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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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bevölkerten. Obwohl sie zwischendurch an einem Bach die drei Schläuche gefüllt hatten, ging das Wasser nun langsam zur Neige, denn auch die Pferde mussten ja getränkt werden.
    Als der Abend hereinbrach, lagerten sie hinter einigen halbtrockenen Büschen, die etwas Schutz vor dem Wind boten. Nador hatte ein Feuer entfacht, über dem Sarja einen Hasen an einem Spieß briet. Versonnen blickte sie in die Flammen, während sie gedankenverloren den Spieß drehte.
     
    Sie schrak hoch, als Nador sagte: „Wenn wir weiter dem Weg folgen, gelangen wir direkt an die Furt. Doch ich denke, wir sollten vorher abbiegen und einige Meilen weiter flussaufwärts versuchen, hinüber zu gelangen. Wer weiß, vielleicht ist an der Furt eine Falle für uns aufgebaut?“
     
    Er schaute sie an, und sie erwiderte seit Tagen zum ersten Mal seinen Blick. Aus den meergrünen Tiefen ihre Augen schaute die Resignation des Verzichts. Er stand auf und ging ein Stück in die Dunkelheit hinein, die Hände in den Taschen vergraben. Er wusste nicht, welches Gefühl in ihm überwog: Die Erleichterung darüber, dass sie die Unsinnigkeit ihre Liebe eingesehen zu haben schien, oder der Schmerz darüber, dass sie sich so leicht geschlagen geben wollte und ihre Liebe wohl nicht so groß gewesen war, wie er nur zu gern angenommen hätte. Ärgerlich über sich selbst schüttelte er den Kopf und ging zurück zum Feuer. Sarja hatte einen Teil des Hasen gegessen und den Rest für ihn am Feuer warm gestellt. Sie selbst lag bereits etwas abseits auf ihrem Lager. Nachdem auch Nador gegessen hatte legte er sich neben dem Feuer nieder. Obwohl er vom Tagesritt sehr müde war, konnte er lange Zeit nicht einschlafen. Er machte sich Sorgen um Sarja. Ihre Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit, die sie in den letzten Tagen gegenüber ihrer Aufgabe gezeigt hatte, machten ihm Sorgen. Solange keine Gefahr drohte, mochte es zwar keinen Schaden anrichten, aber wenn es gefährlich wurde, musste sie wieder in der Lage sein, blitzschnell zu handeln. Dies war vielleicht die einzige Möglichkeit, ihr Leben und somit die Erfüllung ihrer Aufgabe zu retten. Wie konnte er sie nur aus ihrer Lethargie aufrütteln? Er sah zu ihr hinüber. Zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass auch sie noch wach war, denn ihre offenen Augen glänzten leicht im Mondlicht. Er rutschte zu ihr hinüber und richtete sich auf.
     
    „Ist etwas nicht in Ordnung?“ fragte sie leise.
     
    „Ja“, sagte er, „es ist etwas nicht in Ordnung! Und du weißt auch genau, was!“ Er strich über ihre Wange. Seine Finger wurden feucht. „Das ist es, was nicht in Ordnung ist!“ sagte er.
     
    Sarja blieb stumm. Sie schloss die Augen und lag da, ohne sich zu rühren.
     
    „Hör zu!“ stieß er hervor. „Wir müssen unbedingt miteinander reden! Wir machen keinen Sonntagsausflug, wie du weißt, und du musst dir jederzeit gegenwärtig sein, dass wir angegriffen werden könnten. Deshalb darf deine Wachsamkeit durch nichts abgelenkt werden. Du bist die Trägerin des Steins, und du bist die, auf die sich ein Angriff zuerst konzentriert.“
     
    Nador hatte härter gesprochen, als er wollte, und unter seinen barschen Worten fingen Sarjas Tränen erneut an zu fließen.
     
    Nador stöhnte auf und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Sarja, mach es mir, mach es uns beiden doch nicht so schwer! Ich weiß, was du fühlst, aber du musst alles vergessen, hörst du? Du musst! Irgendwann wirst du einem Mann begegnen, der deiner Liebe würdig ist, nicht so einem … verwachsenen, hässlichen Krüppel wie mir!“ Die letzten Worte hatte er nur noch zwischen den Zähnen hervorgepresst.
     
    Sarja sprang auf und kniete vor ihm nieder. „Nador!“ rief sie. „Soll das heißen, dass du mich auch liebst? So, wie man eine Frau liebt, nicht nur wie eine Tochter?“
     
    „Ja, ich liebe dich, ich liebe dich mehr als mein Leben!“ erklang es gepresst durch die Hände. „Aber verstehst du nicht?“ schrie er plötzlich und schüttelte sie an den Schultern. „Ich darf dich nicht lieben, ich darf es einfach nicht! Um deinet- und um meinetwillen darf ich es nicht! Und du darfst mich ebenso wenig lieben!“ Er drückte ihre kleinen Hände in den seinen. „Sieh“, sagte er dann etwas ruhiger, „ich bin ein Abenteurer, ein Mann, der nirgends zu Hause ist. Ich bin siebzehn Jahre älter als du, und - was das Schlimmste ist - ich habe einen Buckel und hinke! Und nun schau dich an: gerade zwanzig Jahre alt, eine Prinzessin

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