Die Krone der Macht
Brauen hervor. Seine Hände hatten die Ausmaße von Kohlenschaufeln und lagen geballt auf dem Tisch.
„Was für ein Gigant!“ hauchte Sarja. „Da kann man ja das Fürchten lernen!“
Kaum hatte der Wirt den Riesen erblickt, als er bereits wie der Blitz hinter seiner Theke hervor kam und dienernd auf ihn zu wieselte. Die Frau des Wirts war genauso schnell in der Küche verschwunden.
„Was steht zu Diensten, Herr Brostor?“ scharwenzelte er. Man sah ihm an, dass er sich fürchtete.
„Was wohl, du Laus?“ dröhnte der Hüne. „Wein! Und sieh zu, dass ich bald etwas zu essen bekomme, sonst hänge ich dich in den Rauch und verzehre dich anschließend als Abendbrot!“
„Sofort, Herr, sofort!“ Wie der Wind war der Wirt mit einem großen Krug und einem Becher zurück und stellte beides vor den Mann auf den Tisch. Mit einem Knurren wischte der Koloss den Becher vom Tisch und setzte den Krug an den Mund. Verblüfft sahen die drei, dass er den Krug nicht wieder absetzte, bis er leer war.
„Nochmal!“ brüllte er, und der Wirt fegte hinter der Theke hervor, um das Gewünschte zu bringen. Dann erschien die Frau mit einer großen dampfenden Schüssel. Sie drückte sie ihrem Mann in die Hände und war sofort wieder in der Küche verschwunden.
„Sie hat wohl Angst vor mir, dein Weibchen?“ Das Gelächter des Riesen ließ das Geschirr auf dem Wandbord erzittern. „Das braucht sie aber nicht, denn sie ist mir sowieso zu dünn. Du fütterst sie nicht gut genug.“
Er riss dem schlotternden Wirt die Schüssel aus den Händen und machte sich mit einem großen Löffel, den er aus seinem Wams zog, darüber her. Von der Portion hätten Sarja, Nador und Ástino wohl gut satt werden können, aber der riesige Kerl schaffte es, das Ganze innerhalb weniger Minuten hinter seinen mächtigen Kiefern verschwinden zu lassen. Die drei waren so fasziniert, dass sie ihm die ganze Zeit stumm zusahen. Noch dreimal ließ sich der Riese den Krug füllen, dann rülpste er laut und schob mit einer Armbewegung das Geschirr vom Tisch, das laut klirrend auf dem Boden zerbrach. Dann legte er den Kopf auf die Arme, und schon ertönte ein Schnarchen, dass die Wände dröhnten.
„Den Göttern sei Dank!“ flüsterte der Wirt. „Heute ist er müde und gleich eingeschlafen. Sonst hätte es Ärger geben können, denn er mag keine Fremden.“
„Wer ist dieses Ungetüm?“ fragte Nador den Wirt.
„Er ist einer der reichsten Grundherren hier in der Gegend und so stark wie drei Männer“, antwortete der Wirt. „Er hat einmal einen Fremden, der nicht mit ihm trinken wollte, mit einem Schlag seiner Faust getötet. Aber niemand hat gewagt, ihn dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Und dann war es ja auch nur ein Fremder, und es ging uns deshalb nichts an.“
„Ihr Calarier seid seltsame Menschen!“ empörte sich Sarja. „Bei uns in Ellowin wäre er nicht ungestraft davon gekommen, auch wenn er „nur“ einen Fremden getötet hätte.“
„Wer sollte es auf sich nehmen, ihn zu bestrafen?“ fragte der Wirt. „Schaut ihn euch doch an! Mit dem nimmt es so leicht keiner auf.“
Da meldete sich ganz unverhofft Ástino: „Ich wollte schon mit ihm fertig werden, wenn es sein müsste“, grinste er. Die anderen sahen in verblüfft an.
„Ihr?“ fragte der Wirt ungläubig. „Verzeiht, Herr, ich möchte Euch nicht zu nahe treten, aber schaut Euch doch einmal an! Ihr seid nicht mal ein Viertel von dem da. Er zerquetscht Euch zwischen den Fingern wie eine reife Frucht!“
„Aber nur, wenn er mich zu fassen kriegt!“ meinte Ástino. „Und das sollte ihm schwer fallen.“
Nador blickte nachdenklich zu Ástino hinüber. „Ich möchte fast annehmen, dass es dir gelingen könnte, Ástino“, meinte er, „aber ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird. Aber etwas anderes geht mir beim Anblick dieses Riesen durch den Kopf.“
Als der Wirt in der Küche verschwunden war, fragte Sarja: „Du meinst, er könnte der Dritte sein?“
„Schau ihn dir doch an!“ sagte Nador. „Hast du je einen Menschen gesehen, in dem mehr Kraft steckt als in diesem Stier dort?“
„Aber er ist ein Mörder!“ zweifelte Sarja.
„Er wird den Mann wohl nicht mit Absicht erschlagen haben“, warf Ástino ein. „Das war wohl eher ein Versehen aus Unterschätzung seiner Kräfte.“
„Und doch bin ich skeptisch“, meinte Sarja. „der Mann gefällt mir nicht, wogegen ihr beide
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