Die Kristallwelt der Robina Crux
sie her und auch zu ihren Füßen zogen kalt gleißende Sonnen. Es war ihr, als schwebe sie zwischen ihnen im Raum, verloren…
Und da wurde Robina bewußt, was ihre kleine Welt, von der sie jetzt vielleicht zehn Kilometer trennten, ihr bedeutete. Sie hatte sie akzeptiert als ein Zuhause, und sie spürte, wie sehr sie sich mit ihrem Los bereits abgefunden hatte, wie sehr sie an dem, was sie sich mit so viel Mühe geschaffen hatte, hing, wie es zu ihrer eigenen, unvergleichlichen Welt geworden war.
Und hier, scheinbar schwerelos schwebend zwischen all den blaukalt leuchtenden Sternen, wurde ihr bewußt, wieviel Geborgenheit und eigentlich auch – Zufriedenheit das Stückchen Kristallwelt, das sie sich erschlossen hatte, ihr bot. Alles in ihr drängte zurück in diese Welt, und ein tiefer Schreck packte Robina, als sie sich einen Augenblick lang vorstellte, das um sie herum sei jetzt ihre Wirklichkeit, ihre flimmernden Kristalle existierten nicht mehr…
Nur ganz allmählich kam der Kontakt zur Umgebung wieder. Sie bemerkte den glasspröden harten Boden unter ihren Füßen und sah, daß die Sterne, zwischen denen sie scheinbar stand, längst nicht so brillant funkelten wie jene über ihr. Es waren verzerrte Reflexe im schwarzen, muschelig ausgebrochenen Untergrund.
Sie leuchtete diesen Boden mit dem Scheinwerfer ab. Ihr erster Eindruck war, auf einer gigantischen Wand zu stehen, die mit Plastputz verziert ist, der als streichfähige Masse aufgebracht und mit einer Platte angepreßt wird, die man dann nach oben abzieht. So entstehen unregelmäßig verteilte Spitzkegel und Grate, deren Flanken, ebenmäßig und glatt, effektvolle Licht- und Schattenwirkungen hervorbringen. Nur hier erreichten diese Kegel die stattliche Größe von einem Meter und mehr. Vorsichtig schritt Robina weiter. Obwohl ihr Lichtwerfer sehr intensiv strahlte und durch Knopfdruck auf Streu- und Bündellicht geschaltet werden konnte, hatte sie keinen weiten Überblick.
Die Strahlungsintensität nahm ständig zu. Robina blieb unschlüssig stehen. Sie dachte an Umkehr, zögernd. Dann erstieg sie einen flachen Grat und richtete den Scheinwerfer in das Gelände vor sich.
Ich werde noch einmal von einer anderen Stelle aus auf die Unterseite vordringen, nahm sie sich vor. Seinerzeit hatten sie, bei der ersten kurzen Exkursion, keine Radioaktivität festgestellt. Aber – das wurde Robina jetzt bewußt – sie hatten versäumt, das gesamte Gebiet mit einer Schleppsonde abzusuchen.
Wenn die Strahlung noch intensiver wird, hieße das, daß hier Erze höchster Konzentration vorkommen. Das wäre selbst bei dieser riesigen Entfernung für die Erde von einiger Bedeutung… Man müßte herausfinden, wie die Bahn des Boliden wirklich verläuft.
Die Stelle, auf der sie damals gelandet waren, hatte ausgesehen, als sei eine wallende Flüssigkeit erstarrt. Kupfervorkommen und gediegenes Gold hatten sie erkannt.
Robina schaute sich im Schein ihres Lichtwerfers um. Und wenn das alles, worauf ich hier stehe, Uranpechblende ist? Das war doch so eine muschelig brechende, schwarze opalige Masse.
Man müßte den ganzen Boliden in die Nähe der Erde bugsieren. – Dürfte man so etwas, nachdem sich bereits die Anderen hier etabliert haben…? Sicher nicht.
Plötzlich stutzte Robina. Das gebündelte Licht traf halblinks vor ihr keine Kegel und Grate mehr, es schien, als klaffte dort ein Abgrund. Robina schätzte die Entfernung. Dreißig, vierzig Meter. Sie blickte zur Kontrollampe, die in einem bösen Violett flackerte. Aber noch war der penetrante Summton, der die absolute Verträglichkeitsgrenze anzeigte, nicht zu hören.
Vorsichtig ging Robina auf das vermeintliche Loch zu. Dann stand sie vor einem steilen Abbruch, der vielleicht zwanzig Meter in die Tiefe reichte. Nur undeutlich sah sie den Grund. Die Schwärze schluckte zu viel Licht. Dort, wo der Lichtschein auftraf, lagen kantige Gerolle. Robina legte sich auf den Bauch und schob den Kopf über die Kante. Im Helm meldete sich aufdringlich der Strahlungswarnton.
Die Wand hing leicht über. Als Robina mit dem Lichtwerfer schwenkte, blinkte seitlich zur Rechten unten etwas auf. Sie richtete den Lichtstrahl dorthin, bündelte ihn.
In der Höhlung der Wand, durch das Überhängende zum größten Teil verdeckt, stand ein technisches Gebilde, kein Zweifel, ein Gerät. Und was da aus der Unterhöhlung herausragte, hatte eine frappante Ähnlichkeit mit einem Greifer.
Robina leuchtete die Wand und einen Teil des
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