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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Robina. Er stand gebeugt, aber Frische ausströmend, in der weiten Tür, eilte dann, so gut es sein versteifter Rücken zuließ, auf Robina zu, ergriff sie an den Schultern und sagte: „Ich freu mich, Robi, daß ich es noch geschafft habe!“
    Es war das erste Wiedersehen nach seiner Versetzung auf den Mars, das erste Wiedersehen nach zwei Jahren.
    Über Robinas Wangen kullerten Wasserperlen. „Ich freu mich so,
Ed“, sagte sie mit einem Lächeln.
Nach einer Weile fragte Ed: „Vater?“
    „Er hat mich gestern abend angerufen, mir Glück gewünscht. Wie er mich anschaute, ich glaube, Ed, es ist vielleicht besser, daß er nicht gekommen ist. Ich habe ihm abgeraten. Ich wollte nicht, daß vielleicht sein Panzer abfällig – er sah mir so aus.“
    Dann fragte sie ungestüm, wie es ihm tatsächlich gehe, was der Rükken mache, welches seine nächsten Pläne seien. Denn irgendwie hatte Robina immer den Eindruck, daß Ed in den kurzen monatlichen Videogesprächen solche Fragen zweckoptimistisch beantwortete. Aber es waren nicht nur gutgemeinte Floskeln, als er versicherte, daß es ihm auf dem Roten bestens gehe, daß er im Augenblick, um sie zu sehen, seine Dispensairewochen vorverlegen konnte, daß man ihn untersuche auf Regenerierbarkeit der zwei zerdrückten Wirbel und, eine große Überraschung für Robina, daß er monogam zu werden wünsche mit einer schwarzhaarigen Geologin, einer Vietnamesin, die mit ihm auf dem Roten sei. Und er wolle nun, auch wenn die Regeneration erfolgreich verlaufe, auf jeden Fall dem Mars treu bleiben, zumindest die Jahre, die Robina mit der REAKTOM unterwegs sein würde.
    „Und für dich freu ich mich besonders, Robi“, sagte er, sah ihr in die Augen und zog sie leicht an sich. Er betonte nicht, weshalb, es war ihr unausgesprochen klar, daß es eine Antwort auf ihr Schreiben sein sollte, das sie ihm vor Monaten gesandt hatte und das unbesprochen geblieben war, obwohl sie in der Zwischenzeit einigemal videophoniert hatten, ein Schreiben, in dem sie ihm das Ende ihrer Liebe zu Boris mitgeteilt hatte.
    Robina empfand gerade jetzt Eds Zurückhaltung wohltuend, jetzt, da ein neuer Lebensabschnitt so unmittelbar bevorstand, eine Etappe, die unvorstellbar blieb, solange die Triebwerke schwiegen, ein Abschnitt auch, der Brücken brach, eine Zäsur, die aufwühlte, und das fühlte Robina deutlich, die die Kruste der Beherrschung arg dünn machte. Und auch die Gesichter der Gefährten, zu denen Robina ab und an hinübersah, zeigten Kunstforsche.
    Immer öfter glitten die Blicke hinaus über die weite Fläche zum Startplatz. Die Gefährten wollten, wie Robina auch, den Panzer, der die Gefühle eingeschlossen hielt, hinausretten aus der Halle.
    Es schien, als ob Ed das spürte. Er verabschiedete sich, eine Minute, bevor der Chef durch Händeklatschen daran erinnerte, daß es Zeit würde. Und Ed verabschiedete sich so, als käme er morgen wieder. Robina blieb keine Zeit, dem Würgen in der Kehle, dem Druck auf die Augen nachzugeben, denn da kam das Händeklatschen.

    Danach ging alles schnell, viel zu schnell – der Kleinbus, Fahrstuhl, Einstieg, letzte Kontrollen…
    Robina kam erst wieder zu sich, als sie im Konturensessel saß, in der Stille neben sich das gleichmäßige Atmen der Gefährten, wenige Minuten vor dem Start.
    Sie drehte ein wenig den Kopf. Konzentriert sah Stef auf die Zahlenfolge, Stef, der Erstverantwortliche für den Flug, ein Kosmospilot wie nur wenige, jedenfalls nach Mandys schwärmerischen Aussagen. In der Tat, Robina hatte Stef während der Vorbereitung als ausgeglichen, ruhig, eher gutmütig als streng und von hohem Allgemeinwissen kennengelernt, einen Menschen also, zu dem man nach kurzer Zeit Vertrauen fassen konnte und der eine natürliche Autorität besaß, einen Menschen von heiterer Lebensauffassung, der auch in ernsten Situationen eine unernste Bemerkung, einen Scherz akzeptierte, ja selbst machte, ohne dabei die Zielstellung zu vernachlässigen. Stef hatte auch durchgesetzt, daß das Trainingsprogramm vom Kollektiv stark beeinflußt werden konnte, also nicht schematisch nach langjährigen Erfahrungen ablief, obwohl er ebenfalls interstellarer Neuling war. Allerdings hatte er etliche Planetarfahrten hinter sich.
    Links neben Stef, durch ihn halb verdeckt, saß Mandy. Ein ulkiger Vogel, wie Robina im stillen meinte. Mandy konnte maulen, schnurren, von einer Stunde zur anderen himmelhoch jauchzen und zu Tode betrübt sein, also alles andere als ausgeglichen, aber

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