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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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gemacht, wäre sein Körper ebenso perfekt gewesen wie sein Geist. Aber er war verkrüppelt, und das beleidigte ihren ausgeprägten Schönheitssinn. So wuchs der Knabe auf, geschult in allem Wissen, aber ohne Liebe und verspottet wegen seiner körperlichen Missbildung. Erst in deinem Vater fand er einen Freund, an dem er mit all der Zuneigung hing, die sein unerfülltes Herz geben konnte. Dann erwählte sich die Thronfolgerin deinen Vater zum Gemahl. Und obwohl Nador noch sehr jung war, verliebte er sich in diese schöne, doch für ihn unerreichbare Frau - unerreichbar in erster Linie, weil sie die Frau seines Freundes war. Als er älter wurde, hat er diesen Zustand nicht mehr ertragen und verließ den Hof. Doch auch die Welt draußen hatte ihm selten etwas anderes zu bieten als Hohn und Spott. Hier und da konnte er sich wohl Anerkennung verschaffen durch sein großes Wissen und seine überragende Klugheit. Doch die Menschen schätzen es nicht, wenn sie feststellen müssen, dass ihnen jemand überlegen ist. Und so haben sie sich immer wieder für seine geistige Überlegenheit an ihm gerächt, indem sie seinen Körper verachteten und verhöhnten.
    So, Sarja, kannst du dir jetzt vielleicht vorstellen, wie schwer es für einen so lchen Menschen ist zu glauben, jemand könne ihn lieben wie er ist? Er ist zwar außergewöhnlich klug, aber er hat kein Selbstbewusstsein. Und wenn er vielleicht langsam angefangen hatte, durch deine Liebe zu ihm etwas selbstbewusster zu werden, so hast du dieses zarte Pflänzchen mit deinem Sport nun wieder zertreten. Du hättest ihm mehr Zeit lassen sollen, und irgendwann hätte er nicht mehr davon geredet, dass er deiner nicht würdig ist. Denn wenn du mich fragst, wirst du nie einen Besseren als  ihn für dich finden.“
     
    „Ástino, was soll ich bloß tun?!“ rief Sarja. „Wie kann ich wieder gutmachen, was ich ihm antat?“
     
    „Ergreife die erste Gelegenheit, die sich dir bietet, und gehe auf ihn zu. Denn er ist nicht in der Lage, den ersten Schritt zu tun - noch nicht! Er hat sich in sich selbst zurückgezogen, wie er es all die Jahre getan hat, um nicht an seiner Umwelt zu zerbrechen. Denn so hart er erscheint, er ist verletzlicher als du. Und wenn es dir nicht gelingt, die Angelegenheit mit euch beiden ins Reine zu bringen, musst du für ihn fürchten. Denn dann liegt ihm noch weniger an seinem Leben als bevor er dich traf, und er wird es rücksichtslos einsetzen, um dir zu deinem Ziel zu verhelfen. Doch denke daran, dass du behutsam vorgehen musst!“
     
    „Ástino, du bist ein wirklicher Freund“, sagte Sarja dankbar. „Noch nie traf ich einen Menschen, der sich so gut in andere hinein versetzen kann. Die Götter mögen dich schützen und mir den Rat deines Herzens stets bewahren!“
     
    Kurze Zeit später kamen die beiden nächsten Wachen, um Sarja und Ástino abzulösen. Die beiden gingen zum Lagerplatz zurück und legten sich nieder. Sarja hatte noch zu Nador hinüber geschaut, aber er schien zu schlafen.
    Die Nacht verlief ruhig. Als Nador und Farsten ihrer Wache antraten, war es zwar noch dunkel, aber man spürte schon den nahenden Morgen. Farsten war sehr müde, als er geweckt wurde, und konnte auch während der Wache kaum die Augen off en halten. So schickte Nador ihn nach einer Stunde ins Lager zurück.
    „ Legt Euch ruhig noch ein wenig hin“, sagte er zu ihm. „Ich glaube nicht, dass wir noch mit einem Überfall rechnen müssen. Eine Wache genügt also vollständig.“
     
    Dankbar schlich sich Farsten auf sein Lager zurück, und Nador wachte allein. Die Dämmerung hatte bereits begonnen, als Sarja aufwachte. Sie sah zu dem Platz hinüber, wo der Wachtposten stand, und bemerkte, dass Nador allein dort saß. Alle anderen lagen auf ihren Decken und schliefen. Sarja stand leise auf und ging auf Zehenspitzen zwischen den Schläfern hindurch. Nador blickte erstaunt auf und erhob sich, als er Sarja auf sich zukommen sah.
     
    „Sarja, was tust du hier?“ fragte er. „Du solltest lieber noch etwas schlafen.“
     
    „Wer weiß, wann wir das nächste Mal Gelegenheit zum reden haben“, sagte sie, „da ständig Fremde um uns sind. Daher muss ich die Chance nützen, denn ich habe dir etwas zu sagen.“
     
    Nadors Gesicht verschloss sich. „Was du mir zu sagen hattest, hast du bereits in der vergangenen Nacht deutlich genug gesagt. Du brauchst dem nichts mehr hinzuzufügen. Ich werde von nun an den Befehlen der Königin von Ellowin gehorchen.“ Er verbeugte

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