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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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und jetzt stellte ich weniger dar als damals, als ich zum erstenmal nach Camlann kam. Ich hatte keine Hoffnung mehr auf die Macht und keine Sippe, zu der ich zurückkehren konnte. Selbst meine Kleidung gehörte der Kaiserin, die ich nie mehr sein würde. Ich hatte nicht mehr als mich selbst und was immer mein Herr mir in Zukunft gab.
    Die Wachen klopften an die Tür. Ich legte den Spiegel beiseite und ging mit ihnen in die Halle.
    Sie war voller Männer - sie quoll fast über. Keine Frauen waren anwesend, denn die Gesetze sind Angelegenheit der Männer. Als ich durch das große Tor eintrat, stieg ein Gemurmel auf, und ich konnte sehen, wie die Leute in der hintersten Reihe den Hals reckten, um mich besser sehen zu können. Ich hatte mich entschlossen, meine Erniedrigung in Demut zu tragen, da sie verdient war. Aber nichtsdestoweniger stellte ich fest, daß ich jetzt, wo es darauf ankam, stolz und zornig war. Ich hielt mich sehr gerade und ging langsam den langen Weg hinauf zum Tisch. Sie hatten die Fackeln angezündet, obwohl es Tag war, und die Strahlen des Sonnenlichtes, die durch die Balken hereinfielen, waren blau vom Rauch. Es war heiß, sowohl von der Wärme des Tages als auch von den dichtgedrängten Körpern in der Halle, und während ich ging, fühlte ich mich schwindelig. Die Gesichter in der Menge trugen keine Züge. Ich konnte das Glitzern der Waffen und Rüstungen sehen, das Weiß der Schilde, die an den Wänden aufgehängt waren, aber ich erkannte keine Freunde. Am anderen Ende der Halle, sitzend am Hohen Tisch, thronte eine Gestalt wie eine Statue. Sie wirkte unbeweglich in der Hitze und dem rauchigen Licht. Artus trug den Purpur und einen Halsreifen aus schwerem Gold, und seine rechte Hand ruhte auf der Rolle mit den Beweisen, die vor ihm auf dem Tisch lag. Das Licht brannte purpurn in dem Juwel seines Siegelrings. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein geschnitten, und als ich herantrat, schauten seine Augen durch mich hindurch. Er begegnete weder meinem Blick, noch beantwortete er ihn, genausowenig wie die Augen eines Kaisers auf einem Mosaik.
    Bedwyr stand schon vor Artus, und ich warf ihm einen Blick zu, während meine Wachen mich zu einem Platz an seiner Rechten brachten. Er sah erschöpft aus, sein Gesicht wirkte müde um den harten Schmerz in seinen Augen, und in seiner dunklen Kleidung, ohne alle Waffen und Ehrenzeichen, wirkte er eher wie ein armer Mönch als wie ein Feldherr. Er schaute mich kurz an, und etwas sprang in seinem Blick auf - Mitleid, Bedauern oder Liebe, das konnte ich nicht feststellen, denn er schaute sehr schnell wieder weg. Unsere Wachen stampften mit den Schäften ihrer Speere auf den Fußboden, und die Verhandlung begann.
    Artus erhob sich und nahm die Rolle mit den Beweisen auf. »Bedwyr, Sohn den Brendan, früherer Feldherr dieser >Familie<, und
    Gwynhwyfar, Tochter des Ogyrfan, ihr seid angeklagt, die kaiserliche Majestät beleidigt zu haben, nach den Gesetzen des Reichs der Römer und von Britannien, dadurch, daß ihr Ehebruch begangen habt. Die Klage wird vorgebracht von Medraut, Sohn des Lot. Medraut, wiederhole jetzt vor diesen Zeugen die Anklage, die du gegen diese Personen führst.«
    Medraut erhob sich von einem Platz an der Seite des Podiums, stand auf und trat links vor Artus. Er trug nicht seinen safranfarbenen Umhang, sondern einen, der einen Purpurstreifen hatte. Um seinen Hals lag ein Reifen, der Artus’ Halsreifen ähnelte. Ehe er anfing, machte er eine Pause, um sicher zu sein, daß alle in der Halle die Ähnlichkeit zwischen Artus und ihm selbst bemerkten, ehe sie von seinen Worten abgelenkt wurden. Dann, ohne Bedwyr oder mich anzuschauen, gab er seine Fassung davon wieder, wie er den Ehebruch entdeckt hatte. Er sprach mit klarer Stimme, die gelegentlich von Kummer gefärbt war, als ob ihn solche schrecklichen Ereignisse schmerzten. Ich beobachtete Artus. Mein Mann sah sehr müde aus und noch hagerer und grauer, jetzt, wo ich nah genug war, um es zu sehen. Aber sein Gesicht blieb ausdruckslos. Ich hatte diesen Ausdruck starrer Ruhe schon oft genug gesehen, um zu wissen, was er bedeutete. Aber ich glaube, die meisten der anderen hielten ihn für kalt und unbewegt.
    Ich kam mir sehr seltsam vor, so vor Artus zu stehen und zuzuhören, wie Medraut mich anklagte. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich noch an Artus’ Stelle gesessen und anderen Gerechtigkeit ausgeteilt. Ich klammerte mich an dieses Gefühl der Seltsamkeit und des Schreckens, denn es war besser

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