Die Krone von Camelot
fürchtete eine Szene, harte Worte, Feindschaft zwischen denen, die er liebte. »Was erwartet er denn?« fragte er mich besorgt. »Erwartet er etwa, daß.«
»Er ist gekommen, um die Lady zu rauben«, erklärte Medraut. Er nahm seinen Schild von der Schulter und schnallte ihn an den Arm. Einige der anderen Krieger taten das gleiche.
»Im Namen des ewigen Gottes!« schnappte ich, zornig über die Krieger und noch zorniger auf Bedwyr. »Es ist nicht notwendig, sich auf einen Kampf vorzubereiten. Wenn Bedwyr deswegen gekommen ist, dann wird er unverrichteterdinge wieder wegreiten. Denn ich werde nicht mit ihm gehen.«
Medraut achtete nicht auf das, was ich sagte. Er zog seinen Wurfspeer aus der Schlinge am Sattel und ließ sein Pferd vorwärts laufen. Die andere Gruppe hielt inne, und Medraut zügelte sein Pferd auch wieder. Er gab ihm die Sporen, damit es tanzte.
»Du hinterhältiger Verräter!« rief Medraut. »Weswegen bist du gekommen?«
Bedwyr ritt wieder vorwärts. Dann, als er sich von den anderen gelöst hatte, hielt er sein Pferd an. Auch er hatte sich den Schild an den Arm geschnallt, aber er hielt ihn im Winkel vom Körper ab und war dadurch ungeschützt. »Laß die Lady Gwynhwyfar mit uns kommen«, rief er Medraut zu. »Ich weiß, daß das Haus ihres Vetters ihr wenig gefallen wird, und - wie der Kaiser sagte - es ist nicht ziemlich für solch eine Dame, wie eine Verbrecherin behandelt zu werden.«
Er war also tatsächlich deswegen gekommen. Ich erinnerte mich an Bedwyrs Versuch, zu protestieren, als mir der Schuldspruch gesprochen wurde. Wortlos schrie ich vor Zorn und Hilflosigkeit auf. Er hätte doch wissen müssen, daß ich nicht gerettet werden wollte, daß er mich nicht vor den Konsequenzen unseres Verbrechens schützen konnte und daß es nicht seine Aufgabe war, mich zu schützen. Ich war, obwohl ich bei ihm schwach gewesen war, stark genug, jetzt den Kummer zu ertragen, und ich verdiente ihn auch. Oh, er war freundlich wie immer. Aber das war Wahnsinn. Ich spornte meine Stute vorwärts. »Medraut!« begann ich.
Medraut drehte sich um. Sekundenlang sah ich den Triumph in seinem Gesicht, und dann traf mich das Schaftende seines Speers an die Schläfe und schlug mich aus dem Sattel. Ich war so überrascht und entsetzt, daß ich noch nicht einmal aufschrie, und der Boden schien mir entgegenzuspringen. Über mir hörte ich Medraut rufen: »Sie hat das mit ihm zusammen geplant! Bewacht sie!« Ich versuchte aufzustehen - ich lag ausgestreckt im Staub der Straße -, aber er hatte mir den Atem aus den Lungen geschlagen, und ich konnte meine halb gelähmten Glieder nicht dazu bringen, mir zu gehorchen. Hufe donnerten an mir vorbei, und vor mir hörte ich Rufen und einen Schrei der Wut oder des Schmerzes. Ich versuchte wieder zu rufen, konnte es nicht, schaffte es, mühsam aufzustehen, und griff nach den Zügeln meiner Stute, um hinter Medraut herzureiten und ihn aufzuhalten. Denn ich sah, daß er auf Blutvergießen aus war, und ich wußte, daß ich ihn aufhalten mußte. Meine Stute war solch ein Durcheinander nicht gewöhnt und tanzte nervös. Sie versuchte, umzudrehen und nach Hause zu laufen, und ich sprang wie blöde hinter ihr her. Mehr Hufe waren um mich herum, und dann drängte sich Gwyns Pferd neben meins, und Gwyn lehnte sich aus dem Sattel über mein Pferd und streckte dem Arm aus, um mir hochzuhelfen. »Halte sie auf!« schrie ich ihm entgegen und nahm seine Hand nicht. Ich wußte, jede Sekunde war kostbar, und er konnte die anderen schneller erreichen. »Gwyn, Gwyn, mein Herz, dies ist völliger Wahnsinn. Geh, sag Bedwyr, daß ich nicht mit ihm gehen werde. Bring ihn dazu, wieder wegzureiten. Halte sie auf! Lieber Gott!«
Gwyn verstand sofort. Er spornte seine Fuchsstute zum Galoppieren. Sie setzte davon wie die Möwe, nach der sie benannt war, und ich schaffte es, in meinen Sattel zu klettern, mein Pferd zu wenden und hinter ihm her zu galoppieren. Vor mir war ein wirbelndes Gedränge von Männern und Pferden und Waffen. Schwerter blitzten, Wolken von Staub wallten auf, Kalk stäubte von den Schilden in die klare Luft. Pferde drängten rückwärts und drehten sich auf der Stelle. Einer von Bedwyrs Männern lag sehr still im Staub der Straße. Er durchweichte den Sand mit seinem Blut. Medraut kämpfte gegen einen anderen und versuchte, Bedwyr zu erreichen, der gerade mit Rhuawn focht. Und Gwyn galoppierte auf all die Männer zu, und sein helles Haar flatterte im Wind.
»Halt, halt!« rief
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