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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Ausbrüche verhindern.
    Dann fühlte sie sich unausgeglichen und niedergeschlagen, und öfter stellte sie sich erneut die Frage: „Wozu das alles?“
    Sie wehrte sich dagegen, weil sie spürte, daß solche Gedanken sie abermals in eine Stimmung fatalistischer Lethargie und Verzweiflung lavieren konnten. Und sie glaubte nicht, daß diese Niedergeschlagenheit allein aus der augenblicklichen Situation heraus entstand, aus dem Mißlingen des technischen Vorhabens resultierte. Es war, als ob sie müde wurde, weil sie zu spüren glaubte, daß der Aufwand, den sie trieb, in keinem Verhältnis zum Nutzen stand, ja, daß er völlig sinnlos war. Sie ertappte sich dabei, daß ihr träge und wirr Zusammenhangloses und Unsinniges durch den Kopf gingen – oder gar nichts.
    Immer öfter aber flohen ihre Gedanken zur Erde, klammerten sich an Ereignisse, die Freude ausgelöst hatten, ja, sie begann, banale Erlebnisse zu glorifizieren, ihnen Bedeutung beizumessen.
    Unausbleibliche Vergleiche mit dem Leben auf der Erde ließen Wehmut aufkeimen.
    Und als sie bereits mutlos über ihrem Apparat saß, wurde ihr plötzlich schrecklich bewußt, so als hätte sie, hingegeben in wohliger Wärme, ein mächtiger Schwall eisigen Wassers getroffen, daß sich in drei Wochen der Tag jährte, an dem sie die Neutralisation der REAKTOM an die Wand geschleudert hatte, der Tag, an dem das Raumschiff samt Besatzung, einschließlich Robina Crux, unterging.
    Diese Tatsache traf sie so niederschmetternd, daß Robina ihre Tätigkeit in der Kuppel aufgab, gerade noch die ursprüngliche S-Melodie wieder in Funktion setzte und zur Grotte zurückkehrte.
    Sie saß tatenlos herum, begann dann aufzuräumen, ordnete hier und da etwas, bis ihr Mandys Beutel mit der trockenen Erde und den Samenkörnern in die Hände fiel. Und seit diesem Augenblick stachelte sie ein unsinniger Wunsch, ein Wunsch, der aus ihr plötzlich eine andere Robina machte, ein Wunsch auch, den sie sich unbedingt bis zum Jahrestag erfüllen wollte: Die Samen, von denen sie noch nicht einmal wußte, zu welchen Pflanzen sie gehörten, sollten sich entfalten, hier in ihrer winzigen Kajüte auf dem Boliden, sollten zu prächtigen Blüten und saftigem Grün werden.
    Und je mehr sie an die Aussaat dachte, desto mehr wunderte sie sich, nicht eher daraufgekommen zu sein.
    Mit einer Begeisterung und einer anhaltenden Geduld, die sie vor Stunden noch ganz und gar verlassen hatten, erfüllte sich Robina diesen Wunsch. Sie baute eine Schale aus Plasten, mischte die Erde mit wohlgewaschenen Kristallsplittern, von denen sie sicher war, daß sich ihre Mineralsubstanz im Wasser nicht lösen und dadurch die Erde vergiften würde. Dann steckte sie die Samen – es waren fünf verschiedene Sorten, immer in Serie. Drei solcher Folgen brachte sie zustande, mehr Platz bot ihre Anbaufläche nicht.
    Als Robina ihr Beet angoß, dachte sie nur einen Augenblick daran, daß die Erfüllung dieses Jubiläumswunsches sie auf die Dauer etliche Tage ihres Lebens kosten würde, denn die Pflanzen würden ständig Wasser verbrauchen; ohne Wehmut dachte Robina das.
    In den folgenden Tagen knobelte Robina an einer neuen Lösung des Hackers mit nur einer größeren Programmscheibe, die allerdings langsamer laufen mußte und deshalb einer Untersetzung bedurfte. Obwohl diese Tätigkeit sie über lange Strecken fesselte, glitten Gedanken und Blicke dann, wenn etwas Handwerkliches weniger Konzentration erforderte, zur Schale. Und am dritten Tag fühlte sie sich versucht, ein Korn auszugraben und nachzusehen, ob es schon keime. Nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten; Ausschlag gab die Furcht, etwas zu zerstören.
    Schon wollte sich Robina Traurigkeit darüber bemächtigen, daß der Samen offenbar taub geworden war, als sich nach fünf Tagen einige Erdkrümel anhoben und unter sich gebogene hellgrüne Halme ahnen ließen.
    Robina verfiel in Unruhe. Vorsichtig entfernte sie mit einer Pinzette, so als stochere sie in Nitroglyzerin, die Erdkrümel.
    Obwohl sie damit gerechnet hatte, natürlich, daß aus Samen Keimlinge sprießen, Pflanzen wuchsen, fühlte sie sich angerührt wie selten. Sie stand vor der Schale, sah auf das zerbrechliche, zarte, fadenscheinige Etwas, das krumm einen Millimeter über die braune Erde ragte. Robina fühlte, wie ihr Wasser in die Augen stieg, wie es überquoll, die Wangen hinunterrollte, auf die Brust tropfte. Sie ließ es gewähren, nichts in ihr sperrte sich gegen diese Tränen, ja sie wunderte sich nicht

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