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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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massiven Drahtes ein radialer Übergang von Hell nach Dunkel auszumachen, wobei sich die hellere Partie wie ein Ring außen herumzog.
    Leiter und Isolierung in einem? Robina zuckte mit den Schultern. „Meine geringste Sorge!“
    Sie sah zur Uhr. Bereits seit fünfzehn Minuten sendete die Apparatur nicht mehr. „Robina Crux' erstes Signal!“ Wieder empfand Robina eine große Freude.
    Sie fühlte keinerlei Gewissensbisse, auf diese rabiate Weise in fremdes vernünftiges Wirken eingegriffen zu haben. „Selbsterhaltungstrieb ist das. Niemand kann das übelnehmen!“
    Und dann kam wieder Angst auf, als sie das Messer erneut in den Spalt einzuführen begann.
    Als sie die Schneide etwa vier Millimeter gesenkt hatte, stiebte ein mächtiger blauer Funke auf. Robina fuhr zusammen und riß das Messer hoch.
    Nachdem sich ihr Herzschlag beruhigt hatte, sagte sie verächtlich: „Was hast du erwartet, Dummkopf, wie sich ihr Strom verhält?“ Und forsch hieb sie das Messer in den Schlitz. Nur ein kleiner Funkenhaufen entstand.
    Sofort setzte der Ton ein. Er stieg normal an, erreichte sein Maximum, riß ab.
    Robina hielt verkrampft das Messer, dann, sich dessen bewußt werdend, ließ sie es zwar los, aber im Schnitt stecken. Nach der üblichen Pause setzte der Ton ein.

    „Es geht“, flüsterte Robina. Und dann begann sie mit dem eigentlichen Versuch: Sie ließ das Signal anschwellen, zog mit einem Ruck das Messer, der Ton blieb hängen, sackte ab, verröchelte.
    Robina packte der Spieltrieb. Ungeachtet der Funken, die sie verursachte, stellte sie mit der Messerklinge Kontakt her oder unterbrach ihn. Es entstand eine mißtönende und auf die Nerven gehende Melodie. Wenn Robina den Ursprungston nach oben auslaufen ließ, schaltete sich die Anlage ab und erst nach der Pause automatisch wieder ein. Wahrscheinlich gab es, von außen nicht sichtbar, einen Temperaturfühler am Aufheizer, der die Kontaktgabe regelte. Wenn aber der höchste Punkt nicht erreicht wurde, gab es auch keine Abschaltung, und Robina konnte somit beliebig lange ihre furchterregenden Musikstücke intonieren. Für sie war es das Schönste, was sie je gehört hatte. Sie spielte so lange mit der Anlage, bis ihr langsam klar wurde, daß sie etwas Vernünftiges mit ihrer Entdeckung anfangen mußte. Schließlich konnte sie nicht Tage herumsitzen und mit dem Messer hantieren. Und tage-, monatelang mußte die Melodie gesendet werden. Einen einfachen Apparat brauchte sie, der das für sie besorgte. Den Hilferuf wollte sie senden, den jeder – irdische – Kosmonaut kannte, das alte, bewährte SOS nach Morse.
    Robina probierte mit dem Messer eine entsprechende Modifikation, die sie sich zunächst mühsam aus dem Kode zusammenstellte. Doch sie mußte feststellen, daß ihr Signal nur schwer zu entziffern sein würde. Aber das war das schlimmste nicht. Robina konnte getrost davon ausgehen, daß eine Raumschiffbesatzung der Erde, die das auffing, alles daransetzen würde, den Ruf zu verstehen. Was eben störte, war zweifellos, daß sich auch innerhalb der einzelnen Impulse die Tonhöhe ständig änderte, was möglicherweise die Empfänger veranlaßte, nach einer zusätzlichen Information zu suchen.
    Wesentlich bedenklicher war: Robina würde nicht in der Lage sein, eine Apparatur zu bauen, die automatisch den Strom so unterbrach, daß das Zeichen entstehen konnte.
    Schweren Herzens versuchte sie, wenigstens ein S zu senden. Sie wollte froh sein, wenn ihr das zuverlässig gelang. Lange saß Robina an diesem Tag an der Anlage.
    Dann dachte sie nach, was sie noch unternehmen könne. Zunächst entschloß sie sich, den Kontakt offenzulassen, das hieß, die Anlage totzulegen. Das würde ihr mit Sicherheit am meisten nützen. Wo auch immer das Signal der Anderen gehört wurde, seit diesem Tage wußte man dort, daß auf dem Boliden irgend etwas nicht mehr in Ordnung war. Und wenn irgend jemandem etwas an der Funktionstüchtigkeit des Funkfeuers liegt, dann kommt er her und repariert es! Das war logisch. Aber erst recht werden sie kommen, wenn sie hören, demnächst, daß die Anlage durch vernünftiges Einwirken falsch sendet. Für jedermann wird mein S, wenn vielleicht nicht als solches, so doch als ein vernünftiges Signal zu erkennen sein!

    Robina benötigte sieben Tage, um eine einigermaßen brauchbare Konstruktion zu entwerfen. Der Bau des Eselchens war dagegen ein Kinderspiel gewesen. Wieder bildete eine Craps-Fruchtdose die Grundlage. Sie sollte die entsprechenden Nocken

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