Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
an, mein Haar aufzustecken und zu flechten.
    »Aber siehst du denn nicht, daß es schlimmer ist, zweimal ein Verräter zu sein als einmal?« fragte Bedwyr in großem Kummer.
    »Ich sehe nur, daß wir unserem Herrn Übles angetan haben, und noch mehr Übles hat sich daraus ergeben. Wir sollten zurückgehen und die Strafe für unser Verbrechen erdulden, anstatt wie Hunde herumzukriechen, die eine Tracht Prügel erwarten und sich gern davor drücken würden.«
    »Gwynhwyfar, dies ist nicht dein Heimatland, und du hast auch keinen Eid geschworen!«
    »Ich wünschte, du hättest das auch nicht getan. Und obwohl es doch so ist, sehe ich nicht ein, warum dein Eid gegenüber Macsen schwerer wiegt als dein Eid gegenüber Artus!«
    »Weil ich meinen Eid gegenüber Artus schon gebrochen habe.«
    »Ach, deine Philosophie sei verdammt! Eide sind bedeutungslos; es ist das Herz, das schwört und sich an das bindet, was ein Mann ist und wofür er steht. Du hast im Herzen doch nie vorgehabt, Macsen zu dienen.«
    »Ich kann nicht dadurch flüchten, daß ich mich frage, was ich im Herzen gemeint habe. Ich habe geschworen, Macsen zu dienen, und jetzt muß ich die Konsequenzen ziehen. Ich habe mich einmal zum Verräter gemacht, und ich weiß, was daraus erwachsen ist. Ich will es nicht noch einmal tun, selbst wenn der Grund wichtiger wäre. Ich will statt dessen sterben, wenn Gott gerechterweise oder gnädigerweise mir den Tod gibt.«
    Einen Augenblick schauten wir einander an. Dann fiel mir wieder ein, was Bedwyr hatte tun wollen, und ich ging zu ihm hinüber, kniete neben ihm auf den Fußboden nieder und nahm seine Hand. Ich konnte nicht verstehen, warum er sich weigerte, Macsen zu verlassen, aber ich mußte glauben, daß er nach seinem Gewissen handelte.
    »Also gut«, flüsterte ich. »Bleib hier. Aber ich habe nicht geschworen, und ich werde gehen. Wie lautet die Losung?«
    Er starrte mich einen langen Augenblick an. Dann fiel er neben mir auf die Knie, legte die Arme um mich und zog mich heftig an sich. »Geh nicht«, stöhnte er. »Geh nicht.«
    »Wie lautet die Losung?« wollte ich wild von ihm wissen, denn seine Bitte zerriß mir das Herz.
    Er ließ mich langsam los und sah mich wieder an. »Du kannst doch nicht vorhaben, mich auch noch zu verlassen.«
    »Ich liebe dich. Das weiß du. Und vielleicht will ich nur gehen, weil ich dieses Land und dieses Leben hasse. Aber ich kann diesen Zwiespalt nicht länger ertragen. Wenn du mir nicht hilfst, Bedwyr, dann werde ich eine andere Möglichkeit zur Flucht finden, ganz allein, das verspreche ich dir. Obwohl ich dich liebe, werde ich -muß ich gehen.«
    Während er mich weiterhin anstarrte, fragte ich mich, ob er sich wohl umbringen würde, wenn ich ihn verließe. Der Gedanke ließ mich innerlich zittern. Aber ich konnte es nicht zulassen, daß er nur für mich lebte, wenn darum alles andere in Scherben fiel. Und ich glaubte, daß er das Schwert nur im ersten Ansturm des Schmerzes festgebunden hatte und daß er in Wahrheit auf einen Tod in der Schlacht hoffte. Er wußte, daß ein Selbstmord sowohl Artus als auch Macsen in Verlegenheit bringen würde, und außerdem war Selbstmord eine weitere Todsünde. Und ich hoffte, daß er in der Schlacht starb. Er hatte nichts mehr, für das er leben konnte, und es war besser, im Kampf zu sterben, als sein Blut im erstickenden roten Luxus dieses schrecklichen Zimmers zu vergießen.
    »Die Losung der Festung ist >Freiheit<«, sagte Bedwyr mit leiser Stimme. »Aber die Wachen am Tor haben ein besonderes Losungswort. Wenn sie danach fragen, dann sag >Freiheit<. Danach werden sie weiter fragen: >Wessen Freiheit?< und darauf muß du antworten: >Die Freiheit des Willens und dieses Königreichs<.«
    »Die Freiheit des Willens und dieses Königreichs«, wiederholte ich und schaute ihn an. Ich fühlte mich unaussprechlich glücklich darüber, daß er verstand und daß er mir wenigstens dabei zustimmte. »War das deine Idee?«
    »Nein, Macsen hatte den Gedanken. Er gibt jeden Tag eine neue Losung aus, und gewöhnlich hat sie etwas mit Freiheit zu tun. Die Kleidung und den Panzer will ich dir geben.«
    »Nicht hier. Ich werde beobachtet, wenn ich dieses Zimmer verlasse. Könntest du die Sachen irgendwo verstecken - in den Ställen? Ich glaube, ich könnte den Wachen entschlüpfen, wenn ich die Festhalle verlasse. Sie folgen mir nicht, wenn ich mit dir zusammen bin.«
    »Gut«, sagte er wie betäubt.
    Ich musterte sein Gesicht, hatte den Wunsch, es mir

Weitere Kostenlose Bücher