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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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ihm hinüber und legte die Arme um ihn und tröstete ihn. Ich hielt ihn, wie eine Mutter ein verletztes Kind halten würde.
     

9
    Da Macsen sowohl Bedwyr als auch mich zum Fest an diesem Abend eingeladen hatte, hatte ich angenommen, es sei eine informelle Angelegenheit, bei der Männer und Frauen zusammen essen konnten. Aber als ich an Bedwyrs Arm eintrat, entdeckte ich, daß ich die einzige anwesende Frau war. Ich blieb auf der Schwelle stehen und spürte, wie mein Gesicht unter den starren Blicken all der Männer heiß wurde. Nicht alle von Macsens Kriegern waren da, denn da er in einer römischen Stadt wohnte, besaß er keine richtige Festhalle und konnte sie nicht alle unterbringen - aber es waren genug von ihnen zugegen, daß ihre Blicke mich störten. Einen Augenblick lang war ich in Versuchung, einfach kehrtzumachen. Dann schob ich den Gedanken beiseite und vergaß die neugierigen Blicke, denn neben Macsen auf dem Podium saß - Cei.
    Der Eingang zu dem öffentlichen römischen Gebäude, das Macsen zu seiner Halle gemacht hatte, lag hinter dem Podium. Cei mußte sich also umdrehen, um festzustellen, wen die anderen anstarrten. Als er es tat, wurde sein Gesicht fast so rot wie sein Bart, und er sprang auf die Beine.
    »Was soll das heißen?« wollte Cei wütend von Macsen wissen. »Du hast gesagt, die beiden wären nicht in deiner Festung, als ich dir den Brief gegeben habe!«
    »Das waren sie auch nicht. Sie sind heute nachmittag angekommen. Ich habe sie hierherbringen lassen«, gab Macsen aalglatt zurück. »Setz dich wieder, Cei.« Und dann schaute er Cei nachdenklich an und biß sich auf die Oberlippe.
    Cei blieb stehen. »Hast du vor, ihnen Unterschlupf zu gewähren? Sie sollten deine Gefangenen sein, nicht deine Gäste!«
    »Vielleicht sind sie es auch. Das erfährst du morgen, Cei.«
    »Ich bin an den Befehl meines Herrn gebunden«, sagte Cei scharf. »Und es wäre für mich nicht ziemlich, mit den Feinden meines Herrn zu essen und zu trinken.«
    »Ich bin hier der Herr, nicht du«, sagte Macsen jetzt schärfer. »Entweder bleibst du als mein Gast hier, oder du verläßt das Fest. Was aber die beiden anbetrifft - die bleiben.«
    Ich ließ Bedwyrs Arm los und kam herüber, während Cei schäumend dastand und nicht wußte, was er tun sollte. »Cei«, sagte ich, »ich wußte nicht, daß du hier warst, aber bei deinem Anblick sinkt mein Herz. Wenn die Befehle meines Herrn es dir erlauben, dann bleibe und erzähl mir, was in Camlann passiert ist. Denn ich bin fast krank vor Sehnsucht, von Camlann zu hören. Wenn du aber nicht bleiben kannst. Macsen, ich würde lieber gehen, als daß du aus Höflichkeit so unehrenhaft einen Gast und Botschafter von deinem Fest wegschickst.«
    Macsen biß sich auf die Lippe und starrte mich an. Denn so, wie ich es ausgedrückt hatte, würde es einen ernsten Bruch der Gastfreundschaft bedeuten, wenn er Cei wegschickte. Aber Cei zog die Schultern hoch und schaute mich verwirrt an.
    »My Lady«, begann er und rief dann angewidert aus, »ach, zur Hölle damit! Ich meine Lady Gwynhwyfar!« Aber er fuhr nicht fort. Ich nahm seine Hand und umklammerte sie. Ich war überrascht, wie froh ich darüber war, sein Gesicht zu sehen. Ich hatte das Gefühl, als ob eine klebrige Lage von Staub jetzt weggewaschen worden wäre und als ob ich mich wieder wie ich selbst benehmen konnte. Cei schaute noch immer verwirrt drein, aber fast unwillkürlich nahm er meine Hand und umfaßte sie mit beiden Händen. »Also, my Lady«, sagte er ruhiger, »du bist schon seit so vielen Jahren meine Herrin gewesen, daß ich keine andere Anrede für dich mehr finden kann. Und trotz allem sind wir ja Freunde gewesen, du und Bedwyr und ich. Vielleicht sollte ich jetzt gehen und die Leute über König Macsens Gastfreundschaft reden lassen, wie sie wollen - aber wenn er treu bleibt, dann reisen wir morgen zusammen zurück nach Camlann.«
    »Und ich würde die Reise in solcher Gesellschaft genießen«, gab ich zurück.
    Cei lächelte und ließ mich zu seiner Rechten Platz nehmen -nicht auf dem Platz, den Macsen mir hatte geben wollen. Bedwyr setzte sich zu meiner Rechten nieder. Er begrüßte Cei nicht, er starrte nur auf den Tisch, und Cei sagte kein Wort zu ihm. Aber sie kannten einander vielleicht besser, als ich sie beide kannte. Sie hatten unzählige Schlachten zusammen gekämpft, einander das Leben gerettet, bei zahllosen Feldzügen Seite an Seite gelagert. Das machte es für die beiden jetzt um so schwieriger,

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