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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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übersprang Hindernisse.
    Anfangs fühlte sie sich, wie stets in einem unbekannten Gebiet dieser starren Gewächse, gefangen von der Pracht. Es hatte den Anschein, als sei jede Form nur einmal vorhanden. Obwohl, das hatte sie schon länger festgestellt, der Lumineszenzschein in den Randzonen den Boliden schwächer durchdrang und die Farben dadurch matter wirkten, blieb Robina oft bewundernd stehen, wenn neue Farbnuancen aufsprangen oder neue Wuchsformen.
    Als sich Robina wieder auf das Ziel konzentrierte, mußte sie feststellen, daß noch etliche Kilometer zurückzulegen waren. Nach und nach erlahmte ihr Elan, und ganz allmählich schwand auch ihr Interesse an der unmittelbaren Umgebung.
    Als Robina endlich von einem Plateau aus den gezackten Rand des Kristallwaldes zu erblicken glaubte, hinter dem die Düsternis in die Schwärze des Raumes überging, fühlte sie sich so erschöpft, daß sie meinte, weder für den Weg zurück noch für weitere Schritte vorwärts die Kraft aufbringen zu können.
    Ihr Blick fiel auf einen etwa drei Meter tiefen, dreieckigen Raum, der von zwei Säulen gebildet wurde, die in zwei Meter Höhe ineinander drangen.
    Außer gegen zufällige Meteoritenfälle – die im letzten halben Jahr ohnehin zu einer Seltenheit geworden waren – schützte die Höhle weder gegen die Raumkälte noch gegen irgend etwas anderes. Trotzdem suchte Robina diesen Unterschlupf auf, und sie lächelte über den Durchbruch dieses Höhleninstinkts, der wohl so alt war wie die irdische Fauna überhaupt.
    Schon im Einschlafen bemerkte Robina das zarte Glimmen der Warnlampe. Radioaktivität!
    Sie wußte, daß Gefahr nicht bestand, dazu war die Intensität viel zu gering, aber es wurde ihr doch unheimlich. Bisher hatte sie keine Strahlung auf dem Boliden feststellen können.
    Nun, zumindest gäbe ein entsprechendes Vorkommen eine Antwort auf die Frage nach dem Energieaufkommen für das Funkfeuer und machte verständlich, warum die Wahl der Anderen gerade auf diesen Boliden gefallen war.
    Trotz ihrer Müdigkeit maß Robina die Radioaktivität exakt. Sie stellte zwanzig Milliröntgen je Stunde fest, das Zehnfache der Dosis, die vom Organismus noch verkraftet werden kann. Der Raumanzug reduzierte die Strahlungsenergie auf ein Hundertstel.
    Der nächste Tag brachte Gewißheit. Jäh hatte das Bild gewechselt. Der Kristallwald riß plötzlich ab. An der Bruchfläche fehlten glatte, reflektierende Flanken, statt dessen muscheliger kristalliner Bruch, schuppige Abblätterungen. Robina vermißte die zarten Pastellfarben. Die Mineralien, nur noch wenig durchstrahlt, hatten graue bis weiße Tönungen. Und wenn je ein Zweifel am Ursprung dieses Himmelskörpers bestanden hätte, jetzt war er endgültig ausgeräumt. Ein Bruchstück, eine Scherbe, trieb hier im All, der Teil eines ehemals gigantischen Hohlkörpers.
    Welch eine Entdeckung wäre dieser Bolid für Geologen und Mineralogen, dachte Robina.
    An der Bruchkante trat die Masse zutage, die im Inneren des Körpers die Kristalle hervorgebracht haben mußte, eine weißliche, schlierendurchzogene erstarrte Substanz, mit Schloten und Schründen, Intrusionen und Einsprengseln, eine Schicht, die übergangslos von dem dunklen Untergrund abgelöst wurde.
    Trotz der geringen Schwerkraft fiel Robina der Abstieg auf die Bruchfläche schwer. Erst als sie die Gewohnheit, eine abfallende Fläche kletternd zu bezwingen, fallenließ, ging es leichter. Die Gravitationsbedingungen gestatteten auch hier einen aufrechten Gang. Und da die Fläche zwar von flachen Mulden und Hügeln überzogen, aber doch im ganzen verhältnismäßig eben war, kam Robina mit großen Schritten rasch voran.
    Sie schätzte die Entfernung, die sie zurückgelegt hatte, auf sechs bis sieben Kilometer, bevor sie erneut einen deutlichen Gefällwechsel erreichte. An dieser Stelle war es bereits so finster, daß sie den Scheinwerfer einschalten mußte.
    Je weiter Robina die „Seitenwand“ nach unten gelaufen war, desto mehr hatte die Radioaktivität zugenommen. Robina konnte sich ungefähr ausrechnen, wann sie deswegen ihr Vordringen würde aufgeben müssen.
    Langsam schritt sie weiter. Einen Augenblick lang fand sie es amüsant, ihr eigener Antipode zu sein. Während über der Randzone noch ein fahler Schein der Lumineszenz gelegen hatte, befand sie sich nun in absoluter Allschwärze.
    Als Robina nur kurz einmal den Scheinwerfer löschte, überfiel sie – völlig unbegründet, wie sie sich sogleich sagte – Furcht. Rings um

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