Die Kristallwelt der Robina Crux
bekommen, sich drehen und den Kontaktgeber, einen gelagerten Hebel, betätigen.
Die Nockendose war schnell gefertigt. Kopfzerbrechen bereitete der Antrieb. Alles, was Robina ersann, verwarf sie wieder. Schließlich befaßte sie sich mit dem „Allesfressermotor“, der ihr allerdings für diese Zwecke viel zu groß und leistungsstark vorkam. Aber er lief prächtig, machte wahrscheinlich auch viel Lärm, aber wen störte das, und Robina entschloß sich, ihn zu verwenden. Doch drehte er sich viel zu schnell, und trotz einer primitiven Transmissionsunterbrechung bekam sie immer noch zweimal das S auf die Signallänge. Es würden also, da nun das Signal nicht mehr abriß, in ununterbrochener Folge lauter S in den Weltraum wandern, und irgendwann würde es irgendwem auffallen. Wenn sie genügend Treibstoff bereitstellte und der Motor es überstand, konnte das S etwa siebzehn Jahre lang ausgestrahlt werden. Danach müßte sie sich einen anderen Antrieb einfallen lassen…
Einen Augenblick lang wunderte sich Robina, daß sie über solche Zeiträume wie über etwas Alltägliches nachdachte; Angst und Mutlosigkeit blieben aus. Sie hielt das der Aufgabe zugute, die sie fiebrig machte…
Die technische Konzeption war die eine Seite, die praktische Ausführung die andere. Mehrmals fühlte sich Robina der Verzweiflung nahe, zweimal gab sie auf. Immer wieder war es der Gedanke, eine Stimme zu haben, die nach außen drang, der sie erneut an den Haufen aus Stäben, Plaststücken, Drähten, Dosen und dem Motor zog.
Eines Tages drehte sich die Apparatur doch! Robina beschloß, noch eine Zeitlang in der Grotte zu bleiben und das Gerät gründlich probelaufen zu lassen. Am ersten Tag blieb es nur zweimal stehen, und das aus belanglosen, schnell behebbaren Ursachen.
Robina erfüllte wieder Stolz, sie dachte an ihre Lehrer, an Situationen auf der EVO und im Institut, in denen ihr die Technik verschlossen blieb.
Stundenlang saß sie vor der Maschine, tat gar nichts, sondern sah dem Bewegungsspiel zu, dem Auf und Ab des Metallstreifens, der das Messer ersetzte.
Um so niederschmetternder und vor allem überraschend traf sie am nächsten Tag eine Feststellung: Es war Zufall, daß sie das Anzugfunkgerät einschaltete und daß es auf Empfang stand. Und sie beachtete auch das leise Summen gar nicht, bis nach etwa einer Minute, klar und deutlich wie eh und je, der sich hochschraubende Ton der Anderen aus dem Lautsprecher drang.
Robina saß wie versteinert, ließ drei- oder viermal das Signal aufklingen.
Dann sprang sie, einer vagen Eingebung folgend, in die Schleuse, ohne die Luke zu schließen, so daß die Atmosphäre rauschend entwich. Aber die Hoffnung hatte getrogen: Das Speichergerät lief nicht. Die Signale kamen direkt vom Sender.
Mechanisch hing sich Robina den Brenner um, warf einen Blick auf
den unermüdlich rotierenden Apparat und sauste auf dem Eselchen
dem Eingang zum unterbolidischen Bauwerk zu.
Wieder mußte sie auf den Fahrstuhl warten.
Diesmal hielt sie sich nirgends auf. In der Kuppel angekommen, rannte sie auf die Stelle zu, an der die Drähte aus der Apparatur kamen. Ungläubig ließ sie sich auf die Knie sinken, ging mit dem Gesicht ganz dicht an das eine Kabel, das sie durchtrennt hatte. Aber sosehr sie sich auch mühte, dort befand sich kein Schnitt mehr. Der Stab sah so aus, als sei in ihm auch nie ein Schnitt gewesen.
Robina fuhr mit der Hand darüber hin, nicht die Spur einer Unebenheit.
Sollte das Material sich… Absurd! Wie kann sich ein einfacher Leiter selbst regenerieren? Eine solche Kluft besteht zwischen diesen Apparaturen und irdischen in der Entwicklung nicht!
Diese Überlegungen Robinas änderten jedoch nichts an der Tatsache, daß die Brennstelle nicht mehr existierte.
Robina musterte den Raum gründlich. Nichts ließ sich feststellen, das irgendwie Licht in diese finstere Angelegenheit gebracht hätte. Es wurde Robina unheimlich, Schweiß brach ihr aus. Sie dachte an allerlei Überraschungen, die das Bauwerk vielleicht noch bergen konnte. Sie ertappte sich, wie sie aus den Augenwinkeln heraus die Verkleidung des Apparates musterte.
Aber dann schüttelte sie die Bedenken von sich. Sie fand sich damit ab, daß sie im Augenblick keine Möglichkeit sah, das Phänomen zu erklären.
Verhältnismäßig unbekümmert setzte sie dann erneut den Brenner an, brachte das Kabel zur Weißglut und schnitt es nochmals entzwei. Anschließend überzeugte sie sich, daß das Signal vorzüglich ihren Willen
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