie sind.«
    »Vier süd ist alles, was ich weiß, zum Teufel, und so, wie wir in dieser verdammten Schlucht herumgekurvt sind, könnten wir zehn nord sein. Es ist doch überhaupt scheißegal. Zeigen Sie mir, wie man Kristalle schneidet, dann sind Sie mich in einer Stunde wieder los.«
    »Sie können nicht in einer Stunde Kristalle schneiden. Nicht richtig«, erklärte Moksoon mit vernichtender Verachtung. »Sie wissen überhaupt nichts vom Kristallschneiden.«
    »Sie haben völlig recht. Ich habe keine Ahnung. Und Sie bekommen einen riesigen Bonus dafür, daß Sie es mir zeigen. Zeigen Sie mir, wie man es macht, Moksoon.«
    Mit einer Kombination von gutem Zureden, übertriebener Schmeichelei und der ständigen Wiederholung von Worten wie »Bonus«, »Lanzecki erwartet«, »von Ballybran weg« und »exzellenter Schneider« gelang es ihr, Moksoon zu besänftigen. Sie schlug ihm vor, etwas zu essen, bevor er ihr zeigte, wie man schnitt und ließ ihn in dem Glauben, ihr von ihren eigenen Vorräten abgeschwatzt zu haben. Für einen so schmächtigen Mann hatte er einen sehr gesunden Appetit.
    Gesättigt, ausgeruht und nach einer Fülle von ihres Wissens nach sinnlosen Erklärungen über Einfallwinkel der Sonne und Exkursionen in der Morgen-und Abenddämmerung durch dunkle Schluchten, um die Kristalle erwachen oder einschlafen zu hö-
    ren, machte Moksoon keine Anstalten, seinen Schneider zu nehmen und seinen Teil der Abmachung zu erfüllen. Sie versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, wie sie ihn auf eine taktvolle Art darauf hinweisen konnte, als er plötzlich aufsprang und beide Arme in die Luft schmiß, um einen Sonnenstrahl zu begrüßen, der in der Schlucht gefallen und auf ihre Seite direkt hinter dem Bug seines Schlittens getroffen war.
    Ein eigenartiger Ton fuhr durch den Felsen, auf dem Killashandra saß. Moksoon schnappte sich seinen Schneider und setzte sich in Bewegung, wobei er ein freudiges Gak-kern ausstieß, das sich in ein klares, schallendes A knapp unter dem mittleren C verwandelte. Moksoon sang Tenor.
    Und ein Teil der Schlucht antwortete!
    Als sie ihn eingeholt hatte, schnitt er schon an der Rosen-quarzfläche, die sein Schlitten verdeckt hatte. Warum hatte der alte Mann ...
    Dann hörte sie den Kristall singen. Trotz seiner ganzen übrigen Fehler besaß Moksoon eine erstaunliche Lungenkapazität für einen so alten Mann. Er hielt die präzise Note selbst dann noch, als sein gestimmter Schneider ein Pentagon aus der unregelmä-
    ßigen Quarzextrusion schnitt, die von verschiedenen Facetten aufblitzte, als sich der Einfall des Sonnenlichts veränderte. Die Dissonanz, die einsetzte, als er tiefer in die Fläche eindrang, war ein so intensiver Schmerz, daß er Killashandra bis in den Zähnen schüttelte. Er war viel schlimmer als das Neustimmen der Kristalle. Sie errstarrte bei dem plötzlichen Schmerz und stieß

Weitere Kostenlose Bücher