Die Kristallwelt der Robina Crux
da noch einen Funken Hoffnung!
Irgendwann in diesen Tagen hatte sie zum Helmverschluß gegriffen…
„Ich habe dazu einfach kein Recht“, murmelte sie. „Niemand hat das, ich aber ganz bestimmt nicht! Ich wäre ein schöner Kosmonaut!“ Etwas Vernünftiges tun müßte ich, dachte sie. Aber erst einmal den Anzug ausziehen…
Aber auch diesmal kam Robina nicht dazu! Sie schlief ein, wo sie saß, der Kopf fiel ihr auf die Brust, und sie schnarchte leise.
Als Robina erwachte, waren erneut vierzehn Stunden verstrichen. Sie fühlte sich geistig erquickt nach dem langen Schlaf, stellte jedoch gleichzeitig eine körperliche Schwäche fest.
Sie konnte zwar aufstehen; es fiel ihr jedoch sehr schwer, unter der geringen Gravitation die notwendige Konzentration aufzubringen und ihre Kräfte so zu dosieren, daß sie sich rationell und ohne Gefährdung bewegen konnte.
Als erstes kontrollierte sie die Atmosphäre in der Kabine, regelte nach, überprüfte den Wasserresorber und die Konservenbestückung. Dann warf sie mit Ekel alle Kleidungsstücke von sich, schnürte sie zu einem Bündel und legte es – unter Verschwendung etlicher Liter Sauerstoffs – in die Schleuse.
Sie bedauerte, Wasser sparen zu müssen, wusch sich trotzdem gründlich und fühlte sich danach wie neugeboren.
Auf der Liege genoß sie bewußt mit geschlossenen Augen die Unbeengtheit, die prickelnde Frische der Haut in der sauerstoffangereicherten Atmosphäre, und dann fühlte sie wieder Hunger.
Später, noch unbekleidet, stellte sie sich ein wahrhaft lukullisches Mahl zusammen, wie es laut Reglement nur für besondere Anlässe gestattet war.
„Es ist dies ein besonderer Anlaß!“ rief sie laut. „Die Auferstehung der Robina Crux!“
Sie genehmigte sich null Komma drei Liter Wein, einen gesäuerten Fisch, einen halben Hahn und eine Dose Craps, der KulkaHöhlenfrucht des Mars.
Anschließend ruhte Robina abermals, spürte langsam, wie ihre Kräfte wiederkehrten, und mit den erwachenden Lebensgeistern reifte, vage noch, der Wunsch zu überleben.
Sie ertappte sich dabei, wie sie überschlug, wie lange wohl die Vorräte, begonnen beim Wasser, reichen würden, und sie stellte fest, daß ihr der Überblick völlig fehlte. „Ich werde das ermitteln, exakt!“
Eine Inventur der Grotte, jawohl, und alle Vorräte auf einen Haufen hierher. Also, worauf wartest du, Robi, es gibt Arbeit!
Zunächst ordnete sie die Gegenstände in der Kabine, dann wählte sie unter den geringen Möglichkeiten sorgfältig neue Kleider, unterdrückte einen leichten Schauer, der sie befiel, als sie in den frischen Raumanzug stieg, und dann schleuste sie sich aus.
Draußen überraschte sie die Unordnung, die um die Schleusenkabine herum herrschte, und sie begann sorgfältig, beinahe pedantisch, die Medikamente einzuräumen und die Behälter zu stapeln. Sie kehrte sogar die Splitter, die sie beim Erweitern des Eingangs losgeschlagen hatte, nach draußen.
Befriedigt sah sie in die Runde, überprüfte ihre Ausrüstung und machte sich auf den Weg zum Wrack.
Von ihrem ersten Gang brachte Robina ein Bündel Rohre mit zur Grotte. Es bedeutete einen Tag Schwerstarbeit, mit Hilfe dieser Rohre, die sie als Hebel und als Rollen verwendete, die Schleusenkabine Zentimeter für Zentimeter in die Grotte zu schieben.
Als der Container seinen endgültigen Standort einnahm, gleich links hinter dem Eingang, fühlte Robina, todmüde zwar, zum erstenmal, seit sie sich auf dem Boliden befand, so etwas wie Stolz auf das Geleistete. Sie übersah ihr Reich: den Container, der vom Eingang her noch genügend hell beleuchtet wurde, die geräumige Grotte mit den Behälterstapeln, die sich im Halbdunkel nach hinten verloren. Und sie stellte sich die Frage, ob es wohl je möglich sein könnte, daß ein Mensch für einen solchen Winkel so etwas wie ein Heimatgefühl empfinden könnte…
3.
Am dritten Tag, auf dem siebenten Marsch zurück zur Höhle, beladen mit fünf durch Gurte verbundenen Sauerstoff- und zwei Wasserkanistern, unter Schmerzen in Schultern und Füßen, kam Robina ein Einfall. Der Gedankenblitz löste gleichzeitig Bedauern darüber aus, daß sie seit jeher – auch in ihren eigenen Augen – als ein technischer Blindgänger galt, als jemand, der die Technik benutzte, ohne sich der Funktionsweise oder gar der vergegenständlichten Mühe bewußt zu werden, die in diesem oder jenem Gerät steckte.
Wie hat er immer geschmunzelt, der Lehrexperte Erp, wenn ich etwas Technisches zu
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