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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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nicht hingeschaut haben, oder, Moksoon?«
    Er ignorierte ihre Bemerkung. Zuerst dachte Killashandra, daß eine Brise aufgekommen wäre, obwohl es in dieser tiefen Schlucht höchst unwahrscheinlich war. Dann hörte sie das schwache Echo und begriff, daß Moksoon summte. Er hatte ein Ohr an die Felswand gelegt.
    »Ah, hier. Hier kann ich schneiden!«
    Was er tat. Diesmal war Killashandra auf den Schrei des Kristalls vorbereitet, und er traf sie nicht so schmerzhaft wie vorher.
    Sie achtete auch immer darauf, daß Moksoon sie sehen konnte, vor allem, als er mit seinen Schnitten fertig war. Sie holte ihm einen Karton, brachte ihn zurück und verstaute ihn im Schlitten, wobei sie die ganze Zeit mit ihm redete oder dafür sorgte, daß er mit ihr redete. Er wußte wirklich, wie man Kristalle schnitt. Und er wußte, wie man sie fand. Die Schlucht lagerte sich in südlichen Streifen von Rosenquarzen. Moksoon konnte wahrscheinlich für den Rest seines Gildelebens an diesem Claim schneiden.
    Als die Sonne hinter dem Ostrand der Schlucht unterging, hörte er abrupt auf zu arbeiten und sagte, daß er Hunger hätte.
    Sie gab ihm zu essen und hörte zu, als er weiter über fehlerhafte Linien und Schnitte und Eindringlinge erzählte, womit er Nichtkristallgestein meinte, das im allgemeinen die Kristallader zerstörte.
    Da sie sich an Enthors Meinung über Rosenquarze erinnerte, fragte sie Moksoon, ob er auch andere Farben schneiden würde.
    Es war eine unkluge Frage, denn Moksoon bekam einen Koller und erklärte, daß er sein Leben lang Rosenquarze geschnitten hätte, länger als sie, oder ihre Eltern, oder sogar ihre Großeltern schon atmeten, und daß sie sich um ihre eigenen Angelegenhei-ten kümmern sollte. Dann stakste er zu seinem Schlitten.
    Killashandra verschloß vorsichtshalber ihre Tür und machte es sich in ihrem Schlitten bequem. Sie wußte nicht, ob sie noch einen weiteren Tag mit diesem paranoiden Moksoon ertragen oder überleben würde. Sie zweifelte nicht daran, daß die unsichere Beziehung, die sie zu ihm erreicht hatte, in seiner kristallisierten Hirnschale über Nacht wieder in Vergessenheit geraten würde.
    In der kühlen Dunkelheit der Schlucht, in der die Nacht die Felsen krachen und klingen ließ, dachte sie an Lanzecki. Er hatte sie kennenlernen wollen, hatte er gesagt, bevor er Kristalle sang. Jetzt klang dieser Ausdruck für sie sowohl irgendwie nach einem Segen wie auch entschieden nach einem Fluch. Würde schon eine einzige Tour in die Kristallketten sie so verändern?
    Oder hatten die beiden Nächte und der Tag, die sie zusammen verbracht hatten, den Zweck gehabt, irgendein Band zwischen ihnen zu bilden? Wenn das so war, dann würde Lanzecki die nächsten Wochen sehr beschäftigt damit sein, Beziehungen zwischen Jezerey, Rimbol — und dann verdrängte Killashandras Sinn für Humor solche häßlichen Gedanken. Lanzecki mochte ja hintenherum sein, aber so verflucht hintenherum war er nicht!
    Außerdem hatte keiner der anderen eine Milekey-Transi-tion gehabt oder sensitiv auf schwarze Kristalle reagiert. Es war einfach eine Verkettung von Umständen. Und er hatte gesagt, daß er gern mit ihr zusammen war. Er, Lanzecki, war gern mit ihr zusammen. Aber Lanzecki der Gildemeister hatte sie mit dem verrückten Moksoon losgeschickt.

IX
    Killashandra setzte den Wecker auf Sonnenaufgang, so daß sie aus der Schlucht sein würde, bevor Moksoon erwachte.
    Sie erwachte in der Dunkelheit. Vorsichtig steckte sie den Kopf aus der Schlittentür und spähte zuerst in Moksoons Richtung, aber dort war kein Lebenszeichen auszumachen. Sie blickte zwischen den steilen Wänden der Schlucht hinauf zum grauen Himmel des anbrechenden Tages. Nach ihrem Versteckspiel mit Moksoon am Vortag war sie sich der Gefahren eines Flugs im Halbdunkeln durchaus bewußt, aber sie wollte auch nicht in der Nähe sein, wenn der alte Kristallsänger aufstand.
    Sie überprüfte, ob alle ihre Schränke sicher verschlossen waren, automatische Handgriffe, die sie während ihres Unterrichts im Schlittensimulator gelernt hatte. Glücklicherweise hatte sie Praxis in »dunklen« Landungen und Starts in imaginären flachen Canyons und tiefen Tälern, allerdings wünschte sie, daß sie mehr auf das Gebiet unmittelbar hinter Moksoons Claim geachtet hät-te. Sie konnte es nicht riskieren, ihren gestrigen Kurs zurück bis zu der Schuttlawine zu fliegen.
    Sie schnallte sich in ihrem Sitz fest, schaltete den Antrieb auf Minimalenergie, zog den Schlitten einen

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