Die Krone von Camelot
hat mir geholfen zu fliehen. Macsen hielt mich unter Bewachung.«
»Komm hier herein. Morfran, kümmere dich um das Pferd der Lady.«
Ich ging linkisch in den schweren Stiefeln um das Feuer herum. Ich kam mir in den übergroßen Männerkleidern ausgesprochen lächerlich vor, als ob es nichts Wichtigeres gäbe, das ich fühlen sollte. Artus hielt die Zeltklappe für mich auf, und ich ging hinein.
Drinnen brannten zwei Fackeln und eine Lampe. Cei saß mit einem Stapel von Kartenplänen an dem leichten Tisch. Er sprang auf und starrte mich erstaunt an, als ich eintrat. Auf dem Bett, angelehnt an einen der Zeltpfosten, saß Gawain.
Ich schrie auf, als ich ihn sah, wollte vorwärts gehen und stolperte in meinen Stiefeln. Artus half mir wieder auf die Beine. »Gawain!« rief ich aus, und ich spürte, wie mein Gesicht sich fast in einem Lächeln verzog, wie ich es seit vielen erschöpfenden Monaten nicht mehr gelächelt hatte. »Bedwyr sagte mir, er hätte dich umgebracht!«
»Fast«, meinte Artus hinter mir. Gawain starrte mich an, als ob er mich nicht erkannte. Seit dem Tag, an dem ich ihn zum letztenmal gesehen hatte, war er gealtert, und er wirkte sehr bleich und krank. Sein Kopf war verbunden. »Wie auch immer«, fuhr Artus trocken fort, »der Hieb war nicht besonders hart. Gawain, Cei, meine Frau ist mit Bedwyrs Hilfe aus der Stadt entkommen.«
»Das ändert nichts«, sagte Gawain langsam. »Bedwyr bleibt schuldig.«
»Willkommen, my Lady«, sagte Cei, nahm meine Hand und grinste. »Hundertmal willkommen.«
»Tausend Dank. Gawain, ich bin sehr froh, daß du am Leben bist. Und Bedwyr wird genauso froh sein.« Ich schaute mich nach Artus um, und dann entschied ich mich, es offen auszusprechen. »Heute morgen hatte er vor, sich in sein Schwert zu stürzen, als er glaubte, du wärst tot.«
»Das ändert nichts«, wiederholte Gawain.
Artus nahm meinen Arm und führte mich zu einem anderen Stuhl. Ich setzte mich, und er stand einen Augenblick da und schaute mich an. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, obwohl ich sein Gesicht so gut kannte. »Was ist das in deinem Gesicht«, fragte er.
Ich rieb daran, nahm dann den Schal und rieb noch einmal damit. »Ein Bart. Ich brauchte einen, um durch das Tor zu gelangen«, ich legte den Schal hin. »Wenn es dir irgend etwas nützt, Macsens Losungswort für heute nacht ist >Freiheit<.«
»Aha!« rief Cei.
»Mag sein«, sagte Artus und beobachtete mich noch immer.
»Ein Nachtangriff!« sagte Cei eifrig. »In der Tat, my Lady, das ist eine ausgezeichnete Idee. So könnten wir es vielleicht schnell zu Ende bringen. Es wäre besser als noch mehr Arbeit mit diesen
Belagerungsmaschinen«, und dann, an Artus gewandt, »die du aus diesem Buch hast. Damit verschwenden wir nur Zeit und Leben.« Er schaute Gawain an, wie um ihn herauszufordern. Offensichtlich hatte ich ein Gespräch darüber unterbrochen, wie man Car Aes einnehmen könne, und Cei und Gawain hatten unterschiedliche Ansichten. »Und ich sage noch immer, daß wir diese verfluchte Stadt aufgeben sollten, wenn unser Nachtangriff danebengeht. Wir sollten nach Süden ziehen, alles plündern, was wir finden können, und dann nach Hause zurückkehren. Im nächsten Sommer können wir ja wiederkommen. Macsen hätte es dann sicher satt, für uns den Gastgeber zu spielen, und würde sich mit uns einigen.«
»Wir müßten mehr über die Verteidigungsanlagen herausfinden, ehe wir einen Nachtangriff riskieren können«, sagte Artus müde. Und, an mich gewandt: »Kommt Bedwyr auch?«
Alle schauten mich an, und ich senkte den Blick und starrte auf meine Hände. Ich rieb den Finger, an dem ich einmal den Ring mit dem kaiserlichen Siegel getragen hatte, und schüttelte den Kopf. Ich blickte wieder zu Artus auf. Er wirkte müde und überhaupt nicht zornig. »Bedwyr hat Macsen einen Eid geschworen. Er. ich glaube, er würde gern kommen. Aber er meint, er ist verdammt, und will sich dir nicht gegenüberstellen. Und er sagt, er will nicht zweimal meineidig werden.«
»So. Und Macsen will ihn natürlich so lange wie möglich behalten, denn seine eigene Feldherrnkunst ist nichts im Vergleich mit Bedwyrs. Er wird sich also nicht einigen, auf lange Zeit nicht.« Artus schüttelte den Kopf. »Cei, du weißt, daß wir es nicht wagen können, lange von Britannien fortzubleiben.«
»Bedwyrs Gründe ändern nichts«, wiederholte Gawain noch einmal. »Die Gerechtigkeit verlangt es, daß er stirbt. Macsen ist dazu nur ein Werkzeug.«
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