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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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von edelstem Geblüt - und - das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe! Selbst wenn ich jetzt meinem Herzen und deinem Wunsch nachgäbe, irgendwann würdest du dich vor so einem - Ungeheuer wie mir ekeln, wenn du andere Männer neben mir siehst. Die Liebe, die du jetzt für mich zu fühlen glaubst, ist nur aus deiner Verzweiflung, Trauer und Einsamkeit geboren und wird vergehen, sobald du wieder glücklich bist und all das Schwere hinter dir liegt. Dann würdest du bereuen, was du dir jetzt wünschst.“
     
    Sarja nahm Nadors gesenkten Kopf in beide Hände und hob ihn empor. „Du bist kein Ungeheuer“, sagte sie weich, „und auch kein hässlicher Krüppel. Weißt du denn gar nicht, dass du ein gut aussehender Mann bist? Dein verwachsener Rücken und dein leichtes Hinken stören mich nicht, und nur dumme Menschen sehen nicht, wie geschmeidig und kraftvoll du dich bewegst und wie schön deine Augen und dein Mund sind. Und wenn du meinst, ich könnte dich je verachten, und es wäre nur die Einsamkeit, die mich zu dir führt, so muss ich dir widersprechen. Irgendetwas hat mich vom ersten Augenblick an zu dir hingezogen, und ich weiß genau, was ich für dich empfinde.“ Und Sarja küsste Nador zärtlich auf den Mund.
     
    Ein Stöhnen entrang sich Nadors Brust, und mit einmal brach die seit Tagen aufgestaute Leidenschaft, die sein bitterer Entschluss in ihm zurückgedrängt hatte, aus ihm hervor, und er riss sie in seine Arme. Hingebungsvoll erwiderte sie seine Küsse und hing an seinen Lippen wie eine Verdurstende.
    Plötzlich jedoch machte er sich von ihr los und sprang auf. Er drehte ihr den R ücken zu und keuchte:
     
    „Nein, Sarja, nein, ich kann nicht! Weil ich überzeugt bin, dass ich etwas Unrechtes tue. Dass ich nur deine Jugend und Unerfahrenheit und deine Empfänglichkeit für Trost und Zuneigung durch die Trauer um Deine Mutter ausnutzen würde. Und deine Schwärmerei für einen Mann, der sich in großer Gefahr deiner angenommen hat und Sieger geblieben ist.“ Er drehte sich um und streckte ihr bittend die Hände entgegen: „Versteh‘ mich doch!“
     
    „Ich verstehe dich sehr gut“, sagte Sarja ruhig. „Man hat dir oft wehgetan, und du glaubst, dass auch ich dir eines Tages wehtun werde. Und davor hast du Angst! Ach, Nador, weißt du denn, ob es für uns ein „eines Tages“ geben wird? Du selbst hast mir eben noch deutlich gemacht, welche Gefahren noch vor uns liegen, und wir sind erst am Anfang unserer Reise. Noch fehlen die beiden anderen Gefährten, wir haben noch keine Ahnung, ob und wie wir die Krone zurückbekommen werden, oder ob wir bei dem Versuch unser Leben lassen  müssen. Wie nahe wir dem Tode sind, haben wir in der Herberge erlebt. Aber wer kann sagen, ob wir auch beim nächsten Angriff Sieger bleiben? Und mit all dem vor Augen willst du das bisschen Glück, das sich uns bietet, verschmähen? Sei kein Narr, weiser Nador, und nimm dankbar an, was das Schicksal an Gutem für dich bereithält, solange du noch in der Lage dazu bist!“
     
    Nador war verblüfft. Sprach da ein gerade zwanzigjähriges Mädchen? Doch sie hatte die Krone getragen, und der Stein hing immer noch um ihren Hals. Dies und die Ereignisse der jüngsten Zeit hatten sie wohl über ihre Jahre hinaus reifen lassen. Er ging zu ihr zurück und kniete bei ihr nieder. „Du hast mich besiegt!“ flüsterte er. „Ich gebe mich geschlagen!“
     
    *****
     
    Am nächsten Tag erreichten sie den Fluss, wie Nador es vorhergesagt hatte. Sie hatten einen Bogen geschlagen und waren etwa zwei Meilen oberhalb der Furt ans Ufer gekommen. Doch der Fluss war an dieser Stelle zu tief und zu reißend, als dass sie ihn hätten überqueren können, noch dazu mit einem Packpferd.  Sie ritten daraufhin weiter flussaufwärts. Als es schon dunkel wurde, kamen sie an eine Stelle, an der der Fluss weniger tief, aber dafür breiter war. Nador war jedoch der Meinung, dass sie bei Tagesanbruch hier den Fluss würden überschreiten können.
    Am nächsten Morgen brachen sie wieder auf, sobald es hell geworden war. Nador ritt voran, das Packpferd am Zügel führend. Bald reichte den Tieren das Wasser bis zur Brust und sie mussten schwimmen. Da die Strömung jedoch nicht stark war, hatten die Pferde bald wieder Grund unter den Hufen und e rklommen das jenseitige Ufer.
     
    „Nun hast du dein Heimatland verlassen“, sagte Nador. „Jetzt sind wir im Land der Calarier.“
     
    Da sie beim Überqueren des Flusses nass geworden waren,

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