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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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natürlich auch bei der Besprechung, also hatte er nichts anderes zu tun, als auf mich zu warten.
    Bedwyr war ein vielschichtiger Mann. Er war Artus’ bester Freund, wie auch der beste Freund von Cei. Aber er unterschied sich von Cei, wie das bei einem Menschen nur möglich ist, und er war auch anders als die meisten anderen Krieger. Er kleidete sich einfach, ohne die bunten Farben oder den Schmuck, den die Krieger lieben. Er hatte sehr dunkles, braunes Haar und braune Augen, und er trug seinen Bart kurz geschnitten. Gewöhnlich war sein Gesichtsausdruck ruhig und aufmerksam. Sehr wenig entging ihm. Er war Bretone und stammte aus dem Südosten von Kleinbritannien, aus einer edlen Familie von römischer Herkunft. Er hatte auch eine römische Erziehung genossen, denn das Römische ist in Gallien stärker als in Britannien. Aber er hatte nicht viel darauf geachtet. Er schloß sich dem Heer des Bran an, dem jüngeren Sohn des Königs von Kleinbritannien, der Artus’ Verbündeter wurde. Dort gewann er schnell Ruhm und Autorität, denn er war ein gefährlicher Reitersoldat, und er hatte die Klarheit der Gedanken, die Selbstbeherrschung und die Macht der Persönlichkeit, die einen Mann im Krieg zu einem Feldherrn macht. Als sein Herr Bran die See überquerte, um Artus in seinem Kampf gegen die Könige von Britannien um den Purpur zu helfen, da war Bedwyr einer seiner Kapitäne. Aber er wurde in der Schlacht verwundet, in der Artus die Krone gewann, und verlor seine Schildhand - seit damals schnallte er im Kampf seinen Schild fest an den Arm. Diese Begegnung mit dem Tod hatte seiner früheren Rücksichtslosigkeit ein Ende gesetzt. Er wurde bekehrt zu der Philosophie, die er als Junge gelesen hatte, und nahm sich vor, nach Kleinbritannien zurückzukehren und Mönch zu werden. Statt dessen begegnete er Artus, und nach einer einzigen Unterhaltung hatte er sich entschlossen, daß es besser wäre, für Gott zu kämpfen, als in einem Kloster über ihn nachzudenken. Ein paar Dutzend Krieger waren ihm gefolgt und hatten den Eid auf Artus geschworen, und Bran hatte wehmütig bemerkt, er sei nach Britannien gekommen, um Artus zum Titel zu verhelfen und nicht zu seinen eigenen besten Kriegern. Aber Artus lächelte und machte Bedwyr zu seinem Führer der Reiterei.
    Dennoch, selbst als Leiter von Artus’ Kavallerie und später, als Artus diesen Posten nicht mehr besetzte, als Feldherr hatte Bedwyr seine philosophische Distanz beibehalten. Er war ein sehr guter Mensch, und nie seit seiner Bekehrung waren niedrige oder grausame Handlungen von ihm bekannt geworden. Er hatte eine Leidenschaft für die Ehre, aber als ich ihm das erstemal begegnete, schien mir das seine einzige Leidenschaft zu sein. Ich fand ihn kalt. Er war niemals unhöflich, aber er hatte mir nur sehr wenig zu sagen, und er schaute mich nicht einmal lange an. Nachdem ich einige Zeit versucht hatte, mich mit ihm anzufreunden, und das nicht erreichte, nahm ich an, daß Bedwyr wie viele Philosophen mit Frauen wenig im Sinn hatte. Ich fand das um so ärgerlicher, als er nur vier Jahre älter war als ich und keineswegs ein graubärtiger Weiser. Es verwirrte mich, daß so viele andere, die ich liebte, ihn auch liebten. Und ich fing an, ihm seine Kälte mit einem - gleichermaßen höflichen - Widerwillen heimzuzahlen.
    Als allerdings Medraut in Camlann ankam und die Streitereien begannen, da entschied ich, daß die Burg diese stille Feindschaft zwischen der Frau des Kaisers und seinem Feldherrn nicht tragen konnte, und wieder einmal bemühte ich mich, freundlich mit ihm zu sein. Lange Zeit erlebte ich wieder keine Fortschritte - und dann, eines Nachmittags, über irgend etwas ganz Trivialem, lächelte Bedwyr mich an. Sein Lächeln veränderte sein Gesicht in einer Weise, die ich noch niemals bemerkt hatte, denn niemals zuvor hatte ich ein Lächeln von ihm empfangen. Die dunklen Augen waren warm und freudig, sein Blick war mit einer Aufmerksamkeit auf mein Gesicht geheftet, die nicht mehr ruhig und gedankenvoll war, sondern lebendig und eifrig. Dann sah ich, daß ich mich die ganze Zeit geirrt hatte: Er war nicht kalt. Seine Distanz - das war der Schutz eines stolzen, ehrenhaften Kopfes gegen ein leidenschaftliches Herz. Er war einmal hart und gewalttätig gewesen, hatte sich von Launen beherrschen lassen, und jetzt war er entschlossen, nur noch seinem Verstand zu trauen. Ich entschied, daß seine philosophische Ehre ihn dazu geführt hatte, Frauen zu meiden, so daß er kaum

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