Die Krone der Macht
das wäre ihr Tod und das Ende eures Unternehmens. Darum achte auf sie!“
„Ich verspreche es Euch“, antwortete Nador, „und es tut mir Leid, dass es durch meine Schuld dazu gekommen ist. Ich hätte ihr nicht nachgeben dürfen.“
„Du trägst keine Schuld, Nador“, beruhigte ihn Jarin, „denn ob du ihr nachgegeben hättest oder nicht, ist nicht von Bedeutung. Sie würde dich so oder so lieben. Die Liebe ist eine Gabe der Götter, und wir haben keine Macht über sie. Doch denke immer an meine Worte, wenn ihr die Burg des Feindes betreten habt, wenn du sie und euch retten willst! Die Götter mögen mir verzeihen, dass ich ihr Gebot brach, doch nur so kann ich euch schützen.“
Jarin schwieg, und Nador war mit düsteren Gedanken erfüllt. Eine kalte Furcht und eine böse Ahnung hatten nach seinem Herzen gegriffen.
11. Nadors Verhängnis
Zehn Tage waren sie nun so übers Meer geflogen, als sie aus der Abenddä mmerung die schwarze Silhouette von Dorons Eiland auftauchen sahen. Zweimal noch hatte Jarin dem Sturm gebieten müssen, aber das Schiff war unversehrt geblieben. Nun lag die Insel mit den drohenden Mauern von Dorons finsterer Burg vor ihnen. Jarin steuerte das kleine Schiff an eine vom Schloss abgelegene Stelle der Insel. Sie fuhren in eine kleine Bucht ein und warfen dort im Schutz einiger Felsen Anker. Als das Schiff sicher vertäut war, versammelte Jarin die vier Gefährten in der Kajüte um sich.
„Der letzte und schwerste Teil eurer Aufgabe liegt nun vor euch! Denn von nun an seid ihr völlig auf euch allein gestellt, da meine Macht am Ufer dieser Insel endet. Darum hört mir nun genau zu und prägt euch jedes meiner Worte ein, damit ich euch alle lebend wiedersehe:
Es gibt einen Weg in Dorons Burg, von dem er nicht ahnen kann, dass ihr ihn wählen werdet, da er ihn selbst nicht kennt. Denn bevor ich ihn hierher verbannte, war diese Burg einer meiner Zufluchtsorte. Ich selbst ließ sie erbauen und kenne sie daher genau. Dort oben in den Klippen ist ein Loch im Felsen. Unter dem Loch befindet sich eine große Höhle. Da das Loch jedoch in der Decke der Höhle ist, könnt ihr nur an einem Seil doch hinunter gelangen. Das dürfte jedoch nicht schwer sein, denke ich. Wenn ihr die Höhle durchquert, werdet ihr an einen natürlichen Gang kommen, der in eine weitere Höhle führt. Doch dann wäre für euch der Weg zu Ende, wenn ihr Ástino nicht hättet. Quer durch diese Höhle klafft nämlich ein breiter Spalt im Boden. Hüben wie drüben steht ein großer Stalagmit. Über diese beiden müsst ihr ein Seil spannen, auf dem Ástino über den Spalt gelangen kann. Dann wird es für euch andere sehr gefährlich, denn auch ihr könnt nur über dieses Seil auf die andere Seite gelangen. Da ihr jedoch nicht Ástinos Fähigkeiten habt, werdet ihr ein zweites Seil in Brusthöhe anbringen müssen. Ástino soll zu diesem Zweck einen Haken in den gegenüberliegenden Tropfstein schlagen, an dem ihr das zweite Seil so stramm befestigen müsst, dass ihr euch daran festhalten könnt. Natürlich müsst ihr auch auf eurer Seite einen solchen Haken einschlagen, damit auch dort das Seil sicher befestigen ist. So gelangt auch ihr über den Spalt. Doch seid auf der Hut! Ein einziger Fehltritt - und ihr stürzt ins Meer, das unter dem Riss rauscht. Niemand wird euch je wiedersehen.
Habt ihr dieses Hindernis überwunden, werdet ihr einen weiteren Gang finden. Er führt in die Grotte der Geysire. Der Gang ist sehr lang und wird euch endlos vorkommen.
Die Grotte ist der nächste Gefahrenpunkt, denn aus zahllosen Löchern im B oden steigen in unregelmäßigen Abständen heiße Dämpfe und Wasserfontänen auf, die jeden verbrühen, der ihnen zu nahe kommt. Doch könnt ihr es schaffen, unverletzt hindurch zu kommen, wenn ihr auf den Hauptgeysir achtet. Nachdem er zwölfmal seine mächtige Fontäne in die Luft geschleudert hat, schweigen er und die anderen für eine kurze Weile. Das ist der Zeitpunkt, in dem ihr die Grotte durchqueren müsst. Aber ihr müsst euch beeilen und dürft keine Zeit verlieren! Denn nur kurz währt die Stille, dann setzen alle Geysire nacheinander wieder ein. Dann müsst ihr in Sicherheit sein! Doch nehmt euch in Acht! Der Boden ist sehr glatt. Wenn einer von euch ausrutscht, kann es sein, dass er in das kochende Wasser fällt.
Im hintersten Winkel der Grotte gehen zwei Gänge ab. Ihr müsst dem rechten folgen. Dieser führt zu einer Treppe, die in den Stein
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