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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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weggeworfen! Du hast ihn umgebracht!«
    Ich zog den Kopf meiner Stute herum, bereit, sie in die Richtung zurückzudrängen, die wir gekommen waren. Bedwyr beugte sich herüber und ergriff meine Hand. Endlich schaute ich ihn an. Ich sah zum erstenmal sein Gesicht. Ich habe Männer gesehen, die in Qualen starben, an einer Krankheit oder an Wunden. Sie haben das gleiche weiße, gequälte Gesicht und die gleichen verwirrten Augen.
    »My Lady«, flüsterte Bedwyr, »ich bitte dich. Geh nicht.«
    Ich stieß den Atem aus und hörte, daß es ein Schluchzer war.
    »Dein Kopf blutet«, sagte Bedwyr, und die Maske des Schmerzes verblaßte ein wenig, so daß seine Gesichtszüge ihm wieder mehr ähnelten. »Da, verbinde es.«
    Ich legte die Hand an den Kopf, fand eine Stelle des Schmerzes, zog meine Hand wieder weg. Sie klebte von dem Blut, das von Medrauts Schlag herrührte. Ich schüttelte den Kopf. »Wir wollen zuerst mehr Entfernung zwischen uns und ihnen bringen«, sagte ich Bedwyr. »Ich reite mit dir.«
    Wir erreichen an diesem Abend Caer Gloeu. Wir waren einer der alten Straßen durch den Wald gefolgt, die ein paar Meilen vom Hafen entfernt auf die römische Straße auftrafen. Im Hafen lag ein Schiff, das bereit war, nach Kleinbritannien auszulaufen, und Bedwyr hatte schon für acht Personen und für die Pferde das Geld für die Passage bezahlt. In Wirklichkeit waren wir nur sechs, denn zwei von seinen Männern waren im Kampf auf der Straße gefallen.
    Wir versuchten, in der Stadt keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Um die Mittagszeit hatten wir bei einem Bach gehalten und uns das Blut abgewaschen, mit dem wir bespritzt waren. Glücklicherweise trug ich nur ein einfaches grünes Kleid und einen dunklen Reisemantel, und nichts unterschied mich von irgendeiner anderen Frau in der Hafenstadt. Bedwyr und seine Männer hätten auch eine Gruppe von Adligen sein können, die ausgezogen waren, um Pferde zu kaufen.
    Alle meine Sachen waren verloren, und jetzt besaß ich wirklich nichts mehr außer dem, was ich am Leib trug. Bedwyr hatte außer dem Geld für die Überfahrt nichts mit ins Exil nehmen dürfen, und obwohl seine Freunde etwas besser dran waren, mußten wir doch, wenn wir in Kleinbritannien ankamen, noch eine ganze Strecke weit reisen. Und wir hatten wenig Geld übrig. Deswegen übernachteten wir nicht in der Stadt, sondern auf dem Schiff. Ich bekam eine Kabine für mich allein, und die fünf Männer teilten den anderen Raum, den das Schiff für Passagiere zu bieten hatte.
    Der Kapitän führte mich in den Raum, und ich dankte ihm dafür. Ich war froh, daß ich mich eine Weile auf das winzige Bett setzen konnte. Aber einige Zeit später erhob ich mich wieder, suchte den Kapitän auf und bat um Pergament und Tinte. Er murmelte ärgerlich was in den Bart, brachte aber schließlich die Tinte, eine Feder und einen Frachtbrief. Den könne ich leicht überschreiben, sagte er mir. Ich fand einen Bimsstein und rubbelte das Pergament damit ab. Schließlich, obwohl ich so hart aufgedrückt hatte, daß das Blatt mir mehr für ein Sieb zu passen schien als für einen Brief, setzte ich mich damit hin. Ich spitzte die Feder, tauchte sie in die Tinte, saß da und starrte auf das Blatt voller Löcher. Was konnte ich schreiben? »Mein Herz, meine Freunde, Bedwyr hat Gwyn ermordet, und deshalb muß ich mit ihm gehen, denn er ist zu Tode betrübt. Ich muß auch mit ihm gehen, weil du ihn vielleicht noch einmal vor Gericht stellst - wegen Mord. Und mich - weil ich versucht habe, deinen Richterspruch zu umgehen«? Aber ich hatte ja nicht vorgehabt, mit Bedwyr zu gehen. Wie konnte ich so etwas schreiben und darauf hoffen, daß es mir geglaubt wurde? Und Gawain würde diesen Brief lesen, und es gab keine Worte, die ich ihm sagen konnte. Im Gegenteil - es gab noch nicht einmal Worte, die ich für mich selbst aussprechen konnte. Ich hatte gedacht, die Entlarvung, die Demütigung, das Exil von Camlann und die Trennung von beiden Männern, die ich liebte, das alles wären Katastrophen gewesen, die zu ertragen über meine Kraft ging. Aber jetzt sah ich, daß man niemals sagen kann, man hätte das Schlimmste schon erlebt. Selbst die Fähigkeit, Schmerz auszudrücken, verließ mich, und die Worte schienen mir im Angesicht dieser Wirklichkeit alle flach und bedeutungslos.
    Die Tinte an meiner Feder war trocken. Ich reinigte die Feder, spitzte sie noch einmal und tauchte sie wieder in die Tinte. Es war von größter Wichtigkeit, daß Artus die

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