Die Krone von Camelot
Gwyn, und seine Stimme überschlug sich vor Dringlichkeit und wurde hoch wie eine Kinderstimme. »Es ist nicht notwendig - die Lady geht nicht mit. Bedwyr, Rhuawn, die Lady geht nicht mit! Bedwyr! Hör zu!« Er warf seinen Schild vom Arm mitten in den Kampf hinein, unter die Füße von Bedwyrs Pferd. Er streckte die Arme weit aus. »Bedwyr!«
Rhuawn zögerte mitten in einem Schwertstreich, und Bedwyr blickte auf. Ich war nah genug, um sein Gesicht zu sehen. Er hielt einen Wurfspeer in der Hand; das Licht glänzte auf der Waffe und in seinen Augen. Sein Arm war zurückgestreckt, bereit, den Speer zu schleudern. Und noch während ich zusah, flog dieser Arm vorwärts, zu schnell, um ihm mit Blicken zu folgen, und etwas blitzte auf. Gwyn, der hoch im Sattel aufgerecht saß, vollkommen im Gleichgewicht für jeden Schritt seines Pferdes, stürzte plötzlich. Alles schien sehr langsam zu geschehen. Ich sah Gwyn auf die Straße stürzen, als ob er durch Wasser fiel, und sein Pferd stürzte an ihm vorüber und legte verwirrt die Ohren zurück und verstand nicht, was er machte. Gwyn rollte im Staub auf die Seite. Er schaukelte hoch, streckte eine Hand aus und richtete sich auf. Er zog die Knie unter sich an und versuchte aufzustehen, aber er fiel wieder auf die Straße. Bedwyrs Speer ragte unter seinem Schlüsselbein hervor; die Waffe wirkte sehr schwarz, abgesehen von der bronzenen Umhüllung am Schaftende, die sich abhob wie ein Schmuck, der nicht dorthin gehörte. Gwyn öffnete den Mund. Ein erstaunter Blick war auf seinem Gesicht, aber als er nach Luft schnappte, kam nur Blut heraus. Eine Hand tastete nach dem Speer, zerrte daran, glitt dann zurück in den Staub, die Handfläche aufwärts gedreht. Und dann lag er entspannt, verdreht auf der Seite, und der erstaunte
Ausdruck war noch immer auf seinem Gesicht gedruckt, und das Strahlen verschwand schon aus den dunklen Augen.
Ich schrie, stellte ich fest. Es war ein entsetzlich lautes, schrilles Geräusch. Ich ließ die Zügel meiner Stute fallen, als sie endlich die Gruppe der Männer erreicht hatte und stehenblieb, wo die anderen Pferde standen. Ich konnte kaum den Schrei eines anderen hören: »Mörder!« oder den Schrei eines Pferdes, das von einem anderen Speer getroffen worden war. Ich wollte aufhören zu schreien und konnte es nicht. Überall um mich her herrschte jetzt Geschrei und Verwirrung, und ich dachte: »Sie zertrampeln Gwyn«, und suchte nach ihm im Staub unter den Hufen, dem aufgerührten Staub und dem Kalkstaub in der Luft und dem Blut auf der Straße. Ich schob meine Faust in den Mund und versuchte, mich vom Schreien abzuhalten, und irgendein Reiter, irgendein halb bekanntes Gesicht, schoß vorüber und fing die Zügel meiner Stute ein. Dann spornte er sein Pferd zum Galoppieren und zerrte mein Tier hinter sich her. Ich klammerte mich in der Mähne meiner Stute fest und versuchte, sie anzuhalten. Sie tanzte wild und stieg. Ich war nicht sicher, was ich tun sollte, ich wußte noch nicht einmal, für welche Gruppe dieser Krieger kämpfte. Ich brachte mein Tier wieder zum Galoppieren. Das Blut und das Sonnenlicht der Straße verschwanden hinter den Bäumen. Ich begriff, daß ich rückwärts geschaut hatte. Weiteres Gebrüll schallte, und ein paar andere Reiter galoppierten hinter uns her, holten uns ein und ritten neben uns.
»Sie verfolgen uns nicht«, sagte Bedwyrs ruhige Stimme neben mir. »Sie kümmern sich um Gwyn und um die Verwundeten.«
Ich schaute hinter mich, und schon hatte sich die Straße zwischen den Bäumen verloren. Ich wußte noch nicht einmal, in welche Richtung uns der wilde Galopp brachte. Äste peitschten an uns vorüber und rissen an mir. »Laß mich zurückreiten!« schrie ich.
Bedwyr nickte seinem Freund zu, und der ließ meine Zügel los. Ich nahm sie und ließ meine Stute langsam im Schritt gehen. Die anderen taten das gleiche.
»Geh nicht zurück«, sagte Bedwyr. »Ich bitte dich, my Lady, komm mit mir.«
Ich hielt mein Pferd an. Die Stute stand still, ihre Flanken zitterten, und ihre Augen rollten zu mir zurück. Sie hatte die Ohren flach an den Kopf gelegt. Um uns herum war nur das Geräusch des Windes in den Blättern und das Lied der Vögel. Ich holte tief Atem und blickte durch die Äste hinauf zum verhüllten Himmel. »Gwyn«, sagte ich, und meine Stimme war fast verschwunden. »Du hast Gwyn getötet. Du hast ihn umgebracht.«
Bedwyr sagte nichts.
»Aber er hat noch nicht einmal gekämpft - er hatte seinen Schild
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