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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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voran, eine Fackel in der Hand. Langsam wurde der Gang breiter und öffnete sich erneut in eine Tropfsteinhöhle. Als Nador die Fackel hob, sahen sie jedoch, dass etwa zehn Schritte vor ihnen der breite Spalt klaffte, den Jarin ihnen beschrieben hatte. Er mochte an seiner schmalsten Stelle vielleicht fünf oder sechs Meter breit sein, aber an der Stelle, wo die beiden großen Stalagmiten standen, war er noch ein gutes Stück breiter.
     
    „Wie bekommen wir da nur das Seil hinüber?“ fragte Sarja zweifelnd, als sie die Entfernung sah.
     
    „Lasse mich nur machen!“ sagte Ástino. „Das habe ich schon als Kind gelernt.“
     
    Er nahm eines der Seile und machte eine große Schlinge in eines der Enden. Dann rollte er das Seil in großen Windungen auf und nahm es locker in die linke Hand. Mit der rechten schwang er die Schlinge über seinem Kopf, bis sie einen perfekten Kreis bildete. Dann ließ er sie fliegen, und das Seil rollte von seiner Hand ab. Die Schlinge fiel zielsicher über den jenseitigen Stalagmiten. Ástino zog an dem in seiner Hand verbliebenen Seilende, so dass sie sich zusammenzog und das Seil sich straffte.
     
    „Donnerwetter!“ staunte Ardon. „Du bist ein wahrer Künstler, Ástino.“
     
    „Die Schwierigkeit kommt erst jetzt“, erwiderte Ástino mit leichtem Schauder, „denn es ist etwas anderes, in drei oder vier Metern Höhe über einen Marktplatz zu marschieren oder über einen solchen Abgrund. Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, da ohne Netz hinüber zu laufen.“
     
    Gemeinsam befestigten Ástino und Ardon das Ende des Seils um den Fuß des diesseitigen Stalagmiten. Mit seiner großen Kraft spannte Ardon es wie eine Bogensehne, dass es straff dicht über den Felskanten über den Abgrund führte. Ástino ging zum Rand und prüfte das Seil mit dem Fuß. Es gab nur wenig unter seinem Gewicht nach.
     
    „Helft, ihr Götter!“ murmelte Ástino, und die Gefährten hielten den Atem an. Doch schon stand Ástino auf dem Seil und lief ohne zu zögern darüber hin, als sei er auf festem Boden. Sarja jubelte auf, als sie sah, dass er sicher die andere Seite erreicht hatte.
     
    „Jubele nicht zu früh!“ rief Ástino hinüber. „Denn du bist die Nächste. Ardon, wirf das andere Seil herüber!“
     
    Ardon rollte das dritte Seil zusammen und warf es mit kräftigem Schwung zu Ástino hinüber, wobei er das eine Ende in der Hand behielt. Geschickt fing Ástino das Seil auf. Dann zog er einen kräftigen Haken aus seinem Gürtel und schlug ihn etwa in Brusthöhe mit einem Felsbrocken in einen Spalt im Stalagmiten ein. Der Haken spreizte sich und saß fest. Nador hatte schon begonnen, auf dieser Seite das Gleiche zu tun. Ástino verknotete das Seil fest um den Haken. Am anderen Ende zog Ardon mit aller Kraft an dem Seil, um die Festigkeit des Hakens zu prüfen. Aber dieser gab nicht nach. Bevor Ardon auch hier das Seil anbrachte, prüfte er auch den Haken, den Nador eingeschlagen hatte, indem er sein ganzes Gewicht daran hing. Doch auch dieser Haken rührte sich nicht von der Stelle. Nun legte Ardon das Seil über den Haken und verknoteten es gründlich.
     
    „So, Sarja, jetzt ist es so fest, dass du dich daran halten kannst“, sagte er befriedigt.
     
    „Sei vorsichtig, Liebling!“ Nador umarmte sie zärtlich. „Und schau nicht nach unten! Geh ruhig und gleichmäßig und erschrick nicht, wenn das Seil ein wenig schwankt.“
     
    Mit bleichem Gesicht und klopfendem Herzen betrat Sarja das Seil. Mit klammen Händen hielt sich an dem zweiten Seil fest. Schon hatte sie einige Schritte auf dem Seil gemacht und zu ihrem Erstaunen ging es besser, als sie gedacht hatte.
     
    „Komm ruhig etwas schneller, Sarja!“ rief Ástino ihr zu. „ Je schneller du gehst, desto weniger schwankt das Seil.“
     
    Sarja folgte seinem Rat und ging schneller. Gerade hob sie den Fuß, um auf den Rand des Spalts zu steigen, als ihr anderer Fuß abglitt. Doch schon hatte Ástino zugegriffen und half ihr sicher auf festen Grund. Laut stießen Nador und Ardon auf der anderen Seite den Atem aus. Dann sahen sie sich an, und jeder entdeckte in den Augen des anderen die eben um Sarja ausgestandene Angst.
     
    „Komm, Nador, jetzt bist du an der Reihe“, sagte Ardon. „Sarja wartet auf dich.“
     
    Auch Nador kam trotz seiner Behinderung ohne große Schwierigkeiten über das Seil und wurde von der erleichterten Sarja umarmt. Dann folgte Ardon. Sein Gewicht ließ das Seil stärker durchhängen, aber es

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